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MESSER

Kratermusik

Die Visionäre des Post-Punk sind zurück. Ständig fahren Hendrik Otremba, Bastian Ottenhus aka Pogo McCartney, Thomas Moebius aka Milek und Philipp Wulf ihre langen Tentakel aus und fahnden nach neuen Einflüssen und Ideen. Keine Lust auf Stillstand oder Rückschritt. Mit ihren ersten beiden Alben „Im Schwindel“ (2012) und „Die Unsichtbaren“ (2013) setzt sich die Band aus Münster auf Anhieb an die Spitze der deutschen Post-Punk-Bands. Mit klirrenden Gitarren, stoischen Beats und unterkühlten Sounds. Doch schon mit dem dritten Album „Jalousie“ (2016) beginnt die Metamorphose. Gründungsmitglied Pascal Schaumburg steigt aus und wird durch Milek an der Gitarre ersetzt. Zwischenzeitlich ist Percussionist Manuel Chittka festes Bandmitglied. Der Sound wird ruhiger, ist nicht mehr so hektisch, schroff und aggressiv. Fast schon wie ELEMENT OF CRIME. Der Nachfolger „No Future Days“ (2020) überrascht dann mit Dub- und Reggae-Einflüssen. Das Publikum kommt kaum noch mit angesichts der ständigen Veränderungen. Die große Konstante im Opus von MESSER bleiben aber die Texte von Hendrik Otremba, der auch als Autor aktiv ist. Sie erinnern in ihrer sprachlichen Kraft an den großen Peter Hein von FEHLFARBEN. Die Intervalle zwischen den Alben werden größer, das ist auch der Betriebsamkeit der Bandmitglieder zu verdanken. Hendrik veröffentlicht drei Romane und einen Gedichtband, Pogo produziert in seinem Studio in Münster Bands wie am Fließband und Philipp ist mit STATION 17 unterwegs. Dazu kommen Lehraufträge und bildende Kunst. Aber wenn MESSER ruft, sind alle wieder da. „Kratermusik“ wagt sich wieder ein paar Schritte weiter ins Unbekannte. Mal schimmert der funkige NDW-Pop von SPLIFF durch, dann scheint man die Dub- und Reggae-Klänge von THE POLICE zu hören. Schwer, die Band noch in eine Schublade zu packen. Dazu die poetischen Zeilen von Otremba, die uns an der Hand nehmen und in den hintersten Winkel des Kaninchenbaus zerren. Mit KREATOR-Frontmann Mille Petrozza gibt es sogar einen prominenten Gast im Studio. Er darf einige englische Textzeilen für den Song „Grabeland“ beisteuern. Sonst dominieren auf der Gästeliste eher die Familien der Musiker: Friedhild und Ludger Wulf, die Eltern von Schlagzeuger Philipp, spielen Klarinette, Flöte und Tenorsaxophon. Dominik Otremba, Bruder von Frontmann Hendrik, ist im Song „Eaten alive“ zu hören. Der Sound ist positiver, beschwingter und weniger pathetisch als früher. Wobei die Themen nicht weniger ernst sind. Vergänglichkeit, Krieg und Frieden oder Träume lauten die Eckdaten. Die konkreten Inhalte der Songs muss jeder für sich selbst entdecken. Bei der Interpretation der Texte gibt es sogar unter den Bandmitgliedern verschiedene Meinungen.