MOBINA GALORE

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Blind Date

Jenna und Marcia waren auf ihrer zweiten Headliner-Tour in Deutschland unterwegs. Vor dem Konzert in Erlangen lockte ich sie vom Kicker weg in eine Garage, in der ich ihnen zehn Songs vorspielte, die sie erraten und kommentieren sollten.

AGAINST ME! „Haunting, haunted, haunts“

Jenna: AGAINST ME! [singt:] „Rooms that I was left in and rooms that I since left / It was another life that I might have had / I know the feeling well, longing for something that’s lost / I feel you like a phantom limb“. Das ist auch mein Lieblingslied auf der neuen Platte. Der Song und vor allem der Chorus erinnern mich an ihr altes Zeugs.

Marcia: Mit AGAINST ME! fühlen wir uns verständlicherweise auch sehr verbunden, jetzt nach der Tour mit ihnen.

PROPAGANDHI „Stick the fucking flag up your goddam ass, you sonofabitch“

Jenna: Ganz klar PROPAGANDHI. Von welchem Album ist das? Hört sich älter an.

Es ist auf „How To Clean Everything“.

Jenna: Das ist eine tolle Scheibe, die ich seit Ewigkeiten auf Vinyl haben möchte. Wenn ich in verschiedenen Städten in Plattenläden gehe, sehe ich sie öfters. Der Preis ist aber ab 30 Dollar, und dann lege ich sie wieder weg.

Sie sind eine sehr politische Band.

Marcia: Genau das schätze ich an ihnen sehr. Ich habe großen Respekt davor, dass sie sich so intensiv mit unserer politischen Situation befassen.

PENNYWISE „You’ll never make it“

Jenna: Hm, NOFX? Ah, nein, das sind PENNYWISE. Von einem der früheren Alben?

Ja, von der „Full Circle“, dem „Black Album“, das nicht besonders happy war: „You think you have a future but you’re wrong“.

Jenna: Ah ja, das war die Platte nach dem Tod ihres Bassers Jason, auf der auch nochmal „Bro hymn“ drauf ist. PENNYWISE habe ich mit 13 Jahren mal bei einer Vans Warped-Show gesehen. Und jetzt am Wochenende beim Groezrock Festival erst wieder. Ich habe so einige Alben von ihnen und es hat sich nicht unbedingt viel getan bei ihnen, außer dass sie mal den Sänger gewechselt hatten und nun wieder den alten haben. Ihre Platten sind alle recht ähnlich, auch von der Produktion her. Aber das passt alles. Für mich waren sie eine der ersten Bands, jetzt sind sie eine Band für Ü30-Publikum, haha.

THE DONNAS „Don’t break me down“

Jenna: Hm, eventuell die DONNAS?

Ja, von der vorletzten regulären LP, „Gold Medal“.

Marcia: Das ist cool. Die Lyrics sind schön kitschig. Von denen habe ich die Platte „Spend The Night“ mit dem Lied „Take it off“.

Jenna: Im Tourbus haben wir viele CDs von female-fronted Bands, die scheinbar von denen inspiriert wurden.

Marcia: Wir sollten einen DONNAS-Song covern!

Jenna: Ja, das wäre lustig. Vielleicht machen wir das wirklich.

GARBAGE w/ Brody Dalle „Girls talk“

Marcia: Ja! GARBAGE begleitet von Brody. Das ist so ein Song, den man erstmal nur so nebenbei mitbekommen hat, weil sie nur Gastsängerin war.

Jenna: Das ist cool. Eines der besten Lieder überhaupt. Mann, wir haben versucht, genau das akustisch zu covern. Das ist ein High-Rotation-Song bei uns. Der Gesang baut sich fantastisch gut auf.

Marcia: Das Video davon ist auch spitze – nur die beiden Sängerinnen am Mikro, mehr braucht es da überhaupt nicht.

RANCID „Fall back down“

Marcia: Ein zehn Jahre alter RANCID-Song?

Noch ein wenig älter. Das hat Tim Armstrong wohl nach der Trennung von Brody Dalle geschrieben, so in etwa: Sie hat ihm das Herz gebrochen und was ihn auffing, waren seine Freunde.

Jenna: RANCID sind eine Band, die du als Punkrocker einfach mögen musst. Der Song hört sich wie ein Crossover zwischen Punk und Pop an. Tim Armstrong ist ja in vielen Sparten der Musikwelt heimisch. Ein verrückter Typ. Ihm möchte ich jedenfalls nicht auf der Straße begegnen.

BAMBIX „You and me“

Jenna: Hm, es kommt mir irgendwie bekannt vor. Marcia?

Marcia: Ich überlege gerade, ob es eine Band ist, mit der wir mal gespielt haben. „Ey-ho, ey-ho“ ... Gefällt mir echt gut. Eine deutsche Band?

Nein, aus den Niederlanden. Das sind BAMBIX.

Jenna: Stefan von unserer Plattenfirma Gunner Records hat, glaube ich, etwas im Bus davon gespielt. Sie klingen aggressiv und aufregend.

DANKO JONES „Invisible“

Marcia: Oh meine Güte – was sind denn das für Lyrics?!

Jenna: DANKO JONES. Eine riesengroße Rockband, die bei uns viel im Radio gespielt wird. Ob sie das mit dem Text allerdings spielen würden, weiß ich nicht. Das Lied ist „viel zu bro“ für mich. Das ist Musik für Männer, die hinten im Truck liegen und Bier trinken.

Marcia: Ja, das würde zu einer Bierwerbung passen.

Jenna: „I burn my house down just for you“ ... ich würde für niemanden mein Haus abfackeln. Ich würde überhaupt kein Haus abbrennen.

BILLY TALENT „Try honesty“

Jenna: BILLY TALENT. Ja, sie sind nicht mein Ding, dieses Lied mochte ich früher aber sehr.

Marcia: Ich will nichts Schlechtes über sie sagen.

Jenna: Marcia, try honesty, haha.

Marcia: Ich fühle bei der Band nicht besonders viel Echtes. Sie sind bestimmt nette Typen, aber irgendwie zu groß und zu weit weg. Die laufen bei uns in Kanada viel im Radio, genau wie GREEN DAY.

Jenna: Uns haben die vom Radio mal auf die Frage, warum sie uns nicht spielen, gesagt, sie hätten schon genug female-fronted Bands in der Playlist. Tatsächlich war es eine.

Marcia: Und so ist dann unser Lied „Bad love song“ entstanden, in dem wir vom „Satellite Radio“ singen.

D.O.A. „Fucked up Ronnie“

Jenna: So ein Lied, das man tausend mal gehört hat. Aber keine Ahnung, wer das ist. Auf jeden Fall alt. Aber DAYGLO ABORTIONS sind es nicht, oder?

Nein. Es sind eure Landsleute D.O.A.

Marcia: Herrje, das wusste ich gar nicht.

Jenna: Mein Bruder hat mich mit Punk infiziert, hörte aber kein D.O.A. Deshalb habe ich von denen nichts richtig mitbekommen.

Lera Lynn „My least favorite life“

Jenna: Wow. Klingt ziemlich spooky, sehr interessant. Kommt mir sehr vertraut vor. Ist das Sarah Slean?

Marcia: Hört sich ein bisschen wie Lindi Ortega an, eine Kanadierin, die nach Nashville gezogen ist. Eine wunderschöne Stimme.

Das ist Lera Lynn, geboren in Texas und aufgewachsen in Georgia. Sie hat die musikalische Hauptrolle in der zweiten Staffel von „True Detective Season 2“ und spielt da solche Lieder immer in einer fast leeren, dunklen Kneipe.

Jenna: Da passt es echt hin. Das ist wirklich cool, das speichere ich mir gleich mal in meiner Playlist.