COOL JERKS

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Girl, lass uns auf die Piste gehen

Lieber Beatfreund! Das Vorwort dieser Story über die großartigste deutsche Beat-Band aller Zeiten ist vermutlich das kürzeste und treffendste, das jemals im Ox geschrieben wurde. Ich benötige dafür nur ein Wort: Yeah! Dieser stürmische und melodische Ausruf ist das Schlagwort für die Beat-Mania in aller Welt und in allen Altersgruppen. Es ist das Schlagwort der drei COOL JERKS Guido, Lutz und Andreas-Gregor, die sich mit Hand, Fuß und Herz seit nunmehr vier Jahren die Finger in den kleinen Clubs unserer Republik wund beaten. „Yeah“ ist ein Ja zur Freude, zum unbekümmerten Frohsinn. Und es ist ein entschiedenes Nein zu Kitsch, steifen Kragen, Nörgelei und einfältiger Humorlosigkeit.

Es ist eine dufte Zeit, in der wir leben. Wir sind nicht darauf angewiesen, mit den Wölfen zu heulen, wir können es auch mit den COOL JERKS. Wo immer sie ihr Geheul anstimmen, heulen viele begeisterte junge Leute mit. So ist es bei jedem Auftritt in jedem Beat-Keller: Die Jugend jubelt den COOL JERKS zu, die Mädchen lieben sie, und die Alten wundern sich. Dabei sind sie gar keine umwerfend schönen Jünglinge, aber wenn sie wie Eunuchen zu heulen anfangen und selbst von ihrer eigenen Spielfreude überwältigt werden, fallen sogar robuste Mädchen und standfeste Tänzer vor lauter Wonne reihenweise um. Die drei Jungs aus Liverpo..., äh, Bremen sind wahrlich eine Weltsensation. Man muss sie lieben: Yeah, yeah, yeah!
Für die wenigen, die die Life-Daten der COOL JERKS noch nicht kennen, hier die Steckbriefe: Guido Müller singt, sitzt hinter der Schießbude und beweist, dass ein wilder und fähiger Schlagzeuger auch aus wenigen Trommeln viel herausbeaten kann. Lutz Langemann spielt die Bassgitarre und singt im Background. Andreas-Gregor Wolfinger ist der eigentliche Leadsänger und spielt die Melodiegitarre. Natürlich sind sie musikalisch keine unbeschriebenen Blätter. Zuvor spielten sie in renommierten Kapellen wie THE TRASHMONKEYS, DIE LOWLANDER, SUPERHELICOPTER und FED-UP 4. Alle drei Jungs sind detailverliebte Spinner und geben ihr mühsam erspieltes Geld für teure und reparaturbedürftige, da authentische, Sixties-Instrumente aus, die ihren wahnsinnig mitreißenden Sound ausmachen.
Sie singen deutsch, englisch, luxemburgisch und französisch und spielen originelle Coverversionen von Mod-Klassikern der SMALL FACES, EASYBEATS und THE WHO. In der Sixties-Beat- und Mod-Szene sind die COOL JERKS schon deshalb ein fester Begriff und Garant für einen gelungenen Tanzabend.
Der so genannte Liverpool-Sound oder Mersey-Beat, mit dem die COOL JERKS begeistern, entstand im Lärm der kleinen Tanz-Schuppen. Mit ihrer betagten Verstärkeranlage haperte es häufiger, also halfen sich die Jungs mit „Stampfeffekten“ aus, damit der Beat allen anderen Lärm durchdringen konnte. Dazu kommt, dass es selbst für einen souveränen Drummer wie Guido nicht leicht ist, den schwierigen Viervierteltakt die ganze Zeit zu halten, dabei die Leadvocals zu übernehmen und auch noch eine tolle Show zu bieten. Um das Tempo richtig zu halten, stampften die anderen mit den Füßen den Takt, mit dem sie nun hoffentlich bald die Welt erobern. So entstand er, der knorke sogenannte Cool-Jerk-Stomp! Oder habe ich gerade die COOL JERKS mit einer relativ bekannten Band verwechselt, die sich optisch durch ihre Filz-, äh, Pilz-Köpfe auszeichnete?
Dieses Jahr überraschten die Jungs mit ihrer ersten LP „This Is It“, die in der Vinyl-Version schon fast vergriffen ist. Selten gab es in der letzten Zeit eine Langspielplatte, die einen solch überzeugend-authentischen Sixties-Mersey-Beat-Sound bietet. Den Texten merkt man das ironische Element und den verspielten Witz der Drei an. Was mir am Besten gefiel? „Auf Die Piste“, „Mädchen, Mädchen“, „Telling No Lies“ und „How To Satisfy“. Aber es kann sein, dass ich die übrigen morgen wieder bevorzuge, denn alle Songs sind eine Klasse für sich.
Die neuesten Aufnahmen, die mir von den COOL JERKS noch vor der eigentlichen Veröffentlichung zum Probehören zugespielt wurden, sind Beat-Knüller der feinsten und besten Art und beweisen, dass die drei Jungs sich nicht in eine Schablone pressen lassen und musikalisch nicht stehen bleiben. Mit ein wenig Glück ist es im Dezember soweit, und die Welt darf einer Hüfte kreisenden deutschen Version des „Friends“-Titelthemas (ja, die Vorabendserie auf Pro 7) lauschen und das Tanzbein schwingen. Der Song hat den Titel „Ich bin da für dich“, und ich kann schon jetzt garantieren, dass er sich lange Zeit auf deinem Plattenteller drehen wird.
Aber auch die anderen Lieder sind Hits, haben Drive und Schmiss. Egal, ob es nun das funkige „Mädchen dieser Stadt“, das sehnsuchtsvolle „Blaue Lied“ oder erlesene Instrumentals sind. Alle wissen sie zu überzeugen und machen deutlich, dass die COOL JERKS ihrem knackigen und BEATLES-esquen Gitarrenpop treu bleiben.
Ja, die COOL JERKS sind überraschend und ungewöhnlich. Aber Überraschungen dürfen kein Bluff sein. Das haben die drei Jungs selbst ihren erbittertesten Kritikern eindrucksvoll bewiesen. Sie tun es heute noch und werden es auch sicher morgen noch tun. Yeah! Noch sind sie zwar die ungekrönten Könige des German-Beat, aber das lässt sich ändern! Also, lieber Beat-Freund, tanze auch du den Cool-Jerk-Stomp! Yeah!