In Szenekreisen sind THE LAST GANG schon längst keine Unbekannten mehr. Die Band um Sängerin und Gitarristin Brenna Red ist in unterschiedlicher Besetzung bereits seit über zwanzig Jahren aktiv, doch war ihnen der ganz große Erfolg bislang leider nicht vergönnt. Das dürfte sich nun grundlegend ändern: Zum einen spielten sie sich als Support auf NOFX’ großer Abschiedstournee in die Herzen vieler neuer Fans, zum anderen steht mit „Obscene Daydreams“ ihr nagelneues Album in den Startlöchern, das wie bereits der 2021er Vorgänger „Noise Noise Noise“ auf Fat Wreck Chords erscheint. Damit dürfte ihnen nun gewiss noch größere Aufmerksamkeit zuteil werden, die zweifellos auch hart erarbeitet und damit wohlverdient ist. Vom Trio zum Quartett gewachsen, schrieben THE LAST GANG für „Obscene Daydreams“ endlich wieder gemeinsam an neuem Material, nachdem Frontfrau Brenna zuvor vor allem pandemiebedingt noch im Alleingang mit dem ehemaligen Produzenten Yotam Ben Horin von USELESS ID zugange war. Die Kohärenz und das ausgereiftere Songwriting der insgesamt elf neuen Songs lassen vom ersten Akkord an aufhorchen. Noch nie zuvor klang die Band aus Los Angeles mit ihrem eingängigen Stilmix aus Punkrock, Reggae und Pop so frisch und versiert. Dabei bilden Brennas kratzig-rauher Gesang, der hin und wieder auch an Brody Dalle erinnert, sowie die hohe Ohrwurmdichte nach wie vor ein ganz besonderes Markenzeichen. Thematisch orientiert sich der Vierer an den klassischen Idealen der Punk-Community, setzt sich beispielsweise ganz unmissverständlich für die LGBTQ+-Gemeinschaft ein, wie im Song „The others“: „Ich wollte einen Song schreiben, der sicherstellt, dass es keine Missverständnisse bei unseren Zuhörern gibt. Wir brauchen keine Leute, die Ignoranz in unsere Kreise bringen!“, bekennt Brenna ganz direkt und ohne Umschweife. Allen Neuerungen zum Trotz setzte man soundtechnisch hingegen wieder auf Altbewährtes und bat erneut Starproduzent Cameron Webb hinter die Regler. Als einer der momentan angesagtesten Soundtüftler, der neben Schwergewichten wie MOTÖRHEAD auch unzähligen großen Punkrock-Bands den nötigen Feinschliff verpasste, leistete er auch hier einen ganz wesentlich Beitrag zum dichten, klaren Klangerlebnis des Albums. Somit bleibt letztlich zu resümieren: Mit „Obscene Daydreams“ reihen sich THE LAST GANG endgültig in die Riege großartiger, zeitgenössischer Bands mit Frontfrauen ein, wie beispielsweise BAD COP/BAD COP, THE VENOMOUS PINKS, NEIGHBORHOOD BRATS oder THE BOMBPOPS und tragen damit Kathleen Hannas Forderung „Girls to the front!“ direkt Rechnung. „Obscene Daydreams“ ist ein exzellentes und abwechslungsreiches Album, das THE LAST GANG nun hoffentlich zum großen Durchbruch verhilft.
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