Ein altersmildes Werk, das sich ein verdienter Recke zum fünfzigsten Geburtstag spendiert, so wurde "22 Dreams" von der "Fachpresse" beschrieben, doch das trifft den Kern dieses Albums nicht so ganz. Es stimmt schon, ein 20jähriger hätte gewiss bissigere Songs rausgehauen, das Leben bejubelt, die Ungerechtigkeiten der Welt angeprangert, die Liebste bezirzt, wogegen Weller in der Tat etwas bedächtiger zu Werke geht, abgesehen vom fetzigen Titelsong, der in seiner Ruppigkeit auch auf einer späten JAM-LP wie "The Gift" nicht fehl am Platze gewesen wäre.
Doch das ist ein Ausnahmesong. Den Rest des Albums prägen eher verhaltene Werke, wie das elegische, spartanische Pianostück "Song for Alicee", einer Hommage an die spirituelle Jazzpianistin Alice Coltrane, oder das introvertierte Soul-Lament "Have you made up your mind?".
Vieles auf "22 Dreams" klingt nun tatsächlich nach lange gereiften, schon ein Leben lang auf Weller einströmenden Einflüsse wie Soul, Folkrock, Jazz, Krautrock oder auch Klassik, und so entstand ein Werk, in dem sich Lebenserfahrung wie auch Lebesfreude und Leid widerspiegeln.
Doch ein ähnliches Album hatte Paul schon mehrfach im Angebot. Ob etwa das ungemein reife dritte JAM Album "All Mod Cons" oder die seinerzeit belächelte und als arrogantes Mainstream-Gedudel verschriene 88er STYLE COUNCIL Platte "Confessions Of A Pop Group", ein vergessenes Meisterwerk.
Außerdem hat Paul Weller eine Reihe beliebter, bekannter und talentierter Mitmusiker eingeladen. Zunächst wäre da Gott, der auf dem nach ihm benannten Song in virtuoser Weise "Elements and thunder" spielt.
Auch nicht völlig unbekannt sind Gem Archer und Noel Gallagher, die mit all ihrer OASIS-Erfahrung beim fantastischen "Echoes round the sun" aushelfen, oder Ex-BLUR-Mann Graham Coxon, oder Bobby Gillespie, oder der alte Mann Robert Wyatt, der das Piano bedient.
Alles in allem gefällt "22 Dreams" in seiner Vielseitigkeit, seiner Intimität und seiner Reif - das ist ein Ausnahmewerk geworden! (9)
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