Wie von THE OCEAN gewohnt, gibt es auf dem neuen Album „Anthropocentric“ wieder ausschweifende, verspielte, mal brachiale, mal episch-flächige Heavy-Kompositionen zu hören, in die aber immer wieder auch ruhigere Passagen eingebaut werden, wodurch die Songs eine interessante Dynamik erhalten.
Die Produktion ist glasklar, wobei der Fokus dieses Mal auf das klassische Rockinstrumentarium gelegt wurde, Piano und Streicher hingegen nur noch eine hintergründige, punktuelle Funktion haben.
Die einzelnen Stücke funktionieren weniger als eigenständige Songs, sondern sind hauptsächlich auf den Transport der Idee hin konzipiert. Daraus ergibt sich, dass die Songstrukturen bisweilen sehr komplexe, schwer nachvollziehbare Formen annehmen.
Es sind aber eben vor allem diese konzeptuellen Überbauten, welche THE OCEAN vom Großteil anderer Bands dieser Machart unterscheiden. „Anthropocentric“ ist als Nachfolger von „Heliocentric“ der zweite Teil eines Gesamtkonzepts, welches im Geiste Dostojewskis, Nietzsches und Dawkins’ eine Fundamentalkritik des Christentums entwerfen möchte.
Es ist kritische Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Weltbild, welches den Mensch als höchste Schöpfung und als den Mittelpunkt des Universums begreift und auch heute noch von Kreationisten und anderen modernen Fundamentalisten vehement vertreten wird.
Das, was bisher noch für jedes THE OCEAN-Album galt, gilt ganz allgemein auch für „Anthropocentric“: Es hat Längen, es hat Wirrungen, es hat Kanten und ist daher mit Sicherheit nicht jedermanns Sache.
Wer sich aber darauf einzulassen bereit ist, der wird mit einem sowohl musikalisch als auch thematisch-inhaltlich sehr vielschichtigen, herausfordernden Album belohnt. Ach ja, das Artwork ist beinahe schon selbstverständlich wieder sehr exquisit ausgefallen!
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