Freiheit. „Meine Freiheit muss noch lange nicht deine Freiheit sein!“, sagt Georg Kreisler und für Hannah Arendt erfährt der Mensch wahre Freiheit nur in einem geschützten, öffentlichen Raum. Dieser erlaubt es, Menschen zu handeln, was im Arendtschen Sinne die Grundlage des Politischen darstellt: Sobald wir im Plural handeln, sind wir politisch.
Ty Segall kann man nun definitiv nicht vorwerfen, sich einem Nicht-Handeln hinzugeben. Anlässlich seiner aktuellen, bereits zweiten selbstbetitelten Platte hat er nämlich eine Gruppe Freiheitsliebender um sich geschart.
Die FREEDOM BAND besteht aus Emmett Kelly (guit, voc), Mikal Cronin (bass, voc), Charles Moothart (drum, perc) und Ben Boye (piano, wurlitzer). „Man kennt sich“ also, entweder von diversen Nebenprojekten (Moothart bei FUZZ, GØGGS, TY SEGALL BAND; Split „Reverse Shark Attack“ 2009 mit Cronin) oder durch die Backing-Band der letzten Platte, den MUGGERS (Kelly, Cronin und Moothart waren auch dabei).
Aber warum jetzt erneut eine selbstbetitelte 2? Ein Interview mit dem kalifornischen Radiosender KCRW klärt auf: Die Platte wurde live (wie damals „Slaughterhouse“ mit der TS BAND 2012; jetzt bei Steve Albini!) aufgenommen und stelle eine persönliche Zusammenstellung von neun Songs dar.
In Anbetracht dieser intimen Note erscheint die Veröffentlichung als „s/t“ sinnvoll. Blicken wir in die jüngste Vergangenheit: „Manipulator“ (2014) predigte Glamrock mit Psychedelic und die Konzeptplatte „Emotional Mugger“ (2015), auf welcher er mit den MUGGERS unsere Gefühlskälte in verschrobener LoFi-Ästhetik in den Vordergrund stellte.
Und jetzt? Suchen wir Referenzen in Segalls Diskografie, steht die Platte stilistisch seiner T. REX-Hommage „Ty Rex“ (2015) doch am nächsten, wobei die Würdigung Marx Bolans deutlich roher und eindimensionaler ausfällt als die breite Instrumentalisierung dieser neuen Platte.
Geradezu „bolanesk“ wirkt da die mächtige Eröffnungszeremonie, die der Opener „Break a guitar“ abfeiert und auf die beiden zusammenhängenden Folgetitel „Freedom“/„Warm hands“ durch einen Jam ausgedehnt wird.
Zusammen mit „The only one“ und „Thank you Mr. K“ bilden diese auch den „Heavy-Part“ der Platte. Dadurch haben die ruhigeren Balladen wie „Orange color queen“ oder „Talkin’“ mehr Platz, erinnern an die „Sleeper“-Platte und stechen jedoch nur in beiden genannten Fällen heraus – erstes durch tolle Liebes-Metaphorik „You’re a tree inside an airplane“, zweites durch unterhaltsamen Text und Young/Dylan-Allüren.
Es bleibt eine schöne, schnell vorbeiziehende Platte. Hier findet sich nicht etwa ein Umbruch in seinem Schaffens, wie das „s/t“ vermuten lassen könnte. Und die Freiheit, so viele Platten zu machen, hat er ja zum Glück.
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