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NADJA

Luminous Rot

Die Diskografie von NADJA (immer noch: Multi-Instrumentalist Aidan Baker und Bassistin Leah Buckareff) im Blick zu haben, ist eine Herausforderung für sich. Die schon lange in Berlin ansässigen Exil-Kanadier:innen feuern seit 2005 physisch und digital auf allen Plattformen, bleiben sich dabei aber klanglich immer innerhalb eines relativ weiten Spektrums treu: dronige, mal sehr, mal weniger noisige Songs mit zig Spuren und Sounds übereinander geschichtet, mal mit Vocals, mal ohne. Ich mag sie besonders im klanglichen Exzess, aber auch der „kontrollierte“ Lärm fasziniert. Andere fabulierten hier auch schon Genres wie „Ambient Doom, „Dreamsludge oder „Metalgaze“ zusammen – wenn’s der Wahrheitsfindung dient ... „Industrialgaze“ könnte ich noch anbieten. Auf dem Cover der LP verrät ein Sticker das Konzept: „‚Luminous Rot‘ is a 6-song album about extra-terrestrial sentient fungi, geometry and blurred epidermal boundaries“, heißt es da, übersetzt: „... außerirdische empfindungsfähige Pilze, Geometrie und verschwommene Epidermisgrenzen“. Na dann. An anderer Stelle wird verraten, dass die Autoren Stanislaw Lem und Cixin Lui mit ihren Theorien über „Astrophysik, Mehrdimensionalität und räumliche Geometrie“ ein Einfluss waren, dass das Werk „The Three Body Problem“ sowie Margaret Wertheims „A Field Guide To Hyperbolic Space“ und die Mathematikerin Daina Taimina eine Rolle spielten. Komplex? Man kann sich während der Albumspielzeit auf jeden Fall in eine kleine Wikipedia-Session stürzen. Noch anzumerken hat das Berliner Duo, dass dieses Album das erste NADJA-Werk ist, das von einer dritten Person gemischt wurde, nämlich David Pajo unter anderem von SLINT: „As big fans of SLINT, we thought he might fore-front the more angular, post-punk elements of our music – the mix is quite different from our previous albums. But, as usual, we had James Plotkin (KHANATE, OLD, etc) master the album as we trust his ears and aesthetic, as he’s mastered numerous records of ours“, schreiben NADJA. Wer die Band möglicherweise noch nicht auf dem Schirm hatte oder längere Zeit nicht mehr – „Luminous Rot“ könnte ein guter (Wieder-)Einstieg sein. Mein Favorit: „Starres“. Und gerne mal wieder live.