BLACK LIPS

s/t CD / We Did Not Know The Forest Spirit Made The Flowers Grow CD

Manchmal glaube ich, dass viele Leute die BLACK LIPS eher von Berichten über wilde Live-Shows her kennen, als wegen ihrer klasse Musik. Na ja, hätte auch gar nicht gedacht, dass die ersten beiden Platten nur noch schwer zu bekommen sind ...

Auf das selbstbetitelte erste Album bin ich seinerzeit durch Mr. Warren von Crypt Records aufmerksam geworden, der es in einem Newsletter frenetisch abfeierte, und als ich mir die Platte dann besorgte, musste ich dem guten Herrn vollkommen beipflichten.

Ein grandioses Stück Teenpunk mit kaputten 60s Punk-Stücken wie "Freakout", kranken schleppenden Psycho-Songs wie "Stone cold" oder "Down and out" und totalen Durchdrehern, bei denen das Chaos irgendwann Überhand zu nehmen scheint.

Überhaupt sind "krank", "kaputt" oder "psychotisch" Attribute, die ich mir im Zusammenhang mit den BLACK LIPS nur schwer verkneifen kann, denn auch wenn es mal nicht so wild zugeht, sondern eher langsam, herrscht diese bedrohliche Atmosphäre, brodelt es unter der Oberfläche.

Alles in allem klingt das wie eine besoffene "Back From The Grave"-Band mit dem Soundtrack zur nächsten Abrissparty, die den Mädels an den Arsch fasst, sobald diese ihnen den Rücken zukehren und bei erster Gelegenheit den Medizinschrank deiner Mutter plündern.

Und das ist ja wohl mal eine verdammt gute Referenz ... Auf "We Did Not Know ..." wird genau das fortgesetzt, wenn auch bei den Songs und der Produktion noch eine Ladung Noise nachgelegt wurde.

Südstaaten-Asi-Charme trifft auf dementen 60s Fuzz oder alte Stones jammen mit den SWAMP RATS nach einer Kiste Tequila. Sympathisch knarzige Tracks, verschrobene Attitüde und sogar THE FALL schauen mal um die Ecke, um zu sehen, wer da so laut ist.

Ein weiteres Hitalbum halt. Am Ende gibt's noch ein jazziges Instrumental als Hidden Track und ein Quicktime-Video zu "Fad", das die Band "passenderweise" in Indianermontur zeigt. Ich liebe diese Jungs.

(30:59/29:36) (10/10 / 09/10)