LOU REED

Berlin CD

In den Siebzigern übte (West-)Berlin eine seltsame Faszination auf Musiker aus: Nicht nur für deutsche Outcasts war die Inselstadt eine Fluchtburg, auch Lou Reed und später Iggy Pop und David Bowie erlagen dem abgerockten Charme der Hauptstadt des untergegangenen Tausendjährigen Reichs.

Lou Reed hatte 1973, als dieses Album entstand (allerdings nicht in Berlin), seine Post-VELVET UNDERGROUND-Karriere gerade erst begonnen, im Jahr zuvor sein titelloses Debüt sowie das glamrockige und erfolgreiche "Transformer"-Album veröffentlicht, zu dem das von Bob Ezrin produzierte "Berlin" einen Kontrapunkt darstellte und das damals entsprechend reserviert aufgenommen wird.

Es ist ein Konzeptalbum, das mit teils orchestralen Arrangements die triste Geschichte eines Paares zwischen Depression, Drogen und vernachlässigten Kindern erzählt, und es ist sicher kein Zufall, dass Lou Reed sich später als großen Bewunderer von Hubert Selby outete, denn das beschriebene Thema findet sich auch in dessen 1964 erschienenem Schlüsselroman "Last Exit To Brooklyn".

An verschiedenen Stellen des Albums blitzen V.U. nochmal auf, so wird aus deren "Stephanie says" hier "Caroline says", aus "Oh, Gin" "Oh Jim", doch aus der geplanten opulenten Live-Aufführung von "Berlin" sollte damals nichts werden.

Erst 2007, passend zum Rerelease des remasterten Albums, stand Reed mit einem dreißigköpfigen Orchester auf der Bühne, unter anderem in Düsseldorf und Berlin. (7)