HOT WATER MUSIC

Light It Up

Vor einigen Jahren haben HOT WATER MUSIC zum Geburtstag vom Plattenladen Green Hell im Skaters Palace in Münster gespielt und ich saß recht weit hinten oben auf einer Quarter Pipe und hab mit offener Kinnlade die hunderte Fäuste gesehen, die zu den Worten „I need a remedy / Of diesel and dust“ in die Luft gereckt wurden.

Wer HOT WATER MUSIC für diese Momente schätzt, kann und wird sich über „Light It Up“ freuen, denn Grund zum bestätigenden Fäuste- und Zeigefingerrecken finden sich hier zuhauf. Die Hits auf „Light It Up“ sind nicht nur vorhanden, sie sind sogar groß.

Die Vorabsingle „Never going back“ zum Beispiel, mit ihrer schlichten Hookline: „If you rest, you rust“ oder das Eröffnungsstück „Complicated“, bei dem Chuck Ragan seine wütende Kratzstimme in all ihrer Pracht präsentiert.

Ein bisschen lustig, dass er hier die Bergspitze besingt, auf der man die Ruhe vor dem Sturm genießen kann, während er selber so schön schreit und der Rest der Band Gitarren, Schlagzeug und Bass rumpeln lassen.

„Vulture“ und der Titeltrack „Light it up“ hingegen tendieren zum Streetpunk, Chris Wollard rotzt vor sich hin, dass es ein Fest ist, erst recht, wenn Chuck in das Gekläffe mit einfällt. Was HOT WATER MUSIC allerdings nach all den Jahren guttun würde, wäre ein Quäntchen weniger vom ewigen Pathos.

Ab und an wünscht man sich vielleicht doch mehr als Naturmetaphern und die Wiederholung der guten alten „Sei du selbst“-Parolen. Aber was soll’s, es hat ja sicherlich einen Grund, dass sich so viele Menschen HOT WATER MUSIC-Songzeilen für immer auf die Arme haben stechen lassen.

Was sie singen, ist vielleicht selten super neu und originell, aber meistens wahr. Und ehrlich gesagt, wenn Chuck Ragan einen anbrüllt: „Pick yourself up off the floor“ („Hold out“), dann steht man gefälligst wirklich wieder auf.

Aber der Mann könnte einem auch die Karte der örtlichen Pommesbude vorsingen und man würde an seinen Lippen hängen. Vielleicht ist „Light It Up“ nicht das beste HOT WATER MUSIC-Album der Bandgeschichte.

Doch immerhin haben HWM das eingehalten, was sie sich vorgenommen haben: Ein Album aufzunehmen, das nach vier Freunden klingt, die gerne zusammen Musik machen. Oder wie es Gitarrist und Sänger Chris Wollard im Interview ausdrückt: „Früher war ich vielleicht etwas begeisterter über die Tatsache, dass wir überhaupt die Möglichkeit hatten, ein Album aufzunehmen.

Das erschien uns damals wie ein Traum, wir hätten anfangs nicht gedacht, dass das mal möglich sein würde. Jetzt können wir es kaum erwarten, neue Ideen auszuprobieren ...“ Auch die Idee, statt eines Produzenten ihren Live-Tonmann Ryan Williams mit ins Studio zu nehmen, war ein guter Plan, denn das Album hat ein wenig vom alten Charme der „guten alten Zeit“ zurückgewonnen.

Pathos hin oder her.