MINUS THE BEAR

Menos El Oso CD

Ich wollte schon immer mal das Wort "eklektisch" in einer Besprechung anbringen, und ich finde, bei diesem Album ist es angebracht, es fallen zu lassen - so, wie man sich auf einer Wanderung eine schöne Stelle für ein Picknick sucht und sich dann dort wohlig niederlässt.

Auch mit ihrem neuen Werk nämlich haben der einstige BOTCH-Gitarrist Dave Knudson, der durch seine Arbeit mit ISIS, MASTODON oder BLOOD BROTHERS bekannte Matt Bayles, Jake Snider Erin Tate und Cory Murchy das Kunststück vollbracht, einerseits eine eingängige, zeitgemäße Indierock-goes-Dancepunk-Platte aufzunehmen, andererseits alle Klischees zu umschiffen.

Man hat bei "Menos El Oso" (was einfach nur die spanische Übersetzung des Bandnamens ist) das Gefühl, es mit einem nahezu perfekten Album zu tun zu haben. Zum einen lullen einen hier poppige Melodien galore ein, vorangetrieben von einem bisweilen enorm pumpenden Beat (etwa "Hooray"), zum anderen ist hier nichts billig, nichts von der Stange, stellt sich zu keinem Zeitpunkt der "Ach ja, noch eine dieser Bands"-Effekt ein, den man zwangsläufig erfährt, wenn mal mehr als fünf Bands einen Sound zum Genre beziehungsweise Trend gemacht haben.

"Menos El Oso" ist eine herrlich samtige Platte, die trotz großer Komplexität und progrockigen Ausflügen nie überfrachtet wirkt, nie mit billigen Effekten um Aufmerksamkeit heischt. Auch nicht von der Stange sind Sniders Texte, die eher wie Kurzgeschichten wirken, wie Szenen eines Roadmovies.

In einer besseren Welt wäre diese Band längst bekannter, aber nun, das kennt man ja. Und wollen wir wirklich, dass NME, Intro und Co. hiermit den nächsten Hype zaubern? Eben. Der Kenner genießt und schweigt und fühlt sich wohl mit diesem albernen elitären Gefühl ...

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