UNSANE

Blood Run CD

Warum zum Teufel tut man sich so etwas an? Warum hört man sich eine Band wie UNSANE an? UNSANE sind unerträglich langsam, extrem laut, absolut uneingängig, die Bassläufe tun ab einer gewisser Lautstärke in den Eingeweiden weh, den Schlagzeuger möchte man anflehen, doch bitte mal einen anderen Rhythmus als dieses ständige Auf-der-Stelle-Getrommel zu spielen, die Gitarre sägt ganz furchtbar an der Hirnrinde und das verzerrte Gebrüll ist verdammt noch mal ganz schön anstrengend.

Kurz: UNSANE gehen einem eigentlich ganz furchtbar auf den Sack. Warum also hört man so etwas? Die Antwort ist simpel: Genau deswegen. Genau aus den oben angeführten Gründen hört man sich UNSANE an.

Es geht gar nicht anders. UNSANE hören, das ist wie den tumben Schläger, der gerade die Scheiße aus dir rausgeprügelt hat, weiter zu provozieren, das ist angewidert auf den eigenen aufgerissenen Bauch zu blicken und dann in den Gedärmen rumwühlen, das ist wie den Blick nicht von einer Abartigkeit abwenden zu können.

Auch 16 Jahre nach der Gründung schaffen es die New Yorker noch, so ziemlich jede Band in puncto Heaviness von der Bühne zu blasen. Gerade dieser oben beschriebene Dampfwalzen-Sound ist es, der UNSANE so einzigartig macht und von dem sie auch auf "Blood Run", ihrem gerade mal fünften richtigen Album - und dem ersten seit dem 1998 erschienenen "Occupational Hazard"- keinen Millimeter abrücken.

Auch 2005 noch sind UNSANE wahre Meister des Noiserocks, sind mittlerweile sogar beinahe die einzigen puren Vertreter eines Genres, dessen alte Helden entweder zwar längst zu Legenden wurden, aber eben tot sind oder mit furchtbar uninspiriertem Alternativrock nerven, wie die jüngst reformierten HELMET.

Nicht einen Funken an Brachialität über die ganzen Jahre eingebüßt brauchen UNSANE nur elf Songs und eine knappe Dreiviertelstunde, um den Hörer in einen Haufen Grütze zu verwandeln. Es hat sich also rein gar nichts geändert, UNSANE knüpfen einfach da an, wo sie damals aufgehört haben: Keine Spielereien, keine Experimente, einfach nur unheimlich brutale, dabei aber unglaublich groovige Musik.

Auch beim Coverartwork wurde Kontinuität gewahrt: Blutig soll es sein. Hier gibt es eine Badezimmer-Postmortem-Szene zu bewundern. (9)