Göttingen hat schon immer zahlreiche Punk- und Hardcore-Bands hervorgebracht. Eine davon sind EL MARIACHI. 1997 gegründet, bespielten sie innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Konzertläden und Jugendzentren dieser Republik und machten sich mit ihrem melancholischen Punkrock weit vor Bands wie TURBOSTAAT und DUESENJAEGER einen Namen. Mit „I can’t relax in Deutschland“ schrieben sie eine Hymne gegen Deutschtümelei, die gleichzeitig Namensgeber für eine Kampagne verschiedener Künstler:innen wurde. Nach einer EP, einer Split-LP mit MAD MINORITY (ebenfalls aus Göttingen) und zwei Alben war 2006 schließlich Schluss und die Bandmitglieder konzentrierten sich auf andere musikalische Projekte (BALBOA BURNOUT, DRUNK MOTORCYCLE BOY). 2015 haben sie sich schließlich wieder freundschaftlich getroffen, gemeinsam geprobt, Bier getrunken und erste Konzerte gespielt, bis schließlich in der Rockmöhre in Mohringen neue Songs aufgenommen wurden, die zwischen Januar 2019 und April 2020 entstanden sind und sich nun auf dem neuen Longplayer „Crux“ wiederfinden. Erschienen ist das neue Album auf dem Bremer Label Sabotage Records. Mit dem Betreiber des Labels ist man schon länger verbunden. Die Entscheidung, dort zu veröffentlichen, wurde bewusst getroffen. „Crux“ vereint Kommentare zum gegenwärtigen Zeitgeist – eine widerwärtige Kreatur laut Bandmitglied Ralf. Nach einem episch-fulminanten Intro knüpfen EL MARIACHI an vergangene Songs an und klingen so, als wären sie nie weggewesen. Musikalisch wurde noch mal eine Schippe draufgelegt und sie liefern ein druckvolles Werk ab, das bis zur letzten Minute nach vorne geht. Die Weiterentwicklung ist deutlich rauszuhören und der Sound um Längen besser als auf den Vorgängeralben. Alles andere hätte mich angesichts der technischen Weiterentwicklung auch gewundert. Die Texte sind klar und alles andere als kryptisch formuliert, jedoch ohne dass die Songs zu schlechten 08/15-Deutschpunk-Parolengedresche verkommen. Einen ersten Vorgeschmack auf das Album bot im Sommer dieses Jahres die Single „Gratisgeld“ – eine fulminante Absage an die Lohnarbeit, die mit Charme und Witz vorgetragen wird. Der Song „Fexy future“ knüpft an ihren Klassiker „I can’t relax in Deutschland“ an („Home is just where them fuckers ain’t. Und wir scheißen, und wir scheißen auf ein Heimatland.“). In weiteren Texten üben sie ebenfalls Gesellschaftskritik („Nazigold“, „Schadlos bleiben“) und verbinden diese gekonnt mit persönlichen Themen („Nostalgamus“, „Noch und nöcher“). „Crux“ ist ein würdiges Comeback-Album, das mich auf verschiedenen Ebenen abgeholt hat. Es ist das Beste, das die Band bisher abgeliefert hat und weckt Vorfreude auf kommende Konzerte.
© by - Ausgabe # und 19. November 2021
© by - Ausgabe # und 17. September 2021
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #35 II 1999 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Jan Krieger
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Renke Ehmcke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Jan Krieger
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und H.C. Roth
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Lauri Wessel