Gandalf der Graue hat sich von Elton John eine Studiosession bezahlen lassen, hinter das E-Piano gesetzt und mit einer Handvoll hochkarätiger Sessionmucker eine Handvoll Klassiker durcharrangiert und neu eingespielt.
Leon Russel, ist seit den frühen Sixties selbst als Songwriter, Sessionpianist und Arrangeur tätig, stand aber Zeit seines Lebens eher im Hintergrund. Mit der berüchtigten Sessionband „Wrecking Crew“ spielte er auf hunderten von Welthits, hatte 1970 mit dem oft gecoverten „A song for you“ selbst einen eigenen Nummer-Eins-Hit.
Mit seiner prägnanten Stimme zwischen Ray Charles und Van Morrison quengelt und nölt sich der bärtige alte Mann durch sparsam arrangierte Robert Johnson-Klassiker („Come on in my kitchen“), Standards wie „Fever“ oder „Georgia on my mind“, denen er ungewöhnliche Neubearbeitungen spendiert hat.
Am beste gefällt mir Russell bei den tieftraurigen Blues-Nummern im Swing-Orchester-Gewand. „The masquerade is over“ oder „New York state of mind“ haben das Potenzial, Herzen zu brechen und lang anhaltende Melancholie auszulösen.
Einzig beim Albumfinale, „Down in Dixieland“ schalte ich ab, da ich eine Dixieland-Allergie habe, aber das ist allein mein Problem. Ansonsten nur Lob für das Alterswerk eines übersehenen, stillen Helden aus der zweiten Reihe.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Gereon Helmer