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GOLDENEN ZITRONEN

More Than A Feeling

Nach „Who’s Bad“ (2013) und „Flogging A Dead Frag“ (2015) gibt es nun mit „More Than A Feeling“ wieder ein „richtiges“ Zitronen-Album von der 1984 in Hamburg gegründeten Band. Post-Punk, NDW, Krautrock und seichte Elektroklänge werden mit Samples und Textcollagen kombiniert.

„Bleib bei mir“ erinnert an späte EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, „Nützliche Katastrophen“ könnte auch von FOYER DES ARTS stammen. „Es nervt“, im Original von dem Projekt SCHWABINGGRAD BALLETT & ARRIVATI (bei dem auch Ur-Zitrone Ted Gaier aktiv ist) wird von deren Sängerin LaToya Manly-Spain vorgetragen und beschreibt (im DAF-meet-LIAISONS DANGEREUSES-Stil) aus der Perspektive einer schwarzen Person das Verhalten weißer Linker.

Dieser Song gehört mit zu den Highlights des Albums, ebenso wie „Mauern bauen (testweise)“ und „Die alte Kaufmannsstadt, Juli 2017“ (zum Auftakt der „Welcome to Hell“-Demonstration beim G20-Gipfel spielten auch DIE GOLDENEN ZITRONEN), hier hinterfragen sie kritisch linke und rechte Identitäten.

Wie weit geht die Selbstreflexion? „Gebt doch endlich zu, euch fällt sonst nichts mehr ein“, ob die Aufzählung politisierender und provozierender Schlagworte nun als Ausdruck von Kunst, reißerische Taktik oder erhobener linksintellektueller Zeigefinger empfunden wird, daran werden sich die Geister scheiden.