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MADBALL

For The Cause

Freddy Cricien von MADBALL auf dem Cover des Ox? Mitte der Neunziger für mich undenkbar, zu krass verkörperte die Band um den jüngeren Halbbruder von AGNOSTIC FRONT-Sänger Roger Miret die gangmäßig-machistische Seite des New York Hardcore, die die Szene spaltete, auch in Deutschland: Die einen vergötterten alles, was sich da rund um BIOHAZARD, SICK OF IT ALL, MADBALL und AGNOSTIC FRONT abspielte und hierzulande beispielsweise von den RYKER’S kopiert wurde, den anderen war das zu plump, zu dick aufgetragen, zu großmäulig, die Oberarme zu dick und die Texte zu pathetisch.

Heute hingegen ist vieles anders, gefühlt verbindet einen mehr als uns trennt, und vor allem sind die Lautmäuler von damals ein ganzes Stück reflektierter, ruhiger und erwachsener geworden – wenn auch musikalisch nicht zahmer, wie das neue MADBALL-Album „For The Cause“ beweist.

Freddy relativiert die Frühphase rund um das Debütalbum „Set It Off“ (1994) seiner Band so: „Damals waren wir noch Kids und [...] und schlugen auch mal über die Stränge. Das Leben, das wir führten, als die erste Platte rauskam, den ganzen Tag in der Lower East Side herumhängen, Spaß zu haben, aber dabei doch immer auch in irgendeinen Scheiß verwickelt zu werden, das gehörte alles zusammen.

Und klar macht keiner von uns heute noch irgendwelchen Scheiß wie damals mit 18 oder 19. Das macht doch keiner. Wir sind gewachsen, besser geworden, und so ist das auch mit unserer Musik.

Und die, die unser Tun verfolgen, sind mit uns gewachsen. Was wir machen, ist immer noch wütende, ehrliche Musik.“ Und weiter: „In erster Linie müssen die Texte glaubwürdig sein. Wenn es aufgesetzt wirkt, wenn es dich unberührt lässt, ist es eigentlich nichts wert.

Hätte ich damals besser schreiben sollen? Klar. Schreibe ich heute besser? Sicher. Aber meine Geschichten waren echt und authentisch. Und sie entstanden aus einer anderen Sichtweise als meine Texte heute, sie entstanden in einem anderen Alter, in einer anderen Lebensphase.“ Freddy ist längst Familienvater, ein „Motherfucker“ geht ihm dennoch immer noch leicht über die Lippen, und der Trademark-Sound seiner Band ist quasi unverändert, wenn auch im Detail über die letzten zweieinhalb Jahrzehnte immer weiter verfeinert worden.

Mitverantwortlich dafür ist diesmal Tim Armstrong, der „For The Cause“ produziert hat und auch bei „The fog“ singt – zu viel Einfluss auf das Album will Freddy dem RANCID-Mann aber nicht zugestehen: „ In Sachen Songwriting hatte er keinen Einfluss [...].

Dass das Album so abwechslungsreich wurde, war auch nicht seine ,Vision‘ oder so [...]. Nein, Mike, Hoya und ich hatten diese Vorstellung, das Album so abwechslungsreich zu machen.“ Ein Unterfangen, das geglückt ist, wie „The fog“, „For you“, „Es tu vida“ oder das mit Ice-T als Gast aufwartende „Evil ways“ beweisen.

NYHC par excellence – für Menschen, die das mögen.