FJØRT

D’Accord

Nur zwei Jahre und zwei Releases haben die Aachener FJØRT gebraucht, um sich in die Top-Besprechungen des Ox zu mogeln. Beachtlich. Und tatsächlich ging das alles ziemlich schnell, 2012 erschien die 12“ „Demontage“ beim Hamburger Label Truelove Records, jetzt unter dem Namen Through Love firmierend.

Ein Achtungserfolg, für drei Herren, die eigentlich nur brachiale Musik machen wollten. Dass sie mit ihren deutschsprachigen Texten und der geschickten Balance von Post-Hardcore, Emo und Post-Rock den Nerv der Zeit treffen, stellt sich spätestens nach dem ersten Haufen Konzertanfragen und der ersten Tour mit TRACHIMBROD heraus.

Das animierte Video zum Song „Glasgesicht“ wurde kürzlich zudem für die Berlin Music Video Awards nominiert. Es läuft. Nun liegen FJØRT aber nicht auf der faulen Haut, sondern legen mit „D’Acord“ nach, dieses mal eine Spur größer, auf This Charming Man Records, das schon mit DIE NERVEN, MESSER und THE TIDAL SLEEP einen überaus guten Riecher bewies.

Vom Gesamteindruck her wirkt „D’Accord“ ein wenig zahmer, auffällig ist vor allem der im Vergleich zum Vorgänger „Demontage“ häufigere Gebrauch von Clean-Vocals, das gab es so eigentlich nur einmal kurz im Überhit „Kleinaufklein“, wenn ich mich recht entsinne.

Auch fällt sofort auf, wie viel besser der Sound nun ist. Fett, anders kann man das nicht ausdrücken. Bei weiteren Durchläufen fällt einem dann jedoch auf, dass das alles eigentlich gar nicht so zahm ist.

Gleich zu Beginn wechseln sich mit dem Titeltrack und „Schnaiserkitt“ (vielleicht ein Kalauer, ich musste trotzdem lachen) ein sich eher konventionell aufbauender und ein wirklich heftiger Brecher miteinander ab.

Die beiden Tracks belegen exemplarisch, dass FJØRT die Zeit, die sie ihren Songs geben, zu nutzen wissen. In beiden scheinen sie ihr gesamtes Klangspektrum auszureizen, da kann so ein Song auch mal vier Minuten dauern, wenn er Platz für Delay-Interlude, Gitarrenwand und Hochgeschwindigkeitsdrumming bietet.

Mit „Valhalla“ folgt glücklicherweise kein Viking-Metal, sondern der vorab mit Video veröffentlichte Song zum Mitsingen. Das ist hymnisch, was da geschieht, ab der ersten Sekunde. Wie man das übertreiben kann, zeigt „Hallo Zukunft“; ähnlich mitsingbar, aber für mich ist es ein wenig zu viel des Pathos.

Umso besser, dass mit „Für Elise“ ein weiteres Highlight folgt. Wenn man ein Lied mit „Mein Name ist Möglichkeit ...“ beginnt, dann will man die TURBOSTAAT-Vergleiche doch wirklich provozieren – auch wenn die Musik wenig danach klingt, textlich gibt man sich ähnlich diffus.

Mit dem Beinahe-Instrumental „Atoll“ und „Passepartout“ endet FJØRTs zweites Album, das zwar gute 35 Minuten Spielzeit hat, dessen zehn Songs aber nie so lang scheinen, wie sie sind. Denn auch wenn die Grundzüge immer gleich sind, der Ideenreichtum und die Bandbreite dessen, was FJØRT zu dritt zwischen THE TIDAL SLEEP und FRAU POTZ da hinzimmern, ist phänomenal und verspricht auch für die Zukunft Großes.

Besonders wenn man so eifrig unterwegs ist – im ersten Halbjahr 2014 stehen stolze 44 Konzerte auf dem Plan.