Die Band aus Fredericia in Dänemark steht mit ihrem ersten Album bei Metal Blade in den Startlöchern, intensive, ehrliche und harte Songs, bei denen Sänger Simon sein Innerstes nach außen kehrt. Gitarrist Nicolai gibt uns einen Einblick in ihre Arbeit und hat noch ein paar Tipps für Dänemark-Touristen.
Loved By None, Hated By All“ ist euer erstes Full Length für Metal Blade, also kann der Albumtitel nicht ganz zutreffend sein ...
Haha, ja, das kann man so sagen! Nun, nicht jeder hasst uns. Aber der Titel ist auch nicht so zu verstehen, dass wirklich „jeder“ gemeint ist. Er ist inspiriert von Simons früheren Problemen mit Depressionen und dem Gefühl, nicht dazuzugehören – eine Reflexion über eine Gesellschaft, die meist ausfällt, wenn man eigentlich Hilfe braucht. Die Texte auf diesem Album sind unglaublich ehrlich und wahrscheinlich die aufrichtigsten, die Simon bisher geschrieben hat. Wir wollten, dass das übergreifende Thema von einem Gefühl der Wut getragen wird, also richtet sich der Titel an diejenigen, die Simon in seinen dunkelsten Stunden im Stich gelassen haben.
Ihr habt gesagt, dass die Texte auf dem Album die rohesten und aufrichtigsten sind, die ihr je veröffentlicht habt – wie war der Prozess für euch, diese inneren Zustände auf diese Weise zu offenbaren? Und habt ihr über einige Inhalte oder Zeilen in einer Weise nachgedacht, dass sie für Leute, die euch kennen, irritierend sein könnten?
Ja und nein. Es gab definitiv Dinge, die wir diskutieren mussten, und auch einige Zeilen, die ein wenig zensiert werden mussten – nicht nur aus Rücksicht auf die Öffentlichkeit, sondern auch auf diejenigen, die Simon am nächsten stehen. Manche Stellen sind schwer zu ertragen. Aber das war Simons Absicht, und er ist nicht der Einzige in der Band, der mit seiner psychischen Gesundheit zu kämpfen hatte; andere haben ähnliche Herausforderungen erlebt. Wir hoffen wirklich, dass dieses Album Menschen helfen kann, die das Gleiche durchmachen, und sie wissen lässt, dass sie nicht allein sind und dass es in Ordnung ist, darüber zu sprechen. Es haben sich sogar schon Leute bei uns gemeldet, die sagen, dass sie sich in den Texten wiedererkennen konnten und dass unsere Musik ihnen durch schwierige Tage geholfen hat, was uns sehr freut.
Ihr habt gesagt, dass die letzten Jahre ziemlich hart für euch waren. Habt ihr das Gefühl, dass sich das auf dem Album nicht nur textlich, sondern auch musikalisch zeigt?
Ja, ich denke schon, in gewisser Weise. Wie ich bereits erwähnt habe, ist dies bei weitem unser aggressivstes Album, also reflektiert es vielleicht Dinge aus der Vergangenheit. Wir haben uns absichtlich vorgenommen, wütendere, Mosh-getriebene Tracks zu schreiben, und ich denke, das ist uns gelungen. Was die spezifischen Herausforderungen angeht, so sind es hauptsächlich gesundheitliche Probleme, und als Band haben wir wahrscheinlich gehofft, dass mehr Leute verstehen würden, worum es bei LIFESICK geht und wofür wir stehen. Wir fühlen uns also geehrt, dass Metal Blade uns aufgenommen hat – sie haben uns inspiriert, weiter zu schreiben und weiterzumachen. Nicht dass wir jemals ans Aufhören gedacht hätten, aber Metal Blade hinter uns zu haben, hilft uns definitiv, motiviert zu bleiben.
Habt ihr das Gefühl, dass „Loved By None, Hated By All“ ein Weg ist, mit den letzten Jahren abzuschließen?
Ja, definitiv. Ich bezweifle, dass die Texte jemals wieder so ehrlich sein werden – hoffentlich nicht. Es ist in vielerlei Hinsicht Simons Album, das sich mit all diesen verschiedenen Kämpfen auseinandersetzt. Musikalisch werden wir aber wahrscheinlich weiterhin wütend klingen, haha. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nicht sagen, dass es einen „Teil 2“ des inhaltlichen Universums dieses Albums geben wird. Dennoch fängt es die letzten Jahre für Simon und andere in der Band sehr gut ein. Aber wir sind jetzt an einem guten Ort.
Euer Produzent Jacob Bredahl kam zu euch in den Proberaum und hat euch ein bisschen beim Spielen zugeguckt – wie fühlt es sich an, wenn jemand für eine Weile quasi das sechste Bandmitglied wird und Einfluss auf eure Musik nimmt?
Das war etwas, was wir schon immer machen wollten, vor allem weil es leicht passieren kann, dass man ein wenig blind für die eigenen Songs wird, wenn man sie immer wieder hört. Ihn im Proberaum zu haben, um seine Gedanken und Meinungen mit uns zu teilen und uns dabei zu helfen, Dinge zu verbessern und zu verfeinern, war einfach großartig. Wir würden das gerne noch einmal machen, vielleicht sogar in größerem Umfang, und vielleicht sogar noch andere Personen als den Produzenten mit einbeziehen. Es machte sehr viel Sinn und half allen, einschließlich Bredahl, sich optimal auf die zehn Tage im Studio vorzubereiten. Wir kannten die Songs gut und wussten, dass es nicht so viele Änderungen geben würde, was den Prozess schneller und angenehmer machte.
Das ist jetzt eigentlich keine Frage, aber ich dachte, ich erwähne das mal: Ich habe dieses Jahr im Sommer meinen Urlaub in Fredericia in Dänemark verbracht, so dass wir uns vielleicht über den Weg gelaufen sind, ohne es zu wissen. Was ist dein Lieblingsort in Fredericia, den ich besuchen sollte, wenn ich noch mal wiederkomme?
Wow, wirklich? Das ist ja unglaublich! Haha, vielleicht schon. Jeden Sommer gibt es ein kleines Hardcore-Festival namens Support Our Scene, das man sich auf jeden Fall ansehen sollte. Und natürlich gibt es das Metal Magic Festival, das in letzter Zeit stark gewachsen ist. Außerdem gibt es den Stadtgraben mit seinen Kanonen und der malerischen Aussicht, der sich hervorragend für einen Spaziergang oder einen Lauf eignet. Außerdem gibt es eine neue, riesige Skatehalle und das Ungdommens Hus, wo wir auch trainieren. Ansonsten ist es eine ziemlich ruhige und entspannte Stadt. Besuch auf jeden Fall das Lydbølgen, einen coolen Plattenladen, und Mair’s, ein Restaurant mit vielen veganen Optionen.
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