NAPALM DEATH

Time Waits For No Slave

Man mag mir vorwerfen, ich interpretierte hier nur meine eigene Vorgehensweise in die Schrift anderer, aber: liest man sich durch diverse Rezensions-Archive, fällt auf, dass Besprechungen von NAPALM DEATH-Alben seit Anfang der Neunziger keine ernsthaften Bezüge zu anderen Bands, kaum stilistische Beschreibungen und keinerlei Einordnung in aktuelle Musikgeschehnisse aufweisen.

Stattdessen wird innerhalb des NAPALM DEATH-Werkes anhand bestimmter Kriterien analysiert: überwiegt das Midtempo oder die grindigen Momente, ist die Platte im Ganzen straight (sprich: punkig) oder experimentell (sprich: noisig), stechen einzelne Songs hervor oder funktionieren sie in ihrer Gesamtheit, also als Album? Und wie groß ist die Verwendung von Elementen der SWANS, dem großen Non-Metal- und -Hardcore-Einfluss NAPALM DEATHs? Abschließend natürlich die Beurteilung mit Blick auf des Gesamtwerk und die Einstufung in „besser" oder „schlechter" als die direkten Vorgänger.

Eine so beständige Abarbeitung von Kriterien bescheinigt einer Band wohl absolute Eigenständigkeit. „Time Waits For No Slave", wird es nicht anders ergehen, deshalb hier meine Analyse: Midtempo (was bei NAPALM DEATH aber eben nur „nicht permanent rasend schnell" bedeutet), wegen zig Breaks und Wendungen eher experimentell, trotz recht eingängiger Songs wie „Work to rule", Fallacy dominion" oder „Passive tense" entwickelt „Time Waits For No Slave" seine Stärke als Album und die SWANS-Elemente sind vermehrt in die Stücke eingearbeitet, als in etwas außenstehende Songs ausgegliedert.

Mit dem nach wie vor übermächtigen 2005er Album „The Code Is Red ... Long Live The Code" kann „Time Waits For No Slave", wie auch schon „Smear Campaign" von 2006, nicht ganz mithalten, ihr von Natur aus hohes Niveau unterschreiten die Dreiviertel-Engländer mit ihrem dreizehnten Album aber erneut nicht.