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D.O.A.

Treason

Mit seinen 64 Jahren geht Joe Keithley, der Frontmann der kanadischen Hardcore-Punkband D.O.A. aus Vancouver, nach den Maßstäben des „normalen“ Berufslebens stramm auf die Rente zu, doch von (Vor)Ruhestand ist bei Joey Shithead, so sein auch im Grauhaaralter noch Bestand habender „nom de guerre“, nichts zu spüren. Lange schon hat Keithley entdeckt, dass über Politik singen das eine ist, selbst Politik zu machen aber was ganz anderes, und so sitzt er seit 2018 für die Green Party im Stadtrat von Burnaby im Umland von Vancouver. In Politikersprech verfallen ist er deshalb keinesfalls, die Texte der neuen 8-Song-EP der 1978 gegründeten D.O.A. sind so bissig wie gewohnt, liegen zwar nicht dabei, sind aber gut verständlich. Auf dem Cover der CD ist Donald Trump mit seinen, je nach Tagesform, Freunden oder Feinden zu sehen wie Putin und die Frisurenkatastrophe aus Nordkorea. „Verrat“ lautet der Titel, in „All the president’s men“ wird die Politik des südlichen großen Nachbarn angesprochen, wie auch in „Just got back from the USA“ und im Remake des Klassiker „Fucked up Ronald“, der einst Ronald Reagan gewidmet war und jetzt in „Fucked up Donald“ umgewandelt wurde. In „Hey hey, my my“ wird ein anderer großer Kanadier gecovert: Neil Young war für Joe schon immer ein musikalischer Held. Insgesamt nichts Neues in D.O.A.-Land, sondern die unterhaltsame Fortschreibung des Vertrauten.