Am 25. Mai dieses Jahres ist Paul Weller („The Godfather of Mod“) 60 Jahre alt geworden und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Er war Gründer der einflussreichen Mod- und Punkband THE JAM (1976-1982), die es auf 18 Singles in den Top 40 in den UK-Charts brachten, sowie von THE STYLE COUNCIL (1983-1989) und veröffentlichte seit 1992 13 Soloalben (vier davon mit Platin-Status in UK). Zuletzt 2017 „A Kind Revolution“, das sich im Spannungsfeld von SciFi-Glamrock, Soul, Funk und sogar House bewegt.
Paul Weller, siebenfacher Vater und viermal mit dem Brit Award ausgezeichnet, gilt als Übervater des Mod, als Working Class Hero und oft als das zornige Gewissen in der Arena des politischen Aufbegehrens, wenngleich er in London in einer Villa mit eigenem Personal lebt. Kommentar Paul Weller: „Ich werde mein Leben lang Arbeiterklasse sein! Working Class hat nichts mit Lebensstil zu tun. Das ist eine Haltung.“ 2014 traf er sich mit dem damaligen Premierminister David Cameron in einem Park in London, um über die Politik von Labour und Tory zu diskutieren. „The Eton rifles“ von THE JAM ist angeblich David Camerons Lieblingssong, der selbst auf dem Eton College war.
Wenn man Paul Weller, der seit acht Jahren keinen Alkohol mehr trinkt, heute auf der Bühne sieht, wirkt er enorm sortiert, ausgeglichen und konditionsstark, so bei Konzerten mit bis zu dreißig Songs Anfang 2018 bei seiner Tour in UK, ohne in den Duktus eines Wanderpredigers zu verfallen, der politischen Nachhilfeunterricht geben muss. Der Titel seines aktuellen Albums spiegelt vielleicht ein wenig seine persönliche Veränderung wider, die sich in eher gefassteren Äußerungen manifestiert, denn es geht ihm, quasi als Message des Albums, um eine Revolution der menschlichen Seele. Werte wie Mitgefühl und Nächstenliebe müssen wieder in den Vordergrund rücken und ein Wechsel kann – wie er sagt – nicht über die Politik oder Religion vollzogen werden, das muss von den Menschen selbst kommen. Generell scheint Paul Weller, unter Umständen einer Art „Altersmilde“ geschuldet, in seinen neuen Songs fast eine spirituelle Ader entdeckt zu haben, wie beim Song „The cranes are back“: In einigen Kulturen stehen die Kraniche für Wiedergeburt und Neustart. Wenn die Kraniche zurückkommen, beginnt etwas Neues. Paul Weller mag diese Metapher und verwendet in einem Song, in dem es um Hoffnung und Besserung und Wiederaufbau geht.
Paul Weller hat seine ersten sechzig Jahre ziemlich produktiv, musikalisch vielfältig und souverän bewältigt und bereits jetzt eine schöne und versöhnliche Formel für die Zeit danach formuliert: „Wenn ich mal tot bin, wird es sicher immer noch Leute geben, die in irgendeinem Pub bei ,That’s entertainment‘ mitsingen.“ Und das trifft sicher nicht nur auf diesen Song von THE JAM zu.
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