Nach gut 20 Jahren haben sich die Wege des ehemaligen JAPAN-Sängers und seines Labels Virgin getrennt. Nach seinem letzten Studioalbum "Dead Bees On A Cake" von 1999 und der Compilation "Everything & Nothing", die eher eine Überarbeitung und Neubetrachtung seines bisherigen Schaffens war, hat Sylvian auf seinem eigenen Label Samadhisound im Alleingang und richtig independent eine Platte eingespielt, die eine der sperrigsten und unkommerziellsten seiner Karriere sein dürfte.
Der 14-minütige Titeltrack gibt dabei deutlich den Ton an, auf und abschwellende, wabernde Synthiesounds, kratzende, verzerrte Samples und Sylvians zerbrechlich wirkende Stimme, keinerlei Schlagzeug oder Percussion, was an eine Phase erinnert, als der Mann mit Leuten wie Holger Czukay von CAN zusammengearbeitet hat.
Auf den verbleibenden sieben Tracks fasst sich Sylvian zwar etwas kürzer, bleibt aber ähnlich experimentell und unzugänglich. Vor allem der zweite Track "The good son" bereitete dem überwiegend unvorbereiteten deutschen Konzertpublikum einige Schwierigkeiten, die Platte ist halt bisher nur als Import erhältlich, weil Sylvian da wild auf der Gitarre rumzupft und dazu provokant unharmonisch singt.
Das knapp siebenminütige "The heart knows better" geht noch am ehesten als Popsong durch, aber ansonsten ist "Blemish" eine Art Akustik-Elektronik-Jazz, um größtmögliche Atmosphäre bemüht und ohne die völlig entrückte Sylvians Stimme nur die Hälfte wert.
Selbst eingefleischte Fans werden einige Anläufe brauchen, um mit dieser Platte warm zu werden, bei der Sylvian völlig befreit von kommerziellen Zwängen oder anderen Einschränkungen seine musikalischen Visionen umgesetzt hat.
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