PAUL WELLER

Catch-Flame CD

Wirklich gute Livealben kann selbst der ungeschickteste Schreiner an einer Hand abzählen. BEATLES im Star Club ist so eins, "Georgie Fame live at the Flamingo" oder VELVET UNDERGROUNDs "1969 live" etwa.

"Catch Flame" ist keines. Sound und Spielqualität der Band ist recht hoch, die Motivation des Künstlers, die Qualität der meisten Songs und auch die Stimmung des Publikums hingegen ziemlich niedrig.

Und dass ausgerechnet Weller, der Ende der Siebiger Jahre noch vehement gegen das Genre Livealbum wetterte, nun zum vierten Mal in seiner Karriere ein solches vorlegt, ist schon frech. Gut, ich sollte nicht zu streng mit ihm sein, eine Handvoll prima Songs bietet auch diese Doppel-CD.

Aber der Akkustik-Gitarren-Set ist unnötig wie ein Kropf, zumal bereits vor vier Jahren das unfassbar öde "Days Of Speed"-Unplugged-Album Pauls Lagerfeuerambitionen bestens dokumentiert hatte.

Was ihn aber geritten hat, einen Songdiamanten wie THE JAM's "In the crowd" zum neunminütigen Schweinerock-Bandwurm auszudehnen, bleibt rätselhaft. Ebenso stellt sich die Frage, warum STYLE COUNCILs "Long hot summer" bis zur Unkennlichkeit umarrangiert wurde.

Versteht das bitte als konstruktive Kritik, denn ich bin schon ein glühender Weller-Verehrer. Und den Gedanken, dass er mal wieder so hohe Qualitätsstandards wie zu JAM- und STYLE COUNCIL-Zeiten produzieren möge, gebe ich nicht auf.

(05/10)