Erstaunlich, wie sich bei manchen Bands kleinste Veränderungen/Weiterentwicklungen unmittelbar bemerkbar machen, während andere sich schon gewaltig strecken und Gitarren- oder sogar Gesangsunterricht nehmen müssen, damit auch nach expliziten Hinweisen in mehreren Interviews überhaupt irgendwem was auffällt.
Bei den SLEAFORD MODS fallen kleine Abweichungen aufgrund des spartanischen Gerüsts und Ausgangspunktes allerdings auch schneller ins Auge. Was hätten wir denn da? Zum einen wären da deutlich weniger Flüche, die gegen wesentlich mehr Gesang (!) eingetauscht wurden, zum anderen gibt es fast 100% mehr Abwechslung im Sound.
Vordergründig klingt das jetzt nach Revolution, aber ich gebe zu bedenken, dass der doppelte Zuschlag auf eine geringe Ausgangsmenge immer noch verdammt spartanisch ist. Und doch, hier sind es in der Tat die kleinen Dinge, die „English Tapas“ davor bewahren, die einfache Wiederholung des Vorgängers zu sein.
Die kleinen An- und Ausflüge von Melodien, die durch die exzellenten wie dezenten Samples gesetzt werden, machen den Unterschied. War es bei „Key Markets“ nur ein Song (maybe zwei), in dem Jason Williamson so etwas wie eine Gesangsmelodie anstimmte, wird hier fast inflationär bei der Hälfte der Stücke etwas angestimmt, das man schon nach dem ersten Durchlauf wenigstens teilweise mitsingen kann.
Die Platte klingt wie selbstverständlich einmal mehr exzellent und sie hat verdammt noch mal einen höllischen Groove, der automatisch ansteckt oder einen in die Flucht schlägt, denn bei den Mods gibt es ja kein „och joh, ganz nett“, sondern nur bedingungslose Hingabe oder tiefste Abscheu.
Letzteren Verfechtern spreche ich sicher nicht direkt ab, dass sie die musikalische Entwicklung der letzten dreißig Jahre komplett verpennt haben. So etwas würde mir nie einfallen, aber ich denke es mir heimlich.
Huch, das habe ich jetzt nicht getippt? Ist „Army nights“ schon ein verflucht guter Opener, haben dich die englischen Appetithäppchen spätestens mit „Just like we do“ (oder eben nie) am Wickel.
Wer bei „Moptop“ noch nicht im Flow ist, der ist raus, ein für allemal, Schluss, aus, fertig! Da gibt es nichts mehr zu bekehren. In diesem Fall: Tschüss, mach’s gut, und danke für die Fischstäbchen.
1-Käufer bekommen übrigens keine Textbeilage und dürfen sich mit dem „anderen Englisch“ einmal mehr durchwursteln, während Vinylkäufer nachlesen können. So muss das sein. Wenn es mit „English Tapas“ eine Kurve zu kriegen gab, dann wurde sie bravourös genommen.
Mit dieser Platte lässt sich mühelos touren, auch weil von den zwölf Stücken gut neun bis zehn auch noch in einigen Jahren mit auf den Setlisten stehen können. Die Erweiterung des Sleaford-Kosmos schreitet voran, und es ist weiterhin kein Ende in Sicht.
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