Ein markerschüttender Schrei, kurzes Vorzählen mit der Gitarre und schon ist es wieder da, das schlechte Gewissen Amerikas. Drei für eine Hardcoreband, verdammt lange Jahre haben sich STRIKE ANYWHERE für den Nachfolger zu "Exit English" gelassen.
Da kann sich bei alledem, was sich in der Welt seitdem ereignet hat, eine Menge Wut ansammeln. Umso erstaunlicher ist es, dass "Dead FM" das bis dato glatteste, eingängigste und positivste Werk der Band geworden ist.
Dies allerdings allein dem Wechsel von Jade Tree zu Fat Wreck in die Schuhe zu schieben, wäre arg billig, schließlich hatten STRIKE ANYWHERE schon bei einigen Songs auf der Zusammenstellung "To Live In Discontent" eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch ohne Hardcore-Knüppel wunderbar zurechtkommen.
So verwundert es dann auch nicht, dass im Mittelteil von "Dead FM" des öfteren ein klassischer Punkrock-Song ertönt, von denen kein einziger auch nur ein bisschen von der alten Power und Aggressivität eingebüßt hat.
Beim letzten Lied, "Ballad of bloody run", einer Ode an die Heimat Richmond, kommt gar so etwas wie Bierseligkeit auf. Trotzdem gibt es auf "Dead FM" immer noch haufenweise Singalongs, Breakdowns und diese sich ständig mehrfach überschlagende Stimme von Thomas Barnett.
Es ist kaum zu glauben, wie dieser kleine und eigentlich eher sanftmütige Mann seine Wut herausbrüllt und sich über die Ungerechtigkeiten unserer Welt erbost, dabei niemals zynisch wird sondern immer nach vorne schaut.
Erstmals werden auch persönliche Erfahrungen verarbeitet, etwa beim Opener "Sedition", in dem Thomas die Geschichte seines Großvaters erzählt, der im Zweiten Weltkrieg am Manhattan Project mitgearbeitet hatte oder auch bei "House arrest", wo die willkürliche Gefangennahme der Band in Japan für zwei Tage geschildert wird.
In Polizeigewahrsam ohne Anklage - da scheint ein Brückenschlag zu Guantánamo nicht mehr fern. So etwas verleiht den politischen Statements der Band noch mehr Authentizität. Und auch wenn das ganz große Überraschungsmoment auf "Dead FM" ausbleibt, so manifestiert es doch den konstant hohen Level, auf dem sich die Band seit ihrer ersten Veröffentlichung bewegt.
Eventuelle Vorbilder und Mitstreiter wie GOOD RIDDANCE, RISE AGAINST oder ANTI-FLAG haben sie in Sachen Musikalischer Qualität, Credibilität und Glaubwürdigkeit eh schon längst eingeholt.
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