TORTOISE

Beacons Of Ancestorship

Mitte der 90er waren TORTOISE, in der sich unterschiedlichste Impulsgeber der facettenreichen Musikszene Chicagos zusammenfanden, von Bands wie BASTRO, GASTR DEL SOL, 11TH DREAM DAY oder THE SEA & CAKE, für einen kurzen Moment quasi die Heilsbringer des Indierock, bei denen Krautrock, Dub, elektronische Musik und Jazz zu einer schwer zu kategorisierenden Einheit verschmolz.

Instrumental, fließend, minimalistisch, rhythmusbetont, melodisch, gleichzeitig sanft und aggressiv fordernd, und damit eine der wenigen Bands, die es mit ihren „nur" sechs Platten seit 1994 - das Coverversionen-Album „The Brave And The Bold" mal nicht mitgezählt - immer geschafft hat, einen wirklich originären Sound zu entwickeln, der nicht nur irgendwelchen Vorbildern hinterherhinkte.

Seit „It's All Around You" sind fünf Jahre ins Land gegangen und TORTOISE dürften inzwischen nicht mehr mit großem Medieninteresse rechnen können, da gibt es jede Menge viel hipperes Zeug.

Zwar überraschen TORTOISE einen auch nicht mit völlig ungewohnten Klängen, arbeiten aber diesmal mit sehr dominanten, „moogigen" Synthesizer-Sounds und teilweise sehr druckvollen Beats und wirken durch dieses ständige Aufbrechen ihrer in den Hintergrund getretenen entspannteren Passagen deutlich experimenteller.

Das erinnert fast schon mehr an die gitarrenlastige Direktheit von TRANS AM oder der FUCKING CHAMPS als an den gepflegten Jazzrock der letzten TORTOISE-Platten, auch wenn sich die elf Songs nach wie vor als Soundcollagen verstehen, die auf einem abstrakten Level verharren.

Krautrock war ja schon immer wichtige Einflussquelle für diese Band , so nah wie wie auf „Beacons Of Ancestorship" sind sie aber noch nie den Welten von Elektronikpionieren wie KRAFTWERK, CLUSTER oder TANGERINE DREAM gekommen und klingen dennoch, wie sie schon immer geklungen haben, sind unkategorisierbar, aber dennoch jederzeit wiedererkennbar.