Im Mai war ich bei Freunden auf einer Hochzeit eingeladen. Die Party fand in einer Kneipe statt, in der Matze Rossi den Live-Musik-Part übernahm. Ich ließ mir die Gelegenheit nicht nehmen und befragte ihn kurz vor dem Auftritt noch zu seinen musikalischen Vorlieben und gab ihm als Aufgabe, zehn Songs zu nennen, die er momentan auf ein Mixtape aufnehmen würde.
AT THE DRIVE-IN „Hourglass“
Ich finde diesen Song einfach schön. Als die Band 1996, 1997 so bekannt geworden ist, kannte ich sie schon ein paar Jahre. Doch dann konnte ich diesen Song auch live hören und merkte, was für eine große Energie in ihm steckt, auch wenn er so ruhig ist.
BON IVER „Skinny love“
Ein etwas neuerer Song, den ich mitnehmen würde. Er wurde ziemlich rauh aufgenommen, mit einem kaputten Gitarrensound. Dazu noch das Fragile in den Lyrics, wenn er singt, wo die Liebe ist, wo sie hingegangen ist, und der Streit mit der Freundin beschrieben wird – das ist eines der großartigsten Lieder dieser Band.
Bob Dylan „Tomorrow is a long time“
Der Song ist mir wieder in Erinnerung gekommen, als er in der ersten Staffel von „The Walking Dead“ im Abspann zu hören war. Das Lied erinnert mich an meine momentane Situation, da ich ziemlich viel auf Tour bin. Heute ist der 29. Tag meiner Tour zu meiner LP „Ich fange Feuer“ und ich kann sehr gut nachvollziehen, was er da singt.
BOYSETSFIRE „Rookie“
Dieser Song meiner Freunde und Labelkollegen hat eine krasse Energie, was der Basslauf zeigt, den Robert da spielt. Rough, hart aber trotzdem auch melodisch – ein wahnsinnig kraftvoller und wichtiger Song für mich.
Conor Oberst „Milk thistle“
Conor Oberst von BRIGHT EYES ist für mich einer der größten Künstler unserer Zeit überhaupt. Dieser Song ist von seiner ersten LP, darin geht es ums Runterkommen, ums zu sich zu kommen, bei sich zu sein. Um Slowdown. Den Song höre ich mir nach meinen Konzerten oft zum Einschlafen an. Früher waren es „Die drei ???“, heute schalte ich auf meinem iPod diesen Song auf Repeat und er wiegt mich wunderbar in den Schlaf. Deshalb ist er ganz wichtig für mich.
DEATH CAB FOR CUTIE „I will follow you into the dark“
Der Legende nach, so wie es mir erzählt wurde, kommt es angeblich oft vor, dass man seiner großen Liebe relativ schnell in den Tod folgt. Keine Ahnung, ob das stimmt. Angeblich hat Ben Gibbard das Lied geschrieben, nachdem June Carter Cash gestorben und ihr kurz danach Johnny Cash gefolgt ist. Es ist jedenfalls ein sehr bewegendes Stück, das ich heute Abend übrigens auch spielen werde.
NOFX „Total bummer“
Das ist auf der „Pump Up The Valuum“-LP. NOFX werden ja oft als Spaßband bezeichnet. Aber das ist ein Lied, das die melancholische Seite der Band zeigt. Solche Lieder haben mir schon immer am Besten gefallen, da gibt es auch Parallelen zu meinen favorisierten deutschen Bands wie EA80, mit denen ich groß geworden bin. Das ist auf jeden Fall einer meiner Lieblingssongs von NOFX.
RANDY „Little Toulouse“
Das ist ein Song, der Aufbruchstimmung verbreitet. Es geht darum, einfach sein Ding zu machen. Im Refrain heißt es: „We’ve got little to lose and so much to win, why don’t we realize how fool we have been“. Das drückt für mich das Lebensgefühl aus, als wir damals mit TAGTRAUM oft mit RANDY gespielt haben. Und ich kann dieses Gefühl auch heute noch absolut nachvollziehen.
RED TAPE PARADE „It’s a small town – ,Fuck you!‘“
Hier spricht unser Freund Wauz, der leider an Krebs gestorben ist, über unsere schöne Stadt Schweinfurt. Er war nach langem Hin und Her dann doch nach Berlin gegangen und hat da schöne Zeiten gehabt. Mit dem Song erinnere ich mich gerne an ihn.
Rocky Votolato „Mix tapes/Cell mates“
Der Text beschreibt für mich wunderbar, was Musik alles mit einem macht. Es geht da um alte Kassetten beispielsweise. Das alles geht zur Zeit ziemlich verloren, und wie du an meinem iPod siehst, auch bei mir, was schade ist. Wenn ich ich jetzt entscheiden müsste, was ich vorziehe – eine Festplatte mit 50 Gigabyte Musik drauf oder einen Schuhkarton mit einem Haufen alter Tapes –, würde ich den Schuhkarton nehmen. Das fühlt sich anders an, da kann man tatsächlich etwas greifen.
SURFER BLOOD „Catholic pagans“
Die Band schafft es einfach unverschämt gut, so einen PIXIES-Sound mit Garage-Punk zusammenzubringen. Es klingt so, als hätten sie die gleichen Helden und Vorbilder wie ich Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre und mischen das in ganz neuem Gewand, fantastisch.
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