BLACK LIPS

Satan’s Graffiti Or God’s Art

Auch wenn mittlerweile ein echter BEATLES-Sohn hinter den Reglern sitzt, die BLACK LIPS bleiben dem D.I.Y.-Ethos ihrer ersten Werke immer noch treu. Das Satansalbum zeigt die vormaligen Rüpelrocker in absoluter Bestform, das achte Studiowerk ist gewohnt starker Tobak.

Das neue (erweiterte) Line-up funktioniert hier bestens. Live, so sagt man, sei gerade die seit Anfang des Jahres aktivierte Saxophonistin Zumi Rosow ein wirklicher Gewinn. Deren Beiträge zum Album jedenfalls bleiben überschaubar.

Der neue Drummer Oakley Munson hingegen spielt hochexplosiv, treibt die Songs mit stoischer Gelassenheit voran. Als Gast beteiligt ist zudem Saul Adamczewski von FAT WHITE FAMILY. Über dessen Connections kam es dann wohl auch zum Kontakt mit Sean Lennon, der als Produzent für „Satan’s Grafitti ...“ verantwortlich zeichnet, und zudem als Mega-Scoop seine Mutter ins Studio schleppte.

Und so erklingen tatsächlich Yoko Onos berühmt-berüchtigten Urschrei-Vocals bei „Occidental front“. Vom Aufbau her haben sich die BLACK LIPS beim Album an die Klassische Oper gehalten, es gibt eine Overtüre, verschiedene Sätze, getrennt von Zwischenspielen, und sogar mit dem mitreißenden „Sunday mourning“ ein standesgemäßes Finale.

Eine Sternstunde der Bandhistorie ist ihnen auf jeden Fall mit dem überraschend reduzierten, balladesken „Crystal night“ gelungen, mit dem sie tatsächlich völlig aufrichtig Stellung gegen Antisemitismus und Totalitarismus beziehen, im Zeitalter des Donaldismus ein wichtiges Statement.