LOVE A ist eine Band, die nicht leicht zu durchschauen ist. Wo fängt der Zynismus an und viel wichtiger – wo hört er auf? Diese Frage stellt sich nicht nur beim Hören der neuen Platte „Irgendwie“, sondern auch im Gespräch mit diesen Typen. Zwischen Witz, Grübelei und Ärgernis steckte auch schon „Eigentlich“ und doch begegnet man mit den neuen Songs einer auf gewisse Art gereiften Band, die sich wohl weiterentwickeln will. Was sich geändert hat und was eben immer noch schwierig ist und vielleicht auch schwierig bleiben wird – wir haben versucht es herauszufinden.
Ist euer neues Album „Irgendwie“ ein inhaltlicher Anschluss an „Eigentlich“? Das legen die Titel zumindest nah.
Jörkk: Inhaltlicher Anschluss ist bei der Tiefe der Platten schwer. Man erkennt wahrscheinlich den roten Faden. Nämlich, dass es keinen bei uns gibt.
Domenik: Ich finde den Titel gut, weil das eigentlich alles heißen kann.
Jörkk: Auf der neuen NINAMARIE-Platte gibt es diese Zeile „Und überall ist irgendwie“.
Domenik: Damit beziehen sie sich wahrscheinlich auf unser Album ...
Karl: Das Thema ist relativ offen, da kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Jörkk: Es drückt so ein „Keine Ahnung“ aus.
Domenik: Die Platte sollte eigentlich self-titled sein, aber LOVE A lässt sich so blöd googlen und da musste noch ein Wort dran.
Habt ihr dieses Mal noch mehr Wert auf die Texte gelegt?
Jörkk: Das ist ja eine Unverschämtheit. Als ob das vorher Kokolores gewesen wäre!
Die Idee kam mir wegen der Linernotes und des Eindrucks, dass ihr euch vielleicht vorher missverstanden gefühlt haben könntet.
Jörkk: Die Linernotes waren eher eine Möglichkeit, ungefragt noch mehr reden zu dürfen. Ein Text hat immer ein bisschen Interpretationsspielraum, aber damit kannst du noch mal einen Hinweis auf deine eigene Geschichte geben oder auch mal schrägen Quatsch dazuschreiben. Die sind wie so ein Give-away. Inhalt on top.
Wie wichtig ist es, wie der Inhalt von außen wahrgenommen wird?
Jörkk: Es gibt Texte, die eine geschlossene Geschichte erzählen, oder es sind Fragmente oder auch verschiedene Geschichten. Dieses Mal gibt es einige persönliche Themen und die Herangehensweise war demnach eine ganz andere. Bei etwas Persönlichem möchte ich nicht unbedingt, dass jeder genau weiß, worum es geht.
Was ist für euch die prägnanteste Veränderung von „Eigentlich“ zu „Irgendwie“ ?
Karl: Einige Leute finden, dass sie nicht mehr so steril klingt wie die letzte, was daran liegt, dass wir die jetzt live eingespielt haben. Sie klingt einfach besser. Und Jörkk singt ein bisschen anders.
Jörkk: Und es sind ein paar mehr Effekte geworden, auch bei den Gitarren. Das ist auch notwendig, um den Synthie live zu übersetzen.
Karl: Ja, der Synthie ist bei fast jedem Song dabei. Man hört ihn nur kaum. Robert, der unsere Platte aufgenommen hat, hat auch ein Faible für Gitarreneffekte.
Jörkk: Er hat viele Vorschläge in die Richtung gemacht und einige davon haben es auf die Platte geschafft.
Domenik: Und eine Klarinette.
Bei „Juri“ und „Zaunmüller“ klingen Seitenhiebe auf die Punk-Szene an.
Jörkk: Ich habe die Woche noch das Kompliment bekommen, dass ich diese Szenekritik weggelassen hätte, weil das ja so abgelutscht ist. FRAU POTZ machen das ja viel. Eigentlich wollte ich mich davon lösen. Diese Zeilen, die du wohl meinst, sind weniger auf die Szene gemünzt, als auf Leute, die sehr festgefahren sind und falsche Vorstellungen haben. Davon sollen sie sich lösen und einfach mal machen, ohne sich ständig reglementieren zu lassen. Das ist eher eine allgemeine Beobachtung.
„Irgendwie“ erschien mir eine ganze Ecke ernster oder auch düsterer.
Karl: Ja, das sehen wir auch so. Das war nicht unbedingt vorher beabsichtigt, aber wir hatten keinen Bock mehr auf ein zweites „Freibad“.
Jörkk: Genau. Der Song ist ja schon fast Klamauk. Da stellt sich die Frage, ob man das noch will. Insgesamt finde ich die Platte zynischer.
Karl: Lustig ist es immer noch.
Jörkk: Die Texte sind schon etwas nachdenklicher. Der Humorist ist mehr bei den Linernotes durchgekommen.
Karl: Durch dieses NDW-Gedudel ist es düsterer geworden. Aber auch poppiger.
Der Song „Entweder“ war ja auch schon auf der Split-7“ mit FRAU POTZ. Ihr macht ja sehr unterschiedliche Musik. Wie ist das mit euch zustande gekommen?
Karl: Das war eher eine zwischenmenschliche als eine musikalische Geschichte. Wir waren ja auch schon zusammen auf Tour und da haben die beiden Bands auch zusammen funktioniert. Wieso soll es dann nicht auf einer Platte klappen?
Wir haben letztes Mal über den Song „Angst“ als den Außenseiter auf „Eigentlich“ gesprochen und es stellte sich raus, dass ihr den auch nicht besonders mögt. Gibt es wieder solch einen Kandidaten oder habt ihr jetzt eher das Gefühl, dass die Platte vollständig ist?
Jörkk: Gute Frage. Ich habe mich auch gefragt, wie die Top Ten bei den anderen aussehen würde. Für mich ist kein Kompromiss drauf.
Karl: Ich finde einen tatsächlich nicht so gelungen. Aber ich verrate nicht, welchen.
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