LOVE A

Jagd und Hund

Zumindest eines ist spätestens mit dem dritten Album von LOVE A wohl ganz klar: Es ist Schluss mit „Freibad“. So manch fideler Konzertbesucher verlangte stets lautstark nach dem kleinen Stück Klamauk, obwohl eben jener bei LOVE A eigentlich nie so besonders im Vordergrund stand.

Es kam dem einen oder anderen nur eben so vor. Das muss das Ergebnis von nicht sehr konzentriertem Hinhören sein. Auf der neuen Platte „Jagd und Hund“ möchten sich LOVE A jedenfalls gern von einer anderen Seite zeigen, das ist ganz offenkundig.

Ein Song wie „100.000 Stühle“ hätte es weder auf „Eigentlich“ noch auf „Irgendwie“ geschafft. Auch der Umstand, dass dieses Album nicht „Quasi“ oder „Sozusagen“ heißt, könnte als bescheidener Wink mit dem Zaunpfahl gelten.

Hier und da haben LOVE A das Tempo zurückgeschraubt, was mehr strahlen darf, sind kleine Melodien. Es ist eine Platte, die dem einzelnen Ton Raum lassen will. Verehrte Damen und Herren, es darf auf „Jagd und Hund“ geklungen werden.

Das dann auch nicht zu knapp und auf eine bestechende Art und Weise. LOVE A werden von einer Band, die viel und gern zauberhaft schrammeligen, schnellen und immer sehr eigenen Punk zum Besten gibt, zu einer, die sich mehr und mehr in die Idee zu verknallen scheint, sich das eine oder andere Element von Bands wie JOY DIVISION abzugucken – den Gesang von Ian Curtis ganz sicher ausgenommen.

Vorgetragen wird von Jörkk weiterhin auf seine spezielle, stets aufgeregte Weise, und das ist eben die spezielle Art, wie LOVE A Geschichten erzählen. Geschichten, die das Leben schreibt in einer Welt, die einem auf nicht nur auf eine Weise die Nerven rauben kann.

Genau das könnte der Gedanke sein, mit dem „Lose your illusion“ eindrucksvoll „Jagd und Hund“ eröffnet. Insgesamt wirkt diese Platte nicht nur textlich, sondern auch musikalisch eine ganze Ecke düsterer.

Songs wie „Windmühlen“ könnten das auf „Irgendwie“ angedeutet haben. Die Stimmung erinnert mich bisweilen etwas an MESSER. Kein „Freibad“ eben. Aber trotzdem Hits. Sie lächeln einen bloß etwas weniger freundlich an, „Der beste Club der Welt“ etwa.

Und ein Song wie „Toter Winkel“ glänzt vor allem mit Groove und Wave-Gitarren, aber nicht mit offenkundigem Schmackes. Der Groove lässt sich dafür Zeit, der darf sich bewegen, der hat es aber überhaupt nicht nötig, groß mit sich anzugeben.

Ein Beispiel hierfür ist auch das letzte Stück „Brennt alles nieder“, das man mit dem Singsang am Ende auch als Finale bezeichnen kann. Hier folgt auf Wut die Ernüchterung: „Brennt alles nieder, fickt das System aber lasst mich erst mal schlafen gehen.“ Das Statement zum Abschluss einer wunderbaren Platte, die unverkennbar von LOVE A ist, die aber von etwas mehr Ruhe zeugt und sich hier und da musikalisch in neuen Gefilden umsieht.

Wieso denn auch nicht?