Um 1980 herum musikalisch erstsozialisiert worden zu sein, das bedeutete als Provinzkind oftmals, vom allmächtigen Radio abhängig zu sein und sich auf das dort Gespielte seinen Reim machen zu müssen. Manches wurde sofort als lahmer Mainstream identifiziert, anderes übte einen eigentümlichen Reiz aus, und was an sich oder im Kern Punk war, verstand man vielfach erst später. Als 1982 beispielsweise HAYSI FANTAYZEE auftauchten mit dem absurden Song „John Wayne is big leggy“ ... was sollte man daraus machen? Irgendwie war man sowohl abgestoßen wie angezogen, wie auch von Adam Ant oder Divine (die letzteren beiden sind hier nicht enthalten). Man fühlte, dass da mehr dahintersteckte als bei anderer Popmusik, doch was genau, erschloss sich nicht. Und jene, die damals schon cool waren und tief drin in NDW und/oder Punk, interessierten sich sowieso nicht dafür. Und so blieb man allein mit dieser anderen, seltsamen Popmusik und versuchte sich (s)einen Reim zu machen auf THE BUGGLES, ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK, Toyah, Grace Jones, PAULINE MURRAY & THE INVISIBLE GIRLS, CHINA CRISIS, FAD GADGET, JAPAN, EURHYTHMICS (ich werde nie die krass ablehnende Reaktion meiner Tante auf die Kurzhaarfrisur von Annie Lennox vergessen: „Dieses Mannweib!“ – was immer das sein sollte ...), A FLOCK OF SEAGULLS, Hazel O’Connor, SOFT CELL, DEXYS MIDNIGHT RUNNERS, John Cooper Clarke, ABC, FUN BOY THREE, CULTURE CLUB, SCRITTI POLITTI, Paul Young, THE JAM, THE CURE, MADNESS, THE STYLE COUNCIL, THE SPECIAL AKA, ART OF NOISE und und und. Nein, das hier ist keine Zusammenstellung für die Achtziger-Superhits-Party, das hier ist immer der seltsame Song vor oder nach dem Hit, das weniger Offensichtliche, und das macht „Heaven Sent – The Rise Of New Pop“ so reizvoll. Apropos: Der Begriff „New Pop“ wurde seinerzeit (das erfährt man im Booklet) von NME-Autor Paul Morley eingeführt, als Abgrenzung zur „rockistischen“ Musik jener Jahre von „macho men with guitars“. Spannend, dass dieser so aktuell wirkende Diskurs also schon vor über vierzig Jahren geführt wurde. Ein guter Grund also, sich mit dieser Musik hier auseinanderzusetzen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Markus Franz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Helge Schreiber
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Christoph Siart
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Kalle Stille