Nachdem sie sich in ihrer Heimat Australien bereits eine solide Fanbasis erspielt haben, wollen PRESS CLUB nun auch in Europa das Gaspedal durchtreten. Mit ihrem mit bittersüßen Melodien und zahlreichen Kopfnickern gespicktem Album „Late Teens“ im Gepäck, dürfte ihnen das auch nicht schwer fallen. Drummer Frank Lees kann es kaum erwarten.
In Australien seid ihr bekannt für eure ausgiebigen Touren. Im Jahr 2018 wart ihr fast permanent im ganzen Land unterwegs. Ist das nicht extrem anstrengend?
Nein, gar nicht. Ich liebe Touren, ich brauche das und wenn ich könnte, würde ich noch mehr Gigs spielen. Es hört sich vielleicht ein wenig seltsam an, aber im Moment habe ich eher Angst davor, nicht mehr unterwegs sein zu können, haha.
Was macht ihr in der aktuellen kurzen Tourpause?
Ich ziehe gerade um. Außerdem bereiten wir uns in der Band auf unsere anstehende Europatour vor, das ist schon eine aufregende Sache für uns. Wir sind schon ganz ungeduldig, von uns war bisher noch niemand in Europa. Wir haben zwar ein paar Tourlocation-Tipps bekommen, wie Berlin, Hamburg und ein paar Orte in Großbritannien zum Beispiel, aber wir wissen eigentlich nicht so genau, was wir dort zu erwarten haben.
Generell scheinen Touren in Australien ja schon etwas anders zu sein. Stichwort: All-Ages- und Underage-Shows, also Konzerte, zu denen auch Jugendliche offiziell Zugang haben.
Natürlich gibt es hier ja erst mal viel weniger potentielle Zuschauer. Ein generelles Problem der Underage-Shows ist daher, dass es da nur einen recht kleinen Markt gibt. Es kommen einfach nicht so viele Kids zu den Konzerten. Außerdem sind diese Konzerte finanziell auch wenig lukrativ und es gibt nur entsprechend wenige Veranstalter für diese Nische. Normalerweise finanzieren sich kleinere Konzerte eben überwiegend über Getränkeverkäufe, und bei All-Ages- und Underage-Shows darf nun mal kein Alkohol ausgeschenkt werden. Das ist dann, so traurig das auch klingen mag, ein echtes Problem. Früher wurden Underage-Shows stärker staatlich subventioniert, aber das ist nach und nach leider immer weiter zurückgegangen. In Melbourne sieht es diesbezüglich zur Zeit jedenfalls ziemlich mau aus.
Wie sah es in deiner Jugend mit solchen Konzerten aus?
In Melbourne hat es damals viel mehr Underage- und All-Ages-Gigs gegeben. Das lag in erster Linie an einem sehr aktiven lokalen Zweig der Regierungsorganisation FReeZA – die australienweit noch immer aktiv ist. Die haben in meiner Jugend enorm viel in Melbourne auf die Beine gestellt. Konzertorte waren keine Pubs, sondern Stadthallen, in denen dann auch kein Alkohol verkauft werden durfte. Es gab da richtige Riesenveranstaltungen mit 15 Bands und mehr an einem einzigen Abend, das waren die Shows, die ich als Jugendlicher besucht habe. Außerdem habe ich mir auch einige bekanntere Bands ansehen können, das war allerdings recht selten der Fall.
Wärst du auch aktiver Musiker geworden, wenn dir der Zugang zu solchen Konzerten verwehrt geblieben wäre?
Ich kann dir nicht genau sagen, wie sich das entwickelt hätte. Ich habe aber eigentlich schon vor diesen Konzerten angefangen, in einer Band Musik zu machen. Ich war etwa 13, 14 Jahre alt, als ich meiner ersten Band beigetreten bin. Also ist die Antwort: Ja, höchstwahrscheinlich wäre es auch ohne diese Konzerte darauf hinausgelaufen. Aber mal ganz abgesehen davon ist die Erfahrung, live zu spielen, zehnmal besser als jede Bandprobe, und wenn kein entsprechendes Publikum da gewesen wäre, für wen hätte ich spielen können? Ohne ein jugendliches Publikum wären unsere Möglichkeiten jedenfalls deutlich eingeschränkt gewesen. Vielleicht hätte ich dann doch nicht so lange durchgehalten.
Rechtlich gesehen gibt es in Australien für noch jugendliche Bandmitglieder bei Konzerten ohne Zugang für Minderjährige inzwischen die Auflage, dass sie den Konzertort unmittelbar nach dem Ende ihres Auftritts wieder verlassen und ihre Eltern anwesend sein müssen.
Ich weiß zwar, dass die Eltern dabei sein müssen, ich habe aber schon Gigs mit minderjährigen Bandmitgliedern gespielt, und niemand war bisher so streng und hat sie direkt rausgeschmissen, nachdem ihr Auftritt vorbei war.
Bisher habt ihr als Band nahezu alles selbst gemacht, jetzt habt ihr aber doch bei einem Label unterzeichnet. Habt ihr keine Angst davor, eure Unabhängigkeit zu verlieren?
Ein bisschen schon, diese Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen. Wir haben beschlossen, dass wir jemanden brauchen, der uns in Europa hilft. In Australien selbst brauchten wir nichts von dem, was uns die Plattenfirmen angeboten haben, wir konnten das alles selber genauso gut oder sogar noch besser umsetzen. Aber niemand von uns kennt sich in der europäischen Musikszene aus, wir wissen nur, dass wir dort ein paar Fans haben, also war Hilfe unumgänglich. Jetzt sind wir glücklich, bei Hassle untergekommen zu sein. Das sind Leute, die sich mit dem, was wir tun, identifizieren können. Sie sind ein guter Partner in Europa und Großbritannien.
100% DIY kann auf die Dauer ja auch ganz schön anstrengend werden.
Kann es. Aber das ist so ähnlich wie mit dem Touren. Ich könnte endlos Musik produzieren, mixen, verpacken und veröffentlichen. Wenn du das selbst machst, gibt es dir schon einen speziellen Kick. Wenn du es andere für dich erledigen lässt, bleibt dir diese Freude verwehrt.
Ihr gehört also nicht zu den Bands, die beim Mixing verrückt werden, wenn sie sich ihre Lieder immer und immer wieder anhören müssen?
Nein. Ich finde es wichtig, nicht nur Musik zu spielen, sondern auch darüber nachzudenken, wie sich das für andere anhört. Abgesehen davon ist unser Gitarrist Greg Rietwyk Tontechniker und übernimmt das komplette Mixing. Mit ein bisschen Input von den anderen Bandmitgliedern hier und da.
Seid ihr auch so weit gegangen, euer Album selbst zu mastern?
Nein, das nicht. Wir haben es abgemischt und in Melbourne von Joe Carra bei Crystal Mastering mastern lassen. Für uns war es wichtig, jederzeit bei den Mastering-Sessions dabei sein zu dürfen. Und das ist in Melbourne oder in Sydney nicht selbstverständlich. Da darfst du höchstens mal gegen Ende reinkommen. Und dort konnten wir tatsächlich komplett mit dabei sein.
Ihr habt eine Menge Songs aufgenommen und nur elf haben es auf „Late Teens“ geschafft. Was passiert mit dem Rest?
Die Songs, die drauf sind, waren eben die Toptracks. Die anderen werden wir wohl nicht mehr überarbeiten, wir schreiben lieber noch mal fünfzig neue Songs und brechen die dann wieder auf eine verwertbare Anzahl runter.
Fühlt es sich dann nicht umso seltsamer an, jetzt noch mal mit einem vor fast einem Jahr in Australien veröffentlichtes Album in Europa auf Tour zu gehen?
Klar ist das irgendwie komisch. Wir schreiben bereits an einem neuen Album, es ist aber noch nicht fertig. Wir müssen deswegen also kein Release-Date verschieben oder so. Nach Europa zu kommen und dort unser Album präsentieren zu dürfen, das ist einfach ein Traum. Neues Material zu schreiben und dabei die alten Sachen zu spielen, ist für uns kein Widerspruch.
Der Instrumentaltrack „Side B“ sticht aus dem Rest des Albums ein wenig hervor. Wird es in Zukunft mehr davon geben?
„Side B“ war eigentlich ein Intro zu einem Song, der es nicht auf das Album geschafft hat. Aber wir mochten den Part alle so sehr, dass wir uns dazu entschieden haben, ihn als eigenständigen Track zu behalten. Das war aber eher eine Bauchentscheidung, auf Albumlänge gesehen wäre das sicherlich schwierig. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt ...
Seid ihr mit eurem Equipment schon auf epische Klangfrickeleien eingestellt?
Nein, wir mögen es eher einfach. Das macht es auch beim Touren leichter. Dann musst du nicht zwangsläufig deinen Kram herumschleppen und aufbauen, sondern kannst auch mal mit fremdem Zeug spielen. Wenn du immer dein Equipment aufbauen musst, kann das ja nicht nur für dich selbst, sondern auch für andere Leute lästig werden. Ich benutze ein normales vierteiliges Drumset, wir haben normale Amps, alles bewährter Standard, mit dem sich gut arbeiten lässt. Die einzige Ausnahme ist Natalies Vintage-Electro-Voice-Mikro, das nehmen wir überall hin mit, auch wenn mancher Tonmensch da mit den Augen rollt. Das macht einfach ihren speziellen Klang aus.
Keep it simple. Das Motto eurer Band?
Die Ausgangsbasis für die Gründung von PRESS CLUB war, es möglichst einfach zu halten. Und auf den Punkt gebracht. Daran halten wir nach wie vor fest. Alles andere knüpft daran an.
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