Etwas anderes als eines der Alben des Jahres wäre hier eine Überraschung gewesen. Nach einer Vorlage wie „The Dangers Of Standing Still“ konnten Oklahomas Beste mit „Titles“ eigentlich gar nichts mehr falsch machen.
RED CITY RADIO schicken unter der Anfeuerung der beiden Sänger Garrett Dale und Paul Pendley zehn neue Songs auf das Feld und lassen dort erst mal keinen Stein auf dem anderen. Es gibt genug Zeilen, die sich lohnen, laut im Auto, im Wohnzimmer oder noch besser auf einem Konzert gesungen zu werden.
Eine versprüht jedoch den Charme, der RED CITY RADIO seit ihrer ersten EP „To The Sons & Daughters Of Woody Guthrie“ besonders ausmacht: „When you find yourself in a hole / Stop digging.“ Es ist nicht die einzige Weisheit, die man allein in dem potenziellen Lieblingssong „Show me on the doll where the music touched you“ finden kann.
Dass die Band im Sinn hatte, ihre Texte viel persönlicher zu gestalten, macht die Sache noch viel interessanter. Ja, es wird einem leicht gemacht, jede Textstelle mitzusingen. Ja, wenn nicht von denen, von wem soll es dann von Herzen kommen? Eines muss jedoch auch klar sein: Bei RED CITY RADIO weiß man, was man sich ins Haus geholt hat.
Überraschungen halten sich musikalisch in Grenzen – was der Beziehung zwischen der Band und den potenziellen Hörern auf jeden Fall gut tut. Nicht, dass die Musiker ihre Instrumente nicht bedienen können – ganz im Gegenteil.
Aber wer hat sich nicht schon im Geheimen überlegt, welche Zeile er wohl posten könne oder gar wo sich „Standing still was never part oft he plan“ am besten am eigenen Körper machen würde.
Jedoch muss man bei aller Begeisterung auch in Frage stellen, ob RED CITY RADIO ihr selbst vorgelegtes hohes Niveau halten können. Die Antwort ist klar, glasklar: Ja und noch mal ja. Die Liga der ehrenwerten Karohemdenträger von NOTHINGTON und HOT WATER MUSIC hat nun langfristig würdige Gesellschaft bekommen.
RED CITY RADIO sind eine Band, die man mit Momenten und Situationen verbinden kann, die sicherlich auch die eine oder andere Lebensweisheit parat hat und die einen aus der Scheiße holt. Dass Musik so etwas heute noch schaffen kann, haben zuletzt auch wieder Chuck Ragan und seine Mannen unter Beweis gestellt.
Es gehört aber doch auch einiges dazu, zeitlose und interessante Texte, voller Emotionen und Hoffnung in Songs zu verpacken, die den Hörer ein Leben lang begleiten werden. „Titles“ hat das Potenzial in einem Atemzug mit „No Division“ genannt zu werden und das nicht als kleiner Bruder.
RED CITY RADIO haben einen Schritt in Richtung Unsterblichkeit gemacht – und sie sind noch lange nicht am Ende. Man mag ob der Präsenz der beiden Sänger vergessen, dass hier eine Band zu hören ist, die aus vier hervorragenden Musikern besteht, welche diesen Punkrock erst zu dem machen, was er ist: authentisch und verdammt intensiv.
Im Grunde war es schon in dem Moment klar, als das Album für diesen Herbst angekündigt wurde: „Titles“ wird zu den Hits des Jahres gehören. Bei dem einen oder anderen muss die Liste der besten Platten aller Zeiten jetzt wohl neu geschrieben werden.
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