SPERMBIRDS

Common Thread

Immer gut, wenn man sich selbst zitieren kann – und bei der Gelegenheit (was nicht immer der Fall ist) sich selbst vor ein paar Jahren zustimmt. Als „Common Thread“ 2005 ebenfalls via Rookie im CD-Format neu aufgelegt wurde, erzählte ich dies: Als die SPERMBIRDS 1990 via X-Mist „Common Thread“ veröffentlichten, ging es gerade erst los damit, dass Hardcore eine Massenbewegung wurde.

Dass man nicht nur zu Hause seine Lieblingsmusik hören konnte, sondern dass es plötzlich sowas wie „Alternative-Discos“ gab und DJs „Melt the ice“ spielten, bei den SPERMBIRDS die Tanzfläche voll war.

Und das war noch vor NIRVANA und OFFSPRING, vor RAGE AGAINST THE MACHINE und BIOHAZARD. Die Platte war die Reunion-Scheibe einer Band, die mit „Something To Prove“ und „Nothing Is Easy“ zu der deutschen Punk/Hardcore-Band der späten Achtziger geworden war, deren Konzerte immer ausverkauft und Garant für ausgelassene Stimmung waren.

Doch leider waren die SPERMBIRDS auch immer launische Gestalten, und so war nach den beiden Alben erstmal Schluss – bis zur nächsten Reunion. Ein auch in Zukunft gerne zelebriertes Bandritual.

Nach den beiden straight durchbretternden Vorgängeralben zeigten sich die SPERMBIRDS, was durchaus alte Fans verwirrte, als groovenden, langsameren, ja beinahe rockenden Tönen aufgeschlossene Band, was aber in die Zeit passte: JINGO DE LUNCH (zuvor Labelmates der Band bei We Bite), VERBAL ASSAULT („Anger battery“, ein Über-Song!) und die späten BAD BRAINS („Quickness“ war 1989 erschienen) hatten Spuren hinterlassen und man nahm klanglich Kurs auf das, was später als Crossover von anderen in sehr unangenehme Richtungen getrieben wurde.

Mit dem Opener ist hier aber das Pulver nicht verschossen gewesen, meine Überhymne war und ist „Only a phase“, ein textliches Meisterwerk, in dem mit all jenen abgerechnet wird, die das, woran sie mit Anfang zwanzig noch glaubten, später nur noch zynisch mit den Füßen treten.

Ein Song, ein Text, den ich auch heute noch gerne Leuten ins Poesie-Album schreibe. Ebenfalls bemerkenswert: „Stronger“ mit Yvonne Ducksworth von JINGO DE LUNCH am Mikro, „Truth of today“ (ebenfalls ein sehr guter Text, gemünzt unter anderem auf die damals mit ihrem Hare Krischna-Quatsch nach Europa einfallenden YOUTH OF TODAY) oder „Victim of yourself“.

Dazu dann noch drei Bonustracks gegenüber dem Vinyl damals, und das alles in remasterter Soundqualität, die unglaublich direkt, wuchtig und frisch klingt. Ein absoluter Klassiker. – Nun, dem ist inhaltlich nichts hinzufügen, „Only a phase“ macht mich live immer noch wütend und euphorisch zugleich, die CD-Bonustracks „Hiding“, „I might kill you“ und „Dangers of thinking“ schafften es jetzt auch auf die LP, der Sound ist dank Andi Jungs Remastering frisch und knackig, und auch das Originalartwork wurde rekonstruiert.

Ein deutscher Hardcore-Klassiker.