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„Hold It Down“ revisited

Vor zwanzig Jahren ist „Hold It Down“ erschienen, unser viertes Album, das ein sehr genaues Bild vermittelt vom „NY State of Mind“. Von der ersten Sekunde an, beginnend mit dem Intro, spiegelt alles den New Yorker Stil wider. Man musste also wissen, worauf man sich einlässt. Wir haben konsequent unser Ding durchgezogen, fest verwurzelt im NYHC! Aus unserer Perspektive natürlich, die einzigartig war in unserem Umfeld. Die Mentalität der Straße war ja immer sehr präsent bei uns. Doch hier kam eine Extraportion Schmutz und Verzweiflung dazu. Auf der anderen Seite haben wir darauf auch ganz persönliche Dinge verarbeitet wie Beziehungen, Herzschmerz und so weiter. In vielerlei Hinsicht befanden wir uns buchstäblich an einem Scheideweg. Der Umgang mit uns war damals sicher eine Herausforderung für viele Leute ... einschließlich uns selbst!

„Can’t stop won’t stop“
Unsere Hymne an die Straße. Es geht darum, innerlich zerrissen zu sein – wir liebten unseren Lebensstil, seine negativen wie positiven Seiten. Uns war durchaus bewusst, wohin dieser Weg führen könnte oder würde. Dennoch ließen uns bestimmte Aspekte einfach nicht los. Die letzte Zeile lautet: „I pray there is still hope for me.“ Das kommt daher, dass ich damals sehr darin gefangen war.

„Hold it down“ Ein straighter Hardcore-Song. Es gibt die falsche Vorstellung über uns, unsere Lieder würden immer bloß von „der Szene“ handeln. Das ist ein Irrtum. Manche drehen sich um unsere Kultur, manche auch um etwas völlig anderes. Es war eine schräge Zeit im Hardcore, um ehrlich zu sein, wir wollten das Ganze einfach zusammenzuhalten – oder „hold it down“, wie wir auf der Straße sagen. Damit wollten wir der älteren und der neuen Generation klarmachen, dass wir unser Ding auf unsere Weise durchziehen werden, ob es ihnen passt oder nicht. Vielleicht hatten wir eine große Klappe, aber so waren wir damals drauf.

„Fall this time“ Eines dieser doppeldeutigen Stücke. Es ging ursprünglich um ein paar Freunde von mir. Sie hatten das mit dem Partymachen und dem Drogenkonsum ein bisschen übertrieben. Das Interessante daran ist, dass mir irgendwann klar wurde, wie tief ich selber mit drin hing. Ich finde in dem Song einige harte Worte, hinter denen aber eine gute Absicht steckt. Wenn man zwischen den Zeilen liest, merkt man, dass ich sie eigentlich auch an mich selbst richte. Das gilt für einige Texte auf dieser Platte. Ich hatte in dieser Phase meines Lebens wirklich mit inneren Dämonen zu kämpfen. Das betraf nicht nur mich, so erging es vielen. Leider haben wir ein paar wunderbare Leute verloren, darunter einige meiner besten und engsten Freunde.

„Everyday hate“ Es geht um Faker in unserer Szene. Sie haben ein Image von sich kreiert, das meistens falsch war. Nicht jeder hat Einblick in die Hintergrundgeschichte der Leute oder was alles hinter den Kulissen passiert. Ob wir wollen oder nicht, wir haben ihn. Man erfährt also so einiges über die Leute anhand ihres Verhaltens, ihres Geschäftsgebarens, was auch immer. Wir mussten ein paar Leute exkommunizieren aufgrund ihres Verhaltens, ihres Charakters oder des Mangels daran. Permanente Lügengeschichten, krumme Geschäfte ... dafür ist in unserer Welt kein Platz.

„Done“ Es geht um eine Trennung. Hin und her gerissen, jetzt getrennte Wege zu gehen, nachdem man lange Zeit mit jemandem zusammen war. Reue und Gewissensbisse aufgrund der eigenen Rolle bei all dem. Gleichzeitig die Gewissheit, dass es vorbei ist. Was geschehen ist, ist geschehen.

„Say what“ Es geht um Leute, die Scheiße über einen reden. Menschen, die schnell mit einem Urteil bei der Hand sind, ohne wirklich zu wissen, worum es geht oder was los ist. Sie schauen auf einen herab, weil sie sich in dieser Position am wohlsten fühlen. Zugegeben, in dieser Zeit haben wir viel Angriffsfläche geboten. Egal, wir waren, wer wir waren, und zumindest waren wir ehrlich.

„Show no fear“ Es geht darum, wann du den Übergang von einem verängstigten Kind zu einem starken Mann oder einer starken Frau vollziehst. Das hat jetzt nichts zu tun mit irgendwelchem Tough-Guy-Gehabe, es ist etwas, mit dem jeder in der einen oder anderen Form zu tun hat. Das kann auch als Metapher gelesen werden. Du musst dir nicht unbedingt auf der Straße oder im Ring auf Fresse hauen. Das ist es hier nur vordergründig, aber es lässt sich auf vieles übertragen.

„Never look back“ Noch mal eine Beziehung, die ich durchgemacht habe. Im Nachhinein betrachtet hat mir die Musik die Kraft gegeben, diese schwere Zeit zu überstehen.

„Still searching“ Sehr selbsterklärend. Ich habe meine Seele ergründet und machte eine Bestandsaufnahme dessen, was aus mir einmal werden würde. Es war sehr real. Es passierte, während ich es schrieb und sang.

„Confessions“ Ein weiteres Lied über gewisse unangenehme Menschen. Dieses Stück bezieht sich allerdings auf eine bestimmte Person. Ich würde aber nie ihren Namen preisgeben, denn das wäre zu viel der Ehre!

„Thinking to myself“ Einer meiner persönlichen Lieblingssongs auf dieser Platte. Ich habe buchstäblich über mich selbst nachgedacht und mit mir selbst gesprochen!

„Semper Fi“ Es geht darum, unter allen Umständen loyal zu bleiben. Seiner Familie und seinen Freunden treu zu sein, was manchmal ein und dasselbe ist. Es geht auch um meine Brotherhood. Ihr wisst, wer ihr seid!

„Golden cross“ Als Bonustrack wollte ich etwas schreiben, das etwas mit meinem Leben in der „Hold It Down“-Ära zu tun hat. Der Glaubensaspekt rührt daher, dass wir in den „Hold It Down“-Tagen, auch wenn wir manchmal ungezogene Jungs waren, doch immer noch sehr katholisch waren, haha! Wir trugen immer goldene Kreuze und Heiligenbildchen, besonders Hoya und ich. Meine Ansichten über organisierte Religion haben sich sehr verändert. Ich respektiere immer noch Elemente dieser „Kultur“. Doch spirituell habe ich mich anders orientiert. Ich trage aber immer noch manchmal ein goldenes Kreuz. Glaube ist Hoffnung und Hoffnung ist lebenswichtig.