Bäm! LOIKAEMIE sind zurück! 16 Jahre nach dem letzten Langspieler („Loikaemie“, 2007) kommt – überraschend, aber von der Szene erhofft – ein neues Album. Ein neues Album von LOIKAEMIE, wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht, und noch weniger hätte ich gedacht, dass mich die Band noch mal so packt wie damals, als „Ihr für uns und wir für euch“ (1996), dem Skins-and-Punks-united-Ding (im Osten) überhaupt erst das richtige Format gegeben hat. Dass das neue Album aber so großartig und erfrischend anders aus den Boxen knallt, das war nicht zu erwarten. Ja, Vorabsongs wie „Lumpenmann“ und „Tief im Herzen“ ließen erahnen, dass sich da etwas zusammenbraut, die Band wieder Feuer gefangen hat. Aber dass das nun so ein alles abfackelndes Feuerwerk wird, war nicht abzusehen. „Menschen“, das fünfte Album der Band, ist eine Ansage! Zwölf Songs, die sich gnadenlos in die Gehörgänge fräsen, die die Band auf der Höhe der Zeit präsentieren, textlich und musikalisch ein völlig neues Niveau darstellen. Zwölf Songs, die packen, die mitnehmen, die ausgetretene Pfade verlassen, die gesellschafts- und selbstkritisch zum Nachdenken anregen. Die alte Flamme lodert noch, bei Nazis, Maulhelden und sonstigen Spinnern wird nicht eine Sekunde gefackelt. Good night white pride! „Menschen“ ist klare Kante, ist heftiger Knock-out-Sound, ist „große Fresse und ganz viele dahinter“ („Ewig“). Die Band ist sich und ihrem Spirit treu geblieben und doch ist – im dreißigsten Bandjahr – alles anders. Es gibt keine Kompromisse, keine Anbiederung, keine Reue, dafür deutliche und reflektierte Ansagen, einen knackigen, sehr rockigen Sound und eine runderneuerte Band, die ihre Roots kennt, aber alte Ketten sprengt: „Keine Grenzen und Mauern / Hinter denen wir versauern / Wir wollen unser Leben leben / Uns nicht mit Normen abgeben!“ („Nicht die Falschen hassen“). Selbstbewusst und aus persönlicher Sicht wird zurück und nach vorne geschaut, der gesunde Menschenverstand hochgehalten, die eigene Szene kritisch beäugt. Musik zum Zuhören! Mugge, die „ins Ohr, ins Herz und ins Bein geht“ („Lasst und rein“). Technisch versiert und präzise, textlich reflektiert und gehaltvoll, die Band spielt frei und motiviert auf. Gleich der Opener, „Wenn wir alle so wären“ („... wär’n wir alle am Arsch!“) ist eine gepflegte Hymne, die den kompletten Stammtisch abräumt und keinen Zweifel daran lässt, wofür und wogegen die Band steht. Weil es der Vierer ernst meint mit Subkultur und DIY, kommt das Comeback-Album auf dem bandeigenen Label Fettfleck Records raus. Aus der Szene, für die Szene! „Menschen“ ist das mit Abstand beste Album der Band, es wird alte Fans positiv überraschen und ihnen definitiv neue bescheren. Kernig-eingängiger Punkrock, relevant und charmant – Power from the Eastside at it’s best! (Meine) Platte des Jahres! Oi!
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