MESSER

Jalousie

Die ersten beiden Alben von MESSER haben für kräftiges Rauschen im Blätterwald gesorgt. Nicht nur die üblichen Musikmagazine waren begeistert, auch das Feuilleton schwärmte von ihnen. Das erste, „Im Schwindel“, wurde aufgenommen im Berliner Studio von KADAVAR-Schlagzeuger Christof „Tiger“ Bartelt binnen dreieinhalb Tagen, das zweite, „Die Unsichtbaren“, schon ein Jahr später, produziert von Tobias Levin in Hamburg, dann war es drei Jahre ziemlich ruhig um die Jungs aus Münster.

In dieser Zeit haben sie sich unter anderem literarischen Projekten gewidmet: Tagebücher von Romy Schneider vertont und für die Ruhrfestspiele in Recklinghausen einen Liederabend zum französischen Schriftsteller Boris Vian konzipiert.

Den Einfluss dieser beiden Projekte hört man nun auf dem dritten Album „Jalousie“ deutlich. Der Sound von MESSER ist wesentlich ruhiger geworden, nicht mehr so schroff und aggressiv. Der Post-Punk der beiden ersten Alben ist kaum noch zu hören.

Streckenweise klingen die Münsteraner fast schon wie Indie-Chansonniers à la ELEMENT OF CRIME. Diese mit Bands wie KANTE oder DIE GOLDENEN ZITRONEN vergleichbare Entwicklung, die ebenfalls die Theaterbühne als Tummelplatz für sich entdeckt haben, passt aber gut zu MESSER.

Sänger Hendrik Otremba, der auch das Cover für das zweite Album gemalt hat und nebenbei für Spex schreibt, beschäftigt sich schon immer mit Literatur. Deutlich zu erkennen ist die Veränderung im Line-up.

Gitarrist Palle Schaumburg hat MESSER vergangenes Jahr verlassen, Manuel Chittkas Percussion wuchs enger mit dem Schlagzeug Philipp Wulfs zusammen, Bassist Pogo McCartney hat die Orgel als neuen Freund entdeckt und Milek alias Thomas Moebius stieß als neuer Gitarrist dazu.

Zwei Monate vor dem Erscheinen neuen Albums haben MESSER die Vorab-EP „Kachelbad“ unters Volk geworfen mit den beiden Albumtracks „Der Mann, der zweimal lebte“ und „Detektive“, einem Prolog und drei Remixes.

Ein Fest für Sammler. Aufgenommen hat das Quintett „Jalousie“ in einer Fahrradwerkstatt, in der Bassist Pogo sonst Jugendliche in einem Sozialprojekt betreut. Weil die Proberaumsituation in Münster derzeit wohl katastrophal ist, so Sänger Hendrik.

Zu Gast im improvisierten Studio waren unter anderem Micha Acher (THE NOTWIST) und Jochen Arbeit (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN). Und weil sich bei den Münsteranern so ziemlich alles verändert hat, haben sie gleich auch ihr Stammlabel This Charming Man verlassen und sind nach Hamburg zu Trocadero gewechselt.

Angeblich alles ohne Streit, deshalb darf das neue Label auch gleich die beiden ersten MESSER-Alben wiederveröffentlichen, obwohl die gerade erst drei respektive. vier Jahre alt sind. Mit „Jalousie“ schlagen MESSER also ein völlig neues Kapitel in der Bandgeschichte auf: neuer Sound, neues Label, neues Studio und neue Besetzung.