PICTUREBOOKS

Artificial Tears

Okay, der Plan in Gütersloh sieht folgendermaßen aus: drei Alben in drei Jahren. Marketingtechnisch vielleicht nicht der cleverste Schachzug, aber den Fan von krachorientierter, eruptiver, wütender aber dennoch smarter Rockmusik, mit Tendenz zur Tanzfläche, freut es.

Besonders weil „Artificial Tears“ noch einmal ein ganzer Schritt nach vorne ist. Im Vergleich zum letztjährigen Debüt „List Of People To Kill“ ist das neue Album wesentlich ausgefeilter und durchdachter ausgefallen.

Man könnte sagen, das Songwriting ist reifer geworden, aber reif ist ein Wort, das nur gebraucht wird, wenn einem nichts Vernünftiges einfällt. Es klingt zwar nett und ist wohlwollend gemeint, aber würde den elf Songs nicht gerecht werden.

Besser wäre darauf hinzuweisen, dass die drei Musiker es schaffen, mit den Erwartungen zu spielen, die der Hörer hat, wenn er das Debütalbum kennt. Will meinen, hier werden Spannungen aufgebaut, die nicht zwangsläufig durch den Krach des Vorgängers aufgelöst werden.

Wozu immer gleich mit der Tür ins Haus fallen, es geht auch anders. Zumal „Artificial Tears“ nach wie vor genug Momente besitzt, die einem den Schmalz aus den Ohren pusten. Insgesamt weniger wild, aber im Gegenzug nachhaltiger und mit einer erschreckenden Ideenvielfalt bewaffnet.

Die PICTUREBOOKS beweisen, dass man nicht immer geradeaus gehen muss, um auf den Punkt zu kommen. Man darf gespannt sein, was uns nächstes Jahr mit Album Nummer drei erwartet.