Nach 10 Jahren hat sich eine Musikerlegende (zumindest was mich betrifft) dazu bequemt, mal wieder eine richtige Solo-Platte aufzunehmen, und ich bin völlig geplättet, obwohl ich in den letzten Jahren äußerst selten Sylvians Solowerke oder die Platten seiner vorherigen Band JAPAN herausgekramt hatte.
Wobei das mit der 10jährigen Abstinenz nicht so ganz stimmt, denn zwischendurch gab es noch eine unspektakuläre JAPAN-Reunion unter dem Namen RAIN TREE CROW und eine Zusammenarbeit mit Robert Fripp.
An "Dead Bees On A Cake" hatte Sylvian schon seit vier Jahre herumgedoktort, aber das Ergebnis gibt ihm mehr als recht, auch wenn die Platte im ersten Moment zu durchdacht und studiomäßig daherkommt.
Alleine Sylvians unbeschreiblich großartige Stimme macht mal wieder den Großteil des Reizes dieser 14 Songs aus, denn im Prinzip könnte der Mann zusammen mit einem Mixer musizieren, der sich wie der berühmte verzauberte Frosch unweigerlich in ein Symphonieorchester verwandeln würde.
Musikalisch ist "Dead Bees On A Cake" vielleicht nicht Sylvians bestes Album, stellt aber zumindest eine Essenz seiner bisherigen Arbeit dar, die schon immer geprägt war von fernöstlichen Einflüssen, einem sehr freien Umgang mit herkömmlichen Pop und der Beschäftigung mit Jazz und anderen Formen von Improvisationsmusik.
Man darf dabei aber nicht den Fehler machen, Sylvian als penetranten Eso-Spinner berauscht von irgendwelchen persönlichen spirtuellen Bewußtseinserweiterungs-Prozessen abzutun, denn innerhalb dieser 14 kleinen, filigran instrumentierten Songgemälde passiert so viel Bemerkenwertes, daß "Dead Bees On A Cake" so gut wie keine Abnutzungserscheinungen zeigt.
Vor allem gibt es mittlerweile nur noch wenige Platten, denen es gelingt eine so warme, intensive und relaxte Atmosphäre aufzubauen. Mal sehen, ob die Platte reicht, um die nächsten 10 Jahre zu überstehen, aber einen Versuch ist es sicher wert.
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