Vor gerade einmal anderthalb Jahren wurde IDLE CLASS in Münster von Mitgliedern von GOODBYE FAIRGROUND, A NEW DAY und den jüngst verblichenen STAND FAST gegründet. Schnell spielte man sich ins Vorprogramm von Bands wie THE FLATLINERS und NOTHINGTON, die erste EP „Stumbling Home“ ließ auch nicht lange auf sich warten. Ehe man sich versah, war schließlich der Vertrag mit dem schwedischen Label Black Star Foundation unterschrieben, bei dem nun das erste Album erscheint. Im Rahmen ihrer ausgedehnten Tour machten die fünf Jungs auch in Hannover halt, wo sich Sänger Tobi, Gitarrist Josua und Bassist Benny die Zeit für ein kurzes Interview nahmen.3
Euer erstes Album „The Drama’s Done“ wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht. Wie fühlt sich das an?
Josua: Es ist echt aufregend. Wir haben ja vorher schon eine EP gemacht, die uns eher leicht von der Hand gegangen ist, und dieses Mal ist es sehr arbeitsintensiv gewesen. Sowohl das Aufnehmen als auch alles andere, was drumherum passiert ist. Wir sind im Augenblick sehr krass eingebunden. Macht alles Spaß, geht aber teilweise auch an die Grenzen. Deswegen ist da jetzt so ein freudiger Erwartungsdruck. Man kann es schwer in Worte fassen. Wir haben ein halbes Jahr geschrieben, sind dann ins Studio und haben auch da viel Zeit verbracht. Und auch in die ganze Ausarbeitung sind wir viel eingebundener und engagierter, weil da jetzt mehr Leute dahinter stehen, wie das Label, die uns in bessere Strukturen packen.
Also hat sich eure Arbeitsweise schon stark geändert?
Josua: Ja, extrem. Die EP ist einfach so entstanden, zack. Dann passierte ganz viel. Jetzt können wir selber aktiv werden und daraus noch viel mehr machen. Wir sind jetzt, glaube ich, fokussierter als vorher. Aber bei der EP haben wir wohl schon alles richtig gemacht, was wir in dem Moment richtig machen konnten. Dadurch ist das ja auch alles entstanden. Unseren Plattenvertrag haben wir nicht bekommen, weil wir Türklinken putzen gegangen sind, sondern die sind auf uns zugekommen, weil sie die EP so gut fanden. Wir sind da sehr unbefangen herangegangen. Deswegen sind die Songs auf der EP vielleicht weniger ausgereift, aber eben sehr natürlich. Es steckt sehr viel von uns da drin, weil wir auch die Veröffentlichung komplett selbst übernommen haben.
Denkt ihr, dass es irgendwie von Vorteil ist, dass ihr bei einem Label seid, das nicht in Deutschland ansässig ist?
Benny: Ich glaube, es ist fast schon ein Nachteil. Nichts gegen Black Star Foundation und Emil. Der unterstützt uns und tut alles, was er kann, aber ein deutsches Label kann in Deutschland einfach viel mehr organisieren. Die Leute von Concrete Jungle sieht man auch mal persönlich und kann mit ihnen reden. Aber solange man innerhalb der Band alles gut absprechen kann, ist das nur noch das i-Tüpfelchen, das mit dem Label alles abzuklären. Bei IDLE CLASS geht das intern viel besser als bei meiner anderen Band, weil vier von fünf Mitgliedern in einer WG wohnen und mit GOODBYE FAIRGROUND sind wir in fast ganz NRW verteilt. Das ist von der Organisation her viel stressiger und schwieriger. Wenn wir mit dieser Band auf Black Star Foundation wären, würde das wohl nicht laufen.
Josua: Vielleicht klingt es nach außen hin erst mal beeindruckender, wenn man als deutsche Band auf einem ausländischen Label ist, aber die Drähte sind eben auch deutlich länger. Da findet fast alles an Kommunikation über Mails statt.
Wie sind die Songs für das neue Album entstanden?
Tobi: Also in erster Linie sind die so über die Zeit hinweg entstanden, weil wir nach der Veröffentlichung der EP so viel spielen wollten wie möglich. In der Endphase war es ganz lustig, weil uns da noch drei Songs fehlten, und dann haben wir uns einfach in den Proberaum gesetzt, ein bisschen was getrunken und so sind dann noch zwei Songs entstanden. Es ist alles sehr unkompliziert, und das macht auch den Charme dieser Band aus, dass keiner eine Ego-Schiene fährt, sondern dass es ein Gemeinschaftsprojekt ist, was vielleicht bei den vorigen Bands nicht so war.
Josua: Jeder hat relativ schnell seine Rolle in der Band gefunden, so dass wir als Team wirklich gut funktionieren. Wenn jemand tolle Texte schreiben kann, aber keine Lust hat, tausend Dinge zu organisieren, ist das ja vollkommen in Ordnung. Stefan ist zum Beispiel mit dem Booking super involviert, Tobi ist sich für nichts zu schade und packt den Bulli tetrismäßig, und ich bin für das ganze Artwork zuständig. So kann jeder etwas beisteuern, dadurch geht alles unglaublich schnell voran. Es gibt nicht diese Kleinkriege. Bei den anderen Bands war es so, dass ein Albumcover auch schon mal länger diskutiert wurde. In diesem Fall hab ich es in einer 36-Stunden-Schicht fertig gemacht und es wurde einfach direkt zur Druckerei geschickt. Das macht schon Spaß. Aber zeigt vielleicht auch so ein bisschen das Ausmaß des Wahnsinns, haha.
Was denkt ihr, warum es für euch gerade so steil bergauf geht, während viele deutsche Bands jahrelang nicht so richtig vorankommen?
Josua: Ich glaube, ein Grund, warum es bei uns so klappt, ist, dass wir alle sehr risikobereit sind. Wir sind alle keine Leute, die nach dem Studium anstehen, um ein Haus zu finanzieren und eine Familie zu gründen. Einige von uns sind Langzeitstudenten, ich mache mich demnächst selbstständig mit einer Merch-Firma, Stefan hat seinen Job nach zehn Jahren gekündigt, um noch mal auf die Uni zu gehen und flexibler zu sein. Wir versuchen schon, so viel Gewicht wie möglich in den Ring zu schmeißen, und nach meiner Beobachtung ist das bei vielen anderen Bands eben nicht so.
Benny: Es hat auch viel mit der Vorerfahrung durch frühere Bands zu tun. Stefan und Tobi haben zuletzt auch zusammen mit Josua sechs Jahre bei STAND FAST gespielt, wodurch viele Kontakte entstanden sind. Ich bin schon seit sieben Jahren bei GOODBYE FAIRGROUND und so haben wir alle viele Erfahrungen gesammelt.
Viele sehen euch ja schon in Amerika, was leider nur wenige deutsche Bands schaffen ...
Josua: Das wäre natürlich eine super Sache. Wir nehmen erst mal alles mit, was uns so über den Weg läuft. Neulich wurde uns eine Tour durch China angeboten. Wir müssten halt mit dem Zug umher reisen und die Flüge müssten wir selbst bezahlen, aber vor Ort wäre dann alles geregelt. Das war uns nun doch eine Spur zu abenteuerlich, haha. In den USA zu touren, ist natürlich eine große Nummer, aber sobald sich die Connections entwickeln und es realistisch möglich ist, wären wir die Ersten, die das machen würden. Mal schauen, was das Album so bringt.
Benny: Europa ist aber auch groß, haha.
[b]Josua: Ja, im Herbst werden wir in Frankreich und BeNeLux unterwegs sein und schauen, was da so geht. Und dann den Kreis vielleicht einfach spiralförmig größer ziehen.
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