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Ziemlich episch

Mit „Access All Worlds“ bringen die dänisch-färöischen Experimental-Rocker ihr erstes Album an den Start. Gitarrist Jens Nicolai Gräs erklärt uns, warum es sich nicht lohnt, in die Vergangenheit zu blicken, und warum er für seine Band eine langfristige Zukunft sieht.

Ihr habt die Band über fünf Jahre hinweg aufgebaut. Wie viel Erleichterung empfindest du nun darüber, dass euer Debüt bald rauskommt?

Wir sind definitiv aufgeregt jetzt, da die Veröffentlichung näherrückt. Dieses Album ist seit Jahren auf dem Weg und wir sind überzeugt davon, dass es Bedeutung hat. Es wird natürlich eine Erleichterung sein, das Album rauszubringen, aber wir haben uns dafür entschieden, uns mental und praktisch schon auf das zu fokussieren, was danach kommt. Wir wollen nicht im Moment verweilen, es gibt jede Menge zu tun. Wir werden den Release im Kreis der Band aber sicherlich irgendwie feiern. Für uns ist es ein großer Schritt, endlich das Nest zu verlassen. Und wenn es irgendwann wieder möglich sein wird, werden wir der Platte auch live alle Ehre erweisen.

„Access All Worlds“ ist euer Debüt und somit auch der offizielle Startpunkt für euch als Band. Welches Potenzial siehst du für eine langfristige Zukunft?
Ich sehe großes Potenzial, deswegen haben wir auch große Ambitionen als Band. Ich denke, wir haben einiges anzubieten. Letztlich ist es eigentlich sehr einfach: Wir lieben, was wir tun, Musik zu machen ist in unserer DNA verwurzelt. Wichtig ist für uns einfach, dass wir ehrlich bleiben bei der Frage: Hat das, was wir tun, eine Bedeutung? Und ansonsten geht es schlichtweg darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben und kreativ zu bleiben, Ideen zu haben. Wir schauen einfach von Tag zu Tag, denn genau dort entdeckst du auch das reale Potenzial.

Die Reaktionen auf die ersten Vorveröffentlichungen waren ja durchaus positiv. Dabei war oft der Begriff „episch“ zu lesen. Warum, glaubst du, ist das so?
Das freut uns natürlich erst mal, so etwas von den Leuten zu hören. Was genau Epik für mich persönlich ist, ist schwierig zu sagen. Womöglich das Phänomen, wenn die Ausdrucksweise der Musik eine größere Dimension besitzt. Wenn Musik also Leidenschaft und Perspektive transportiert. Unabhängig vom Genre kann Musik dich gefühlsmäßig anheben, wenngleich natürlich immer eine Rolle spielt, was für ein Mensch und Charakter du bist. Um es ganz einfach zu machen: Epik ist, wenn mit der Musik und dem Text eine Geschichte erzählt wird. Wir haben uns im Entstehungsprozess der Platte mit vielen Visionen und auch einigem Chaos auseinandergesetzt und am Ende einen passenden Sound für das Album gefunden, finde ich.

Die Platte ist ja bereits seit einem Jahr fertig. Gab es in den vergangenen Monaten Momente, in denen du dir gewünscht hast, du hättest etwas anders gemacht?
Nun, ja und nein. Aber eigentlich habe ich mich mit der Frage nicht wirklich beschäftigt. Natürlich kannst du immer irgendwas finden, was Produktion, Mix oder Songwriting angeht. Aber letztendlich ist das doch eine sehr langweilige Beschäftigung, weil ihr keine Zukunftsperspektive zugrunde liegt. Und die ist doch aber das Spannende am Musikmachen. Insofern nehmen wir das Album ehrlich und in Gänze an, wie es ist. Und so wie wir bei diesem Album unser Bestes gegeben haben, werden wir es auch beim nächsten tun.

Wie intensiv hast du dich in den vergangenen zwölf Monaten mit der Platte auseinandergesetzt?
Ich habe die Scheibe tatsächlich sehr oft gehört. Manchmal gemeinsam mit Freunden, manchmal im Auto, auf verschiedenen Anlagen. Ich finde es immer sehr spannend, die Songs und den Mix in verschiedenen neuen Situationen zu hören. Außerdem bleibt dir so stets gewahr, was du da eigentlich veröffentlichst, haha. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich das Album letztlich gehört habe, sehr oft jedenfalls. Und ich bin glücklicherweise immer noch der Meinung, dass es gut ist.

Hast du eine Vorstellung vom „perfekten“ Song?
Wieder muss ich sagen: Ja und nein. Einerseits idealisieren wir schon jeden einzelnen Song und versuchen natürlich, ihn so gut wie möglich zu machen. Für jeden Track gibt es eine Vision, die kann sehr deutlich und klar sein oder aber sie muss erst noch entdeckt werden. Aber gänzliche Perfektion ist nicht möglich, denke ich. Was auch gut ist. Wir schreiben gerade am zweiten Album und versuchen, immer neue Dinge zu erkunden. Was am Ende dabei herauskommt, wird die Zeit zeigen.

Ihr habt euch selbst das Label „Progressive Metal“ verpasst. Da kommen einem sofort ungerade Takte und viel Gefrickel in den Sinn. Beides habt ihr aber eher nicht im Repertoire. Warum habt ihr euch dennoch dafür entschieden?
Stimmt, viele der Songs sind eher straight und nicht „progressive“ im klassischen Sinne. Ich finde aber, dass die Platte teilweise schon experimentell ist, nur auf etwas andere Art und Weise. „Progressive“ bedeutet für mich, dass alles passieren darf. Dass sich alles verändern kann. Und dass Musik voranschreitet. Das kann die verschiedensten Aspekte betreffen. Aber egal, ob etwas eher geradlinig oder chaotisch klingt – am Ende musst du hoffen, dass du die musikalischen Fähigkeiten hast, um die Kontrolle zu behalten, haha.

Inwieweit hat die Corona-Pandemie euren Band-Alltag in den vergangenen Monaten beeinflusst?
Wir haben uns schon einige Male getroffen und hatten eine gute Zeit, mit viel Musik, Gesprächen und ein paar Drinks. Natürlich, dadurch, dass unser Sänger Jón auf den Färöern lebt, sehen wir ihn seltener. Aber die Kommunikation läuft blendend, wir alle sind ständig in Kontakt. Klar ist natürlich auch, dass das Proben und die Promo rund um das Album ohne die Pandemie deutlich einfacher gewesen wären.

In der aktuellen Situation ist es schwierig, Touren verlässlich zu planen. Wie geht ihr damit um?
Nun, aktuell haben wir für das Jahr 2021 ganze zwei Shows geplant. Natürlich hoffen wir, dass sich die Situation irgendwie zum Guten wendet. Es wäre sehr schön, das Album auch live zu präsentieren. Und dieses Ziel beschäftigt uns natürlich intensiv.