CHUCK RAGAN

Gold Country

Ein schöner Albumtitel, den sich der Ex-und-wieder-Frontmann von HOT WATER MUSIC da ausgesucht hat: Einerseits eine durchaus passende Beschreibung des musikalisch Gebotenen, zum anderen einfach nur der Name des Heimat-Landkreises von Chuck, der ja vor Jahremn schon das heimische Florida gen Nordkalifornien verlassen hat.

Ragan war vor Jahren einer der ersten Punkrocker, die ihr gewohntes Terrain gen Akustik-Klampferei verließen, um das mal etwas despektierlich zu formulieren. Nicht jeder, der das heute tut, sollte das auch tun, aber Chuck Ragan hat die Stimme und das Songwriting dafür, und hier und da von leisem Schlagzeugspiel, Akustik- oder Slideguitar, Bass und Fiedel begleitet, macht er heute uramerikanische Volksmusik jenseits kommerziellen Kitsches.

Seine Stimme bleibt meist entspannt, was ihr gut tut, brüllen soll er besser bei seiner anderen Band, weshalb die Stücke bei aller textlichen Engagiertheit nie wütend wirken - man möchte ihm zuhören, man sollte ihm zuhören, weshalb mir auch immer noch die Galle hochkommt bei der Erinnerung an den ignoranten, die Fresse nicht halten könnenden Dummpöbel bei seinem letzten Konzert in Düsseldorf.

Hatte sein HWM-Kollege Chris Wollard mit seinem kürzlich erschienenen Soloalbum gleichgezogen, hat jetzt Chuck wieder leicht die Nase vorn. Ein sehr angenehmes Werk - und bitte, keine Nachahmer, die nicht mindestens genauso gut sind.

Übrigens: So lang, wie die Spielzeit das glauben macht, ist das Album nicht - oder irgendwie doch. Der letzte Track wartet noch mit 30 Minuten echten Kaminfeuers auf: Wer seine Ohren nicht durch zu viele zu laute Konzerte versaut hat, kann es leise knacken hören im Kamin von Herrn Ragan.

(Diese Band war auf der Ox-CD #85 zu hören)