CLASH

Tach auch!!! Da bin ich wieder, um euch euren Arsch zu versohlen und euch zumindest minimalste Partikelchen an Gehirn in eure leeren Schädel zu prügeln. Ihr hattet sicherlich schon in eurer grenzenlosen Lethargie gehofft, dass euch Sir Elm endlich nicht mehr auf die nicht vorhandenen Eier gehen würde und ihr weiter eurem unnützen Dahinvegetieren frönen könnt. Au contraire! Ich bin wieder DA!!!

Und, was habt ihr so getrieben in der letzten Zeit, na?! Seid ihr den ganzen Sommer über voll auf Sendung gewesen und total krass abgefahren, habt bis morgens um zehn - voll drauf natürlich - voll krasse Chicks ausgehoben und habt euch nur einmal in der Woche ´nen relaxten Chill-out gegönnt, oder habt ihr die Sommermonate über fürs Philosophie-Vordiplom gebüffelt, oder habt ihr euch vielleicht auf eurer drittes Kunst-Kolloquium vorbereitet, oder habt ihr vielleicht noch die Soziologie-Seminararbeit fertig gestellt und seid sowieso die ganze Zeit nur betroffen und engagiert gewesen, habt euch natürlich wie immer rein vegan ernährt, habt eine Lichterkette gegen die Unterdrückung der Zwuselspechtnasenläufer in Nepal organisiert, habt ein Zeichen gesetzt und ein Bäumchen gepflanzt, habt mit der Saskia aus der Lesbengruppe den jährlichen Folklorebasar besucht, irre, habt euch im tibetanischen Ausdruckstanz versucht und nach eurem erfolgreichen Studienabschluss wollt ihr ja dann sowieso ein armes Negerkind, äh, Schwarzenkind aus Mosambik adoptieren, und seid natürlich - man ist ja schließlich hauptberuflich engagiert und will auch was verändern - zur Wahl gegangen und habt natürlich den Gysi gewählt, weil der hat echt was auf dem Kasten und ist wirklich die einzig akzeptable Alternative unter den ganzen korrupten Schweinen da in Bonn und der hängt sich echt rein und tut wirklich etwas für die soziale Gerechtigkeit (Aarrgh! Ich muss kotzen, du alter Stasi-Blockwart!!!).

Na ja, wie dem auch sei, jetzt ist jedenfalls Schluss mit eurem unnützen Geplänkel. Jetzt werde ich euch schmale Seelen wieder auf den heiligen Weg der Erleuchtung führen und eurem jämmerlichen Dasein endlich mal wieder ein Fünkchen Intelligenz einhauchen.Und da ihr ja, wie könnte es bei euch Kretins auch anders sein, selbstredend absolut keine Ahnung von guter Musik habt, werde ich mich hier und jetzt mal dazu herablassen, euch mal wieder eine epochale Nachhilfestunde in Sachen PUNK ROCK zu erteilen. Also, werte Primatenbrut, hinsetzen, Ohren gespitzt, Hände auf den Tisch und zuhören!

In unserer heutigen glorreichen Nachhilfestunde werden wir uns mit einer der drei besten, wichtigsten und einflussreichsten Punk-Rock-Bands der ersten Stunde befassen, mit den göttlichen CLASH. Die CLASH bilden ohne Zweifel zusammen mit den nicht minder genialen SEX PISTOLS und den einzigartigen RAMONES die heilige Dreifaltigkeit des 77er-Punk-Rock. Ein Terminus, der sich seit geraumer Zeit ja wieder größter Beliebtheit erfreut (Melodycore ist ja schließlich out!), de facto finden sich aber bei genauerem Hinsehen neben Herden von peinlichen und grottenschlechten 77er Plagiaten, die ihrem jämmerlichen Kopistendasein ein dürftiges Raison-d´Être dadurch zu verleihen suchen, dass sich etwa ein gewisser ach so rebellischer Hansel am Mikro, der gerade Hafturlaub hatte (wie aufregend!) vor einem Auftritt eine ganze Flasche Jim Beam leertrinkt oder aber ein gewisses drittklassiges verhindertes Groupie-Pipi-Langstrumpf-Punk-Pummelchen, bewaffnet mit Iro, Schminkköfferchen und Mikro, mit einstudierten Rülpserchen und ganz, ganz bösen Blicken kleine Kinder zu erschrecken sucht, nur äußerst wenige wirklich große Bands wie z. B. RANCID, BOUNCING SOULS, SWINGIN´ UTTERS, SCREECHING WEASEL, RIVERDALES und die TEEN IDOLS, die das heilige Erbe dieser Dreifaltigkeit angemessen und beinahe ebenbürtig verwalten.

Um jetzt alle Bands aufzuzählen, die von CLASH nachhaltig beeinflusst wurden, reicht hier leider bei weitem der Platz nicht aus, aber als Schmankerl seien hier neben den bereits erwähnten RANCID, BOUNCING SOULS und SWINGIN´ UTTERS solch illustre Namen wie PROTEX, RUTS, STIFF LITTLE FINGERS, BAD BRAINS, BLACK FLAG oder OPERATION IVY genannt. Die immense Bedeutung von CLASH liegt aber nicht nur in ihrem riesigen Einfluss auf unzählige andere Punkbands begründet, sondern sie schafften es neben ihrer musikalischen Genialität wie fast keine andere Band (RUTS und STIFF LITTLE FINGERS ausgenommen) den Reggae (nicht nur) für Punkers Ohren interessant zu machen.

Die Geschichte von CLASH beginnt mit dem vom am 26. Juni 1955 in Brixton geborenen Gitarristen und Kunststudenten (Aarrgh!) Mick Jones und dem Bassisten Tony James im März 1975 gegründeten Proto-Punk-Outfit LONDON S.S., zu dem kurze Zeit später noch das zukünftige DAMNED-Gründungsmitglied Brian James stieß (Alles andere über LONDON S.S. wisst ihr aufmerksamen Leser ja wohl hoffentlich noch aus meiner letzten glorreichen Nachhilfestunde über GENERATION X, gell?!). Die zweite Keimzelle für CLASH bildete die im September des gleichen Jahres gegründete Pub-Rock-Formation THE 101´ERS, die angeführt von dem Sänger und Gitarristen Joe Strummer alias Joseph Mellor, geboren am 21. August 1952 in Ankara in der Türkei (seines Zeichens auch ein ehemaliger Kunststudent...), in relativ kurzer Zeit einen recht großen Bekanntheitsgrad erlangten und im März des folgenden Jahres die TROGGS auf deren UK-Tour supporteten. Zwei Monate zuvor, im Januar 1976, hatte Brian James vom ewigen Proberaumband-Dasein die Schnauze voll und stieg bei LONDON S.S. aus, um mit dem kurzzeitigen S.S.-Drummer Rat Scabies und Captain Sensible am Bass schließlich die DAMNED aus der Taufe zu heben.

Zu dieser Zeit brachte ein Freund von Mick Jones den ebenfalls aus Brixton stammenden Kunststudenten(!) Paul Simonon (geb. 15.12.1955) mit zur Probe. "Den ersten live Rock´n´Roll, den ich gesehen habe, waren die SEX PISTOLS vor knapp einem Jahr," erinnerte sich Paul im November 1976 in London, "Bis dahin habe ich nur Ska und Blue Beat unten in der Streatham Locarno gehört. Als ich gerade bei der Probe ankam, fragte Mick mich: ´Du kannst doch singen, oder?´ Und so fing ich bei ihnen an zu singen. Aber das war nicht mein Ding. Sie standen alle auf die NEW YORK DOLLS und sie hatten alle sehr lange Haare, und so lief die Sache nur ein paar Tage."

Zehn Tage später jedoch, Simonon hatte sich einen Bass "angeeignet" und Jones gerade LONDON S.S. verlassen und sich die langen (dreckigen Transen-)Haare abgeschnitten, wurde die Band, um die es in unserer heutigen Nachhilfestunde geht, aus der Wiege gehoben. Die anderen Beteiligten: der vorübergehende LONDON S.S.-Drummer Terry Chimes (geb. 25. Januar 1955), der sich fortan den sinnigen Namen Tory Crimes zulegte, sowie der Gitarrist Keith Levine, ein alter Bekannter von Jones und Simonon. Das geschah unter den Augen von Bernie Rhodes, einem ehemaligen Gebrauchtwagenhändler, der durch Malcolm McLaren, mit dem er 1968 bei den Pariser Studentenunruhen Bekanntschaft gemacht hatte, ins Rockgeschäft fand und bald ihr Manager werden sollte. Man nannte sich jedoch erst einmal THE HEARTDROPS (THE PHONES, THE MIRRORS, THE OUTSIDERS und THE PSYCHOTIC NEGATIVES waren auch noch Bandnamen für einen Tag in dieser Anfangszeit).

Dann, eines Tages im März 1976, kreuzten sich die Wege von Mick Jones und Joe Strummer: Jones und Simonon gingen zusammen mit Glen Matlock von den SEX PISTOLS die Golborne Road hinunter, als sie Joe Strummer, dessen 101´ERS gerade ihre erste Single "Keys To Your Heart" rausgebracht hatten, über den Weg liefen. Jones war sehr begeistert von Strummer, obgleich er die 101´ERS nicht mochte. "Sobald ich Mick und Paul sah, wollte ich in ihre Band, ich wusste, DAS war wie eine Band in meinen Augen auszusehen hatte," rekapitulierte Strummer im November 1976, "Also brauchte ich nicht lange zu überlegen, als die beiden mich fragten, ob ich bei ihnen mitmachen wollte; der einzige Haken war, dass ich schon eine Band hatte."

Als die SEX PISTOLS die 101´ERS am 3. April im Nashville supporteten, war für Strummer die Sache geritzt. "Gestern dachte ich noch, ich wäre eine arme Fackel. Dann sah ich die SEX PISTOLS und ich wurde zum König und ich entschied mich, in die Zukunft zu gehen!" Strummer weiter: "Als ich die PISTOLS sah, wusste ich, das Rhythm & Blues tot war, dass die Zukunft hier war. Jede andere Band riffte sich zu dieser Zeit durch den BLACK SABBATH-Katalog. Aber als ich die PISTOLS hörte, da wusste ich, was Sache war. Ich wusste es. Es war etwas, was du einfach weißt, ohne darüber nachdenken zu müssen." Strummer löste seine 101´ERS auf und stieg als Sänger bei den HEARTDROPS ein. Mit Strummers´ Einstieg vollzog sich dann auch die Umbenennung in THE CLASH, auf Vorschlag von Simonon, der dieses Wort ständig im "Evening Standard" gelesen hatte.

Anfang Juni organisierten sich CLASH ihr neues Domizil: die Band besetzte ein altes Lagerhaus namens Chalk Farm in Londons Camden Town, sie tauften ihr neues HQ "Rehearsal Rehearsals" und es folgten sechs Wochen intensives Proben. Am 4. Juli spielten CLASH ihr erstes Konzert, mit den SEX PISTOLS im Black Swan in Sheffield, und am 13. August spielten sie dann in "Rehearsal Rehearsals" ihren ersten "offiziellen" Gig "for friends only". Am 21. August sollten CLASH dann beim "First European Punk Rock Festival" in Mont de Marsan in Frankreich spielen, zusammen mit den SEX PISTOLS, RICHARD HELL, GRAHAM PARKER & THE RUMOUR und EDDIE & THE HOT RODS. Da die PISTOLS sich mit den HOT RODS seit ihrem gemeinsamen Gig am 27. Februar im Marquee, bei dem PISTOLS´-Shouter Johnny Rotten Stühle geworfen hatte und sich die HOT RODS deswegen ins Höschen uriniert hatten, im Clinch befanden und die Promoter im schwulen Frankreich schon kalte Füßchen wegen der bösen SEX PISTOLS bekamen, wurden sie kurzerhand wieder von der Bill gestrichen und CLASH traten postwendend in Solid-rität mit den PISTOLS vom Festival zurück.

Acht Tage später, am 29. August, gab es dann in Islingtons Screen On The Green-Kino das erste öffentliche Konzert in London zusammen mit den BUZZCOCKS als Support der SEX PISTOLS. Unmittelbar danach verließ Levine die Band, um im Mai 1978 als Keith Levene zusammen mit John Lydon (wie Herr Rotten dann wieder hieß), dem Basser Jah Wobble und dem Drummer Jim Walker PUBLIC IMAGE LIMITED zu starten. Als Quartett nahmen CLASH dann am legendären "100 Club Punk Rock Festival" teil, wo sie am ersten Abend des zweitägigen Festivals, am 20. September, zusammen mit SUBWAY SECT, SIOUXSIE & THE BANSHEES, die beide ihren ersten Gig hatten, und den Bill-Toppers SEX PISTOLS, die ein famoses 75 Minuten Set hinlegten und ihr komplettes Repertoire rausjagten, die Möbel zurechtrückten. Kurze Zeit später wurden CLASH von den SEX PISTOLS zu deren für den 3. Dezember geplanten "Anarchy In The U.K."-Tour eingeladen, an der ferner noch die DAMNED und die amerikanische Junkie-Horde JOHNNY THUNDERS & THE HEARTBREAKERS teilnahmen.

Da sich die bösen, bösen SEX PISTOLS zwei Tage vor Tourbeginn in Bill Grundys Early Evening-Show "Today" ein wenig danebenbenahmen, insbesondere unser aller Liebling Steve Jones, der einigen unartigen Vier-Buchstaben-Worten freien Lauf ließ und flugs am nächsten Tag der komplette britische Medienpool sich die Vorhaut heftigst über die Eichel hin und her nabbelte, wurde die ursprünglich auf 19 Dates festgesetzte Tour von sich ins Höschen kotenden Konzertveranstaltern und lokalen Behörden auf gerade mal 3 Gigs (Leeds, Manchester und Plymouth) heruntergeschnippelt. Im Verlauf der Tour wurden die DAMNED von den PISTOLS hinausgekickt, da sie sich im Gegensatz zu den CLASH nicht an den Solidaritätsboykott hielten.

Anfang 1977, CLASH spielten inzwischen selbst als Headliner wie am Neujahrstag mit CHELSEA im Roxy Club, ging die Band zusammen mit Producer Guy Stevens zum ersten Mal ins Studio, wo sie eine Demo-Session aufnahmen, die die Songs "White Riot", "Janie Jones", "1-2 Crush On You", "London´sBurning", Career Opportunities" und "1977" umfasste, und Ende Februar handelte Bandmanager Rhodes schließlich einen Plattenvertrag mit dem unsäglichen Major CBS Records aus.

Zur gleichen Zeit erlitt die Band einen herben Rückschlag, als Drummer Tory Crimes sich entschied, die Band zu verlassen, da er sich laut eigenen Aussagen nicht ganz mit der politischen Einstellung von CLASH und deren Idealismus anfreunden konnte; wegen seines, laut Strummer, politischen Desinteresses war er ohnehin schon mehrmals von diesem gefeuert und, da kein Ersatz zur Verfügung stand, wieder in die Band geholt worden. Crimes erklärte sich aber dennoch dazu bereit, noch eine Weile für die Recording-Sessions zum ersten Album in der Band zu bleiben und ist auf der ersten epochalen und am 18. März releasten CLASH-Single "White Riot" zu hören, die ganz klar zu den zehn besten Punk-Singles ever gehört und die Nottinghill Carnival Riots vom Juli des Vorjahrs dokumentiert, wo Horden von knüppelnden Cops auf wütende schwarze Jugendliche einprügelten und die von Strummer und Simonon mittendrin aus der ersten Reihe miterlebt wurden. Diese phantastische 7" weist die nicht minder geniale B-Seite "1977" auf, in der die zeitgenössischen drogenvernebelten Rockdinosaurier ROLLING STONES, BEATLES und ELVIS PRESLEY auseinandergenommen werden. Eine Woche später feuerten CLASH dann ihren absoluten, zeitlosen Punküberklassiker, das Debütalbum "The Clash", auf die von Hippie-Geseire und Rockgigantomanie à la YES, PINK FLOYD, RICK WAKEMAN, GENESIS, GRATEFUL DEAD, KING CRIMSON und ähnlichem Pseudo-Intellekto-Geschmeiß verseuchte Musikwelt ab.

Dieses ultimative Punk-Statement, das an gerade mal drei Wochenenden fertiggestellt wurde - andere Gitarrenonanisten benötigen fünf Jahre, um mal wieder ein innovatives und zeitgemäßes Konzeptalbum mit sozialkritischen Untertönen und intelligent eingeflochtenen Sixties-Referenzen unter Mithilfe von 50 siebzigjährigen Produzenten und 10.000 Tonnen Equipment einzuspielen, um damit vielleicht gerade mal einem 90jährigen, bettlägerigen Rentner einen müden Furz aus dem Anus zu entlocken - , gehört ohne jegliche Zweifel ganz eindeutig neben dem besten Punk-Rock-Album aller Zeiten, der "Never Mind The Bollocks" von den SEX PISTOLS (wenn ihr mich fragt, es ist die beste Platte, die je aufgenommen wurde!!!) und der ersten RAMONES-LP zu den größten drei Punk-Rock-Alben ever und haut alles und jeden völlig um, durch die geballte Aneinanderreihung von absoluten aggressiven Knallern wie "Janie Jones", "Remote Control", "I´m So Bored With The USA", "Hate And War", "London´s Burning", "Career Opportunities" "Garageland" und natürlich dem Single-Hammer "White Riot".

Zudem verneigen sich CLASH mit der genialen Reggae-Punk-Coverversion des Junior Murvin Reggae-Klassikers "Police And Thieves" als Sahnehäubchen vor der Musik, die sie nach ihrer eigenen am meisten mögen und die im weiteren Verlauf der Bandgeschichte immer mehr an Bedeutung gewinnen sollte. Und obgleich die Radiosender mit Ausnahme von unser aller Liebling John Peel die CLASH-Platten boykottierten, erreichte "White Riot" immerhin Rang 38 und das Album sogar Rang 12 der britischen Charts. Dies sei aber hier nur am Rande erwähnt für unsere gehirnamputierten Mitmenschen, die doch tatsächlich davon überzeugt sind (sofern diese schmalen Seelen überhaupt von etwas überzeugt sein können, wenn es ihnen nicht gerade tausendmal vorgebetet wird!), dass eine popelige Chartnotierung etwas über die Qualität der Musik aussagt.

Aber Gott sei Dank verkauft sich ja geile Mucke, wenn auch nur in mikroskopisch kleinen Einzelfällen, recht akzeptabel, und dass lässt dann doch in mir den Glauben an die Existenz eines Restgehirns bei der Spezies Homo sapiens ab und zu aufflackern. Dieses Fünkchen Glaube an das zumindest rudimentäre selbständige Denkpotential wird dann aber postwendend ad absurdum geführt beim Betrachten der Tatsache, dass irgendwelche graumelierten, aufstrebenden Jungmanager in der US-Abteilung von CLASHs degoutantem Vertragspartner CBS das Album "The Clash" als "zu unfertig für amerikanische Ohren" empfanden, und somit kein US-Release zustande kam. Was aber dazu führte, dass dieses Album zum biggest-selling Rockimport ever mit ca. 100.000 britischen Exemplaren avancierte, bäh!

Anfang April, Tory Crimes hatte die Band unter seinem bürgerlichen Namen Terry Chimes in Richtung COWBOYS INTERNATIONAL verlassen, stellten CLASH dann mit Nicky "Topper" Headon (geb. am 30. Mai 1955 in Bromley), der zuvor eine Woche lang bei LONDON S.S. spielte, aber schnell wieder das Handtuch warf, ihren neuen Drummer vor, nachdem man etwa 200 Schlagzeuger hatte vorspielen lassen, u.a. Jon Moss, der Ende 1977 kurz bei THE DAMNED einstieg, um sich ab April 1981 mit CULTURE CLUB zu disqualifizieren, und somit war das klassische CLASH-Line-Up komplett! Anschließend zog man sich aus der Tour mit John Cale (ex-VELVET UNDERGROUND) zurück, weil dieser nach Ansicht der CLASHer "nicht radikal genug" war und veröffentlichte die EP "Capital Radio". Der Titeltrack ist eine grandiose Demontage des gleichnamigen grottenschlechten Radiosenders, mit dem sehr guten Instrumental "Listen" auf der Flipside sowie einem Interview der Band mit Tony Parson; um diese EP zu ergattern, musste man entweder einen roten Aufkleber, der den frühen Copies des Albums beilag, oder Coupons aus der Aprilausgabe des New Musical Express einschicken.

Im Mai 1977 gingen CLASH dann mit den Supportbands BUZZCOCKS, SUBWAY SECT und den SLITS, mit deren Schlagzeugerin Palmolive Strummer zu dieser Zeit liiert war, auf ihre legendäre "White Riot"-Tour, ihre erste landesweite Headliner-Tour. CLASH, die zu diesem Zeitpunkt eine Hit-Single und ein Hit-Album im Rücken hatten, hätten ohne weiteres mit nur einer Supportband auf Tour gehen können, aber als eine der idealistischsten (und das soll nicht abgedroschen klingen!) Punkbands aller Zeiten, hatten sie sich bei ihrer Formierung vor einem Jahr auf die Fahnen geschrieben, jungen Bands zu helfen, die wie CLASH selbst, schwer um Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten zu kämpfen hatten, und setzten nun diesen Idealismus auch tatsächlich in die Praxis um; zudem zahlten sie den Großteil der Unkosten ihrer Supportbands (Nehmt euch daran mal ein Beispiel, ihr millionenschweren New-Musical-Express- und Melody-Maker-gepushten Rocktotgeburten!). Die grandiose, auf vierzig Dates festgelegte Tour hatte ihren Höhepunkt mit einem ausverkauften Haus im Rainbow Theatre in London, wo CLASH anschließend Auftrittsverbot erhielten, weil die begeisterten Fans die Örtlichkeit innenarchitektonisch ein wenig umgestalteten. Wieder zu Hause, nahmen CLASH im Juni unter der Regie des jamaikanischen Reggae-Veteranen und -Produzenten Lee Perry die famose Single "Complete Control" auf, CLASHs boshafte Attacke auf ihre Plattenfirma CBS, die wenige Tage zuvor gegen den Willen der Band "Remote Control" als zweite Single ausgewählt und veröffentlicht hatte; CLASH selbst hatten "Janie Jones" als nächste 7" ausgesucht (Majors sollte man von morgens bis abends ohne Unterbrechung auf die Fresse hauen!).

Pech für CBS, dass "Remote Control" (ohne Frage ein hervorragender Song!) die Charts verfehlte, "Complete Control" b/w "The City Of The Dead" hingegen im Oktober auf Rang 18 chartete. Anschließend stürzten CLASH sich wieder heftigst in den Tourcircuit, am 17. Juli sollte in Birminghams Rag Market das "CLASH´s Punk Festival" mit den SAINTS, RICH KIDS, der TOM ROBINSON BAND, SUBWAY SECT, SLITS, SNATCH, SHAG NASTY, CHERRY VANILLA und den französischen STINKY TOYS sowie den CLASH of course als Top of the Bill starten, das aber einen Tag vorher von den örtlichen Behörden verboten wurde. Die CLASH erschienen trotzdem. "Wir wollen den Fans zeigen, dass wir nicht unsere Kohle in London verprassen," erklärte Bernie Rhodes am 17. Juli, "Wir wollen spielen, und wir würden spielen, wenn wir könnten!" Wegen des Verbots in Rag Market gingen CLASH zum Barbarella´s, wo ihnen erlaubt wurde, einen Impromptu-Gig zu spielen. "Wir erhielten Auftrittsverbote von viktorianischen Leuten mit wiktorianischen Einstellungen - nur ein riesiger Haufen Schisser," meinte Paul Simonon am gleichen Tag, "Alles was sie haben, wonach sie sich richten, ist das, was sie im Daily Mirror und in der News Of The World lesen. Sie leben so, wie es ihnen die Zeitungen vorkauen. Und sie glauben es. Das Auftrittsverbot macht uns alle nur noch entschlossener zu spielen!"

CLASH spielten unentwegt in jeder Stadt, in der sie nicht gerade Auftrittsverbot hatten, sie waren ständig in Großbritannien auf Tour und machten auch einen Abstecher auf den Kontinent und spielten auch in Deutschland. Ihre zahlreichen Auftritte waren häufig von allerlei Vorfällen begleitet, regelmäßig hinterließen CLASH in ihren Hotelzimmern, den Clubs und den mittleren Konzerthallen reichlich Bruch. Sie wurden permanent zur Kasse gebeten, stritten sich, wie in Bremen, mit TV-Regisseuren und gerieten des öfteren mit dem Gesetz in Konflikt; in München hatten sie Krach mit der Polizei, einige Bandmitglieder saßen wegen kleinerer Delikte des öfteren im Knast, die Polizei stürmte sogar einmal Rehearsal Rehearsals, um Strummer und Simonon wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu verhaften. CLASH waren zu dieser Zeit neben den SEX PISTOLS schlechthin DIE Punk-Rock-Band, on-stage und off-stage, und wie die PISTOLS lebten sie das, wofür PUNK steht, nämlich REBELLION, konsequent aus, und diese immer präsente aggressive Renitenz fehlt heutzutage sehr vielen sich mit dem Punk-Etikett schmückenden, besonders in Schweden beheimateten Ministrantenkapellen, die in ihren süßen Skaterkleidchen wie Mamas Lieblingsschwiegersohn aussehen.

Zudem muss ich mich auch immer wieder übergeben, wenn Freunde der "Karnevalsmusik mit rockigen Elementen" (auch Oi!-Musik genannt), die CLASH gerne vor ihren dumpfen Karren spannen; sorry, aber mit diesem tumben Stolz-Arbeiterklasse-United-Kinderzimmer hatten CLASH aber auch absolut gar nichts zu tun! "No, I´m NOT working class at all," erklärte Joe Strummer 1977, "Mein Vater ist ein Diplomat in Afrika." Soviel zum Thema Working Class.

Die im Februar 1978 veröffentlichte brillante Single "Clash City Rockers" mit der nicht minder genialen von Jones gesungenen B-Seite "Jail Guitar Doors", ursprünglich ein 101´ERS-Song, allerdings mit neuen Lyrics, erhob CLASH dann endgültig - nachdem die SEX PISTOLS einen Monat zuvor auf deren US-Tour auseinanderbröckelten - auf den PUNK-ROCK-Thron (Ich weiß noch sehr genau, wie sehr ich damals schon auf diese göttliche 7" abgespritzt habe!). Und im Juni folgte mit dem phänomenalen Reggae-Punk-Knaller "(White Man) In Hammersmith Palais" ein weiters Meisterwerk, wobei CLASH bei diesem selbstproduzierten Juwel zudem erstmals mit der Dub-Technik arbeiteten.

Auch 1978 waren CLASH ständig auf Tour und überzeugten ihre Fans von ihren hervorragenden Live-Qualitäten, und im Spätsommer machten sie dann auch zum ersten Mal den Sprung über den großen Teich zur allerersten US-Tour, in deren Verlauf Mick Jones im September einige Konzerte zusammen mit ex-SEX PISTOL Sid Vicious sowie Ex-NEW YORK DOLLS-Tunte Arthur Kane am Bass und Ex-JOHNNY THUNDERS & THE HEARTBREAKERS/NEW YORK DOLLS-Fräulein Jerry Nolan an den Drums im Max´s Kansas City in Manhatten spielte. Der Gig vom 7. September kam über ein Jahr später als SID VICIOUS´ Solo-LP "Sid Sings" auf den Markt und gibt Hits wie "Stepping Stone", "My Way", "Belsen Was A Gas" und "Something Else" zum Besten. Im Amiland nahmen CLASH dann auch einen Teil ihres zweiten großartigen Albums "Give´em Enough Rope" auf, das von BLUE OYSTER CULT-Mann Sandy Pearlman produziert wurde. Kurz bevor dieser neuerliche Punk-Rock-Geniestreich am 24. November releaset wurde, feuerten CLASH wegen zunehmender Manager/Band-Schwierigkeiten Bernie Rhodes. Dieses zweite Punk-Rock-Statement stellt wie das Debütalbum abermals eine zehn Tracks umfassende Ansammlung von Smashern dar: "Safe European Home", "All The Young Punks (New Boots And Contracts)", dem Cover "English Civil War" sowie "Tommy Gun", das am gleichen Tag als Single-Auskopplung in die Läden kam. Im Vergleich zu "The Clash" wirkt das "Give ´em Enough Rope"-Album, das im Gegensatz zum Vorgänger grünes Licht von der CBS-Konzernmutter für den US-Release erhielt, eine Spur rockiger, was diesem superben Output dennoch keinen Abbruch tut.

Im Anschluss an diesen Album-Release begaben sich CLASH erneut on the road und traten Anfang Dezember ihre großangelegte "Sort It Out"-Tour durch das Vereinigte Königreich an. Am 19. Dezember spielten CLASH auf Initiative von Sid Vicious´ Mutter Anne Beverley hin einen Benifit-Gig für Sid Vicious in London.

Hiermit möchte ich dann auch diesen gottgleichen ersten Teil dieser CLASH-History beschließen, es sei aber für euch jämmerliche Verkaufsonanisten noch erwähnt, dass sich sämtliche 78er-Releases in Top 30 Regionen tummelten, wobei "Tommy Gun" als erste CLASH-Single die Top 20 knackte und "Give ´em Enough Rope" sogar Platz 2 der Charts erreichte.

Damit, werte Primatenbrut, erkläre ich unsere heutige, heilige Nachhilfestunde für beendet, und ich muss sagen - obgleich ich doch weiß, dass ich ein einzigartiges Genie bin - dass ich einmal mehr von meinen monumentalen geistigen Fähigkeiten und von meiner majes- tätischen Intelligenz überwältigt bin. Und euch tumbem Gewürm möchte ich noch mit auf euren erbärmlichen Weg geben, dass ihr nicht traurig sein müsst, weil ihr durch eure winzigen Mikrohirne geradezu dazu prädestiniert seid, meine erlesenen Schuhsohlen ablecken zu dürfen. Und bitte vergesst nicht, ich bin doch auch nur ein armes, armes ARSCHLOCH! Und ich liebe euch alle!

Und immer schön dran denken: Gregor Gysi, SHIRLEY MANSON, SABRINA SETLUR, GUIDO WESTERWELLE, MILLENCOLIN und LAGWAGON immer ordentlich auf die Schnauze hauen, das tut gut und verleiht eine feuchte Vagina respektive ein erigiertes Glied! See you!

Euer Punk-Rock-Diktator Sir Elm