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ADAM ANGST

Neintology

An Tagen, in denen sich Bands wie FEINE SAHNE FISCHFILET, KRAFTKLUB und DIE TOTEN HOSEN zu einem Spontankonzert zusammentun, wird die Bedeutung von Musik immer klarer. Natürlich sind wir mehr als die! ADAM ANGST sind zurück – mit einem Statement.

Die Zeit in der „Neintology“ entstanden ist, scheint Jahre entfernt und alles war zwar schon kaputt, aber bei weitem noch nicht so gruselig wie in diesen Wochen. Für den Nachfolger ihres erfolgreichen Debüts stellte sich die Band die Fragen: Ist das noch Punk? Ist es nicht total egal, ob Punk oder nicht? ADAM ANGST haben sich entwickelt und bleiben doch der musikalische Mittelfinger an alle satten und konservativen Idioten.

Themen gibt es genug, über die Felix Schönfuß hier singen beziehungsweise die er kritisieren kann: Big Data, das Verhalten vieler Menschen allem Fremden gegenüber, Nazis. Anders jedoch als auf dem Debütalbum sind die Texte auf „Neintology“ etwas offener, lassen Platz für die Fantasie.

Wenn im Song „Immer noch“ Aliens landen, kann sich jeder überlegen, wie er diesen Besuchern begegnen wird. Man kann sich ausmalen, wie sich die üblichen zwei Gruppen gegenüberstehen: Auf der einen Seite die Konservativen, die von Angst vor dem Neuen getrieben fremde Besucher mit Hass und Gewalt empfangen.

Auf der anderen Seite dann wohl der Hörer, der sich nicht von dieser braunen Masse repräsentiert sieht und auf jeden Fall anders reagieren könnte. Es gibt auf „Neintology“ keinen Song, der gezielt die AfD anspricht.

Die Platte funktioniert subtiler. Jeder, der sich mit ADAM ANGST beschäftigt, wusste, was er bekommt. Die Band hat sich in Videos, Songs und in den sozialen Netzwerken stets positioniert.

Dabei sind sie sich ihrer Popularität und ihres Polarisierungspotenzials bewusst. „Neintology“ ist der Versuch, auch diejenigen auf den vermeintlich richtigen Weg zu bringen, die noch irgendwelchen Rattenfängern hinterherlaufen, bei denen es aber noch nicht zu spät ist.

Ja, dazu musste sich die Band musikalisch öffnen. Und ja, das ist sicherlich kein Punk mehr. Aber darum geht es bei ADAM ANGST ja auch nicht. Zum ersten Mal waren bei „Neintology“ alle Musiker am Schreibprozess beteiligt, was sich eindeutig als Bereicherung herausgestellt hat.

Songs wie „Alexa“ oder „Damit ich schlafen kann“ funktionieren deshalb so gut, weil man sie so nicht hätte erwarten können, von einer Band, die mit nur einer Platte viel Wirbel erzeugt hat.

Sie sind der Spiegel, den sich unsere Gesellschaft vorhalten lassen muss. Und wenn sie darin eine hassverzerrte Fresse erkennt, ist es eindeutig Zeit, etwas zu ändern. Kann Musik in Tagen von rechten Großdemos noch unpolitisch sein? Reicht es, auf einem linken Konzert gegen Nazis zu wettern? „Neintology“ ist mehr als nur eine Platte.

ADAM ANGST sind mehr als nur irgendeine linke Band. Sie sind wichtig. Jetzt mehr denn je.