Foto

MOBINA GALORE

Don’t Worry

Jenna Priestner (Gesang, Gitarre) und Marcia Hanson (Drums, Gesang) kommen aus Winnipeg, Kanada. Die zwei Musikerinnen haben sich vor zehn Jahren kennengelernt und nach der EP „Skeletons“ (2012) die beiden Alben „Cities Away“ (2014) und „Feeling Disconnected“ (2017) herausgebracht.

Zwischen den beiden LPs erschien noch die 7“ „A Single & A B-Side“. Da die beiden seit Jahren gefühlt nur auf Tour sind, war ich überrascht, dass schon wieder eine neue Platte erscheint. Ich war gespannt, was sich geändert hat, denn „Cities Away“ war eher etwas poppig angehauchter Punkrock und „Feeling Disconnected“ für mich dagegen überraschenderweise verdammt wütend, aggressiv und von den Lyrics her depressiv.

Als Videoauskopplung der neuen Scheibe hat die Band den Song „Escape plan“ gewählt – Marcia und Jenna fahren in diesem mit dem Rad durch ihre Heimat und genießen zusammen einen sonnigen Tag.

Sollte nun eine Happy-LP folgen? Vorab: nein. Ich würde den Neuling ziemlich in der Mitte zwischen den letzten beiden Platten einordnen, zumindest, was die Musik angeht. Was vor allem an der Produktion liegt – sie ist runder, sie klingt smarter, geformter, ohne jedoch geschliffen zu wirken.

Produziert wurde die LP wieder von John Paul Peters (PROPAGANDHI, COMEBACK KID) und der Band selbst zu Hause in Winnipeg, in Peters Private Ear Recording Studios. Von der Musik her ist sie wie immer flott und melodisch, die markante Stimme setzt bei fast jedem Lied nach wenigen Sekunden ein.

Alles klingt aber irgendwie „erwachsener“, routinierter, allerdings ist die Wut und der Frust, den die beiden in ihre Texte gepackt haben, hör- und spürbar. Und wenn man sich mit den Lyrics beschäftigt, denkt man zunächst, dass es wirklich in Richtung einer chronischen Depression gehen mag.

Es geht um das Weglaufen („Escape plan“), dem sich selbst nicht gerecht werden („Sorry, I’m a mess“) und eigene Kontrollverluste („I need to go home“). Im echten Leben sind Jenna und Marcia zuversichtliche und lustige Zeitgenossinen – das grundsätzlich Positive bei ihnen schimmert allerdings nur selten in ihren Texten durch, wie beispielsweise in „Completely disconnected“: „Don’t wait for inspiration / In a world of apathy / Cause it may never come / You just need motivation / To speak your mind, be free / And hold your head up high“.

Auch wenn es anstrengend ist – und das ist für mich die Botschaft – muss und kann man sich immer wieder zurück kämpfen, wie es aus meinem Favoriten „Dig myself out“ hervorgeht. Am Ende geben uns die beiden mit „Four hours of sleep“ dann noch akustisch einen Einblick in den spaßigen Touralltag.

Das Endergebnis ist absolut stimmig – auch wenn man manchmal schwankend durchs Leben zieht, findet man sich doch irgendwann in der Mitte wieder. Darum nicht vergessen: „Don’t worry“!