CLASH

Einen schönen guten Tag allerseits!!!... Fuck, bin ich gestresst. Bin gerade eben erst fertig geworden mit meinem Online-Banking. Wirklich ´ne echt fette Sache, diese online Geschichte. Den ganzen Morgen bin ich schon im Internet rumgesurft, nichts Bestimmtes, einfach nur so mal eben ganz cool und relaxed ein wenig absurfen. Das rockt echt voll aus. Genau das Richtige, um nach ´nem voll krassen Weekend einen smoothen Chill-out zu fahren. Voll korrekt. Echt nervig nur, dass mein Tattoo- und Piercingstudio noch nicht online ist, sonst hätte ich mich mal eben bei denen kurz eingeklinkt und ´n Date ausgecheckt für mein neues Analpiercing. Das fährt echt voll ab. Ich wollte mir nämlich als nächstes mein Arschloch mit ´nem voll krassen Schädelknochen von ´nem knuffligen Pandabären piercen lassen, ist das abgefahren?! Abgefahren und zugleich echt stylish, das kommt doch wohl echt voll krass. Schließlich hat heute doch schon jede(r) Versicherungskaufmann/-frau, jede(r) Verwaltungsfachangestellte(r) der mittleren Laufbahn und jede(r) zweite Jurastudent ja wohl mindestens ein hippes Nasen- oder Augenbrauenpiercing. Außerdem könnte sich bei der Gelegenheit die Franka vom Studio mein Hakenkreuztattoo auf meiner Eichel noch mal ansehen, ob auch alles gut verheilt ist und so. Echt voll fuckig, dass die noch nicht online sind. Anyway, dann schwing´ ich mich gleich mal eben in Dad´s Porsche und jette dann mal schnell zum Tattoo-Studio... ja, geil... und auf´m Rückweg flieg´ ich mal eben bei Jason an, zieh´ mir dort mal eben ein Guten-Nachmittag-Näschen und nehm´ mir noch ´n paar Pillen und ´n Piece zum Relaxen mit, weil viel werde ich heut eh nicht mehr auschecken. Im Tivi läuft auch nur Scheiße, so vor Weihnachten, da brachten die ja echt noch voll abgefahrene Stories im Tivi, ich fand das echt voll krass, wie die Amis den Saddam mal ordentlich aufge-mischt haben, das fand ich echt voll fett, dass so kurz vor dem Fest des Friedens wenigstens noch einige People das Rückgrat haben, nicht nur pausenlos vom Weltfrieden zu texten, sondern auch tatsächlich wie eben die Amis und auch die Tommies ein deutliches Zeichen setzen und indeed auch etwas für den Frieden tun. Aber zur Zeit nerven die im Tivi eh nur mit Doppelter Staatsbürgerschaft und so, da fahren die jetzt echt voll den Film drauf. Das ist doch voll der Bullshit, weil, also ich studiere ja Jura und daher weiß ich, dass wir ohnehin schon viel zu viele Ausländer in unserem Staate alimentieren, fuck, unser Arbeitsmarkt ist einfach voll am Ende, Mann , das Boot ist voll, Deutschland ist nun mal nicht das Schlaraffenland, dass für jede(n) Wirtschaftsasylanten/-in ein gemachtes Bett nebst einem prall gedeckten Tisch kredenzen kann. Äh... ähem... versteht mich aber bitte jetzt nicht falsch, ich bin kein Nazi... ich habe eigenlich nichts gegen Ausländer, echt, z. B. letzten September beim Cluburlaub auf Kuba mit drei Kommilitonen/-innen von mir, hat uns der einarmige Marco doch auch wirklich sehr nett und lieb von vorne bis hinten bedient und uns auch brav den Arsch abgewischt, also der Marco war wirklich ein echt Netter... aber jetzt ist das Boot bei uns echt voll! Der Selbstbedienungsladen Deutschland ist leer geräumt, die Melkkuh Europas ist trocken gemolken, die Caritas der Welt ist endgültig pleite... AAARGH, ICH KANN NICHT MEHR!!! SCHLUSS MIT DIESEM GEFICKE!!! PUNK ROCK ist jetzt hier, PUNK FUCKING ROCK, verdammt noch mal, ist JETZT hier, um mit diesem unnützen Geficke ein für alle Mal aufzuräumen und um euch zu disziplinieren!

Habt ihr überhaupt schon in diesem Februar eure tägliche Gedenkminute abgehalten? Was höre ich da, für WEN? FÜR WEN, wagt ihr armseliges, degeneriertes, außengeleitetes Herdentiergeschmeiß zu fragen! Für unser aller Liebling SID VICIOUS natürlich! Good old Sidney ist doch vor zwanzig Jahren, exakt am 2. Februar 1979, in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Der gute alte Sidney, so lange ist das schon her, und doch weiß ich es noch als ob es gestern gewesen wäre. Gooottt, bin ich AAALT. Alt, aber genial!

Nun gut, ihr tumben Hanswurste, dann wollen wir doch jetzt mal flugs schauen, was unsere Lieblinge Joe, Paul, Mick und Topper anno 1979 denn so treiben. Nachdem die CLASH gegen Ende des Jahres 1978 auf ihrer famosen "Sort It Out Tour" im gesamtes Vereinigten Königreich das Mobiliar zurechtgerückt und dann das Jahr mit einem Benefit-Gig für SID VICIOUS am 19. Dezember in London würdevoll beendet hatten, fellierten sie am 23. Februar 1979 die Punkwelt mit ihrer phantastischen Single "English Civil War", ein brillantes Punk-Fucking-Rock-Cover dieses Traditionals und gleichzeitig die zweite Auskopplung aus ihrem drei Monate zuvor releasten Chefalbum "Give ´em Enough Rope". Diese neuerliche Herrscher-7" führt den auserkorenen und würdigen Zuhörer zudem durch die nicht minder süperbe B-Seite "Pressure Drop", ein infernalisches Ska-Punk-Cover des TOOTS & THE MAYTALS Ska-Klassikers zu einer weiteren Ejakulation. In den Charts stieß dieses Juwel bis auf Rang 25 vor, dies aber nur am Rande. Anschließend starteten CLASH direkt durch über den großen Teich, um unter dem dezenten Titel "Pearl Harbor Tour" dem ignoranten Cowboy- und Hamburger-land erneut zu demonstrieren, wie man Punk Rock von Gottes Gnaden buchsta-biert. Die Wahl ihres Support-Acts für diesen zweiten US-Feldzug, in deren Verlauf CLASH die geneigte Hörerschaft einmal mehr von ihren einzigartigen Livequalitäten restlos über-zeugten, fiel nicht von ungefähr auf den damals 50-jährigen Rock´n´Roll-Veteranen Bo Diddley, machten die CLASH doch neben ihrer großen Affinität zum Reggae und Ska auch nie einen Hehl aus ihrer Vorliebe für guten, alten Rock´n´Roll.

Zurück in England überzeugten CLASH die Punkwelt im Mai mit der begnadeten 4-track EP "The Cost Of Living", die die Band zusammen mit ihrem favourite Studiozauberer Bill Price, der auch schon das Meisterwerk "Never Mind The Bollocks" von den SEX PISTOLS in glänzend satten Sound gebettet hat, produzierte. Dieser neuerliche Geniestreich "The Cost Of Living" besteht ausnahmslos nur aus phantastischen Songs: das recht ruhige "Gates Of The West", aufgenommen während sämtlicher "Give ´em Enough Rope"-Sessions sowohl in England als auch im Amiland, der grandiose Acoustic-Guitar-Smasher "Groovy Times" aus den frühen "Rope"-Demo-Sessions, dann gibt es mit dem brillanten straighten Punk Rocker "Capital Radio Two" eine neue infernalische Version des 77er-Klassikers "Capital Radio One", da die gleich-namige rare EP inzwischen für 40 Pfund gehandelt wurde, und als Topper gibt es eine famose Punk-Coverversion des alten Sonny Curtis-Rock´n´Roll-Klassikers "I Fought The Law ", das auch als Single ausgekoppelt wurde (Wie ihr ja alle hoffentlich wisst, nahmen sich auch die großen DEAD KENNEDYS einige Jahre später dieses Curstis-Songs an, den Chorus änderten sie allerdings sehr treffend in "I Fought The Law And I Won!", die Helden!). Wachsende Staatsgewalt, reaktionäre Tendenzen, Rassismus und Alltagsproblematik waren auf dieser EP wieder die Themen ihrer hochpolitischen Lieder, und der Terminus "politisch" ist hier ausnahmsweise verdammt noch mal nicht abschätzig gemeint, da die CLASHer nicht in jammernde, selbstkasteiende, "Es ist doch alles Scheiße"-PC-Oberlehrer-Endlos-Masturbation verfielen, sondern kompromisslos, zynisch und scharf den um sie herum sich stapelnden Kot attackierten, ohne sich dabei vor irgendeinem dumpfen Polit-Ideologie-Karren spannen zu lassen. CLASH gaben häufig Konzerte im Rahmen von "Rock Against Racism"-Veranstal-tungen, so wie am 30. April 1978, als 100.000 Menschen im Victoria-Park in London unter dem Banner "Carnival Against The Nazis" ein gemeinsames Konzert von den CLASH, X-RAY SPEX, der Reggae-Formation STEEL PULSE und der TOM ROBINSON BAND erlebten, und gaben des öfteren Konzerte, deren Einnahmen den antifaschistischen Schutzfonds zugute kamen.

Mitte Juli traute sich dann schließlich die sich bis dahin mächtig ins Höschen kotende, im Cowboyland beheimatete Konzernmutter Epic von CLASHs grausiger Plattenfirma CBS das erste Album der CLASH nun endlich auch in den Vereinigten Staaten von McDonald´s herauszubringen, nachdem.deren aufstrebende und hippe Jungmanagerfraktion flink erkannt hatte, dass sich mit ach so teuflichem und bösem Punk Rock doch der ein oder andere Silberling in die Taschen ihrer peinlichen, drittklassigen Designer-Jacketts schaufeln ließ. Auf dieser US-Version sind jedoch die Tracks "Deny", "Cheat", "Protex Blue" und "48 Hours" ausgetauscht worden gegen die Singles " Complete Control", "Clash City Rockers", "(White Man) In Hammersmith Palais" und "I Fought The Law" sowie "Jail Guitar Doors" und man legte diesem Release noch die Gratis-7" "Groovy Times"/"Gates Of The West" bei. Zeitgleich mit diesem Album erschien zudem die US-only Single "I Fought The Law" mit "(White Man) In Hammersmith Palais" auf der Flipside.

Mit diesen US-only Releases schlossen die CLASH dann (leider) ihre reine Punkphase ab, was sich dann als erstes durch die Wahl ihrer Support-Acts bei ihrem Mitte Juli startenden dritten US-Feldzug manifestierte, wo man mit den Psychobilly-Helden CRAMPS, so wie alten und neuen Rockabilly-Protagonisten wie SCREAMING JAY HAWKINS und JOE ELY die Gigs eröffnete, die THE CLASH alle zu ihren persönlichen Favoriten zählten. Für diese Tour nahm man den ex-IAN DURY & THE BLOCKHEADS-Keyboarder Micky Gallagher als fünftes assoziiertes Bandmitglied mit.

Anfang Oktober gingen CLASH dann wieder ins Studio, um unter der Regie des Producers Guy Stevens und Chief Engineer Bill Price das Doppelalbum "London Calling" einzuspielen. Noch während der Aufnahmesessions standen die CLASH vor der Kamera für ihren halbdokumentarischen Film "Rude Boy". Wie zu erwarten war, bieten CLASH auf "London Calling", bei dem erneut Micky Gallagher neben den IRISH HORNS, die bei einigen Songs für die Bläserunterstützung sorgen, mit von der Partie ist, eine wesentlich größere Bandbreite; neben altbekanntem sattem Punk Rock wie dem genialen "Death Or Glory" und der furios-famosen Punk´n´Roll-Coverversion des alten Vince Taylor-Klassikers "Brand New Cadillac" und zwei begnadeten Reggae-Songs, das göttliche "Guns Of Brixton" aus der Feder von Basser Paul Simonon und dem mit Bläsern verstärkten grandiosen Cover "Revolution Rock" sowie den beiden brillanten Reggae-Ska-Punk-Songs "Rudie Can´t Fail" und "The Right Profile", die allesamt voll und ganz überzeugen, verstehen es auch die Songs, wo CLASH neue Stilrichtungen und vor allem moderatere Töne einschlagen, wie beim jazzig-rock´n´rolligen "Jimmy Jazz", beim sehr laid-backen Rock´n´Roll-Zinger "Lover´s Rock" sowie bei dem Caribbean-Crasher "Wrong ´em Boyo", einem C. Alphanso-Cover, die sehr gemäßigten, aber dennoch guten in die Kategorie, ich würde es CLASH-Rock nennen, fallenden Stücke "Clampdown" , "Lost In The Supermarket" und " Spanish Bombs", zu überzeugen, und bei dem eher pompösen "The Card Cheat" hauen Joe Strummer und Mick Jones gar in die Pianotasten. Abgerundet wird dieses trotz des eingeschlagenen moderaten Kurses dennoch großen Doppelalbums durch den angereggaeten süperben Punk-Stomper "London Calling", der zudem als Single ausgekoppelt wurde und auf der Flipside mit dem süperben Reggae-Song "Armagideon Time" aufwartet, ein begnadetes Cover des Willie Williams-Klassikers, der im Januar 1980 als brillante Dub-Version "Justice Tonight/Kick It Over" auf der B-Seite der "London Calling"/"Armagideon Time" 12"-Single als erste Dub-Recording der CLASH releast wurde. Das "London Calling"-Doppelalbum glänzt als Sahnehäubchen zudem mit dem absolut genialsten Plattencover ever und zeigt Paul Simonon beim Redekorieren der Bühne mit seiner Bassaxt im New York Palladium am 21. September 1979, das die ganze geballte Ladung an Aggressivität, Energie und Explosivität, die die CLASH bis zu dieser Zeit auf Platte und bei ihren begnadeten, tollwütigen Liveattacken grandios dem geneigten Publikum um die Ohren hauten, und damit, genau wie die SEX PISTOLS, GENERATION X und die RAMONES, den Terminus PUNK ROCK wegweisend und nachhaltig perfekt definierten. Für die tumben Verkaufsonanisten unter euch sei erwähnt, dass sich die "London Calling"-7" zur erfolgreichsten CLASH-Single überhaupt entwickelte, mit Rang 11 in den Charts, und das dazugehörige Doppelalbum kletterte gar bis auf Rang 9, und sogar im Amiland verbuchte man im darauffolgenden Januar einen beachtlichen 27. Rang. Die beiden anderen ´79er-Releases, die "English Civil War"-Single sowie die "The Cost Of Living"-EP charteten im Februar auf Platz 25 respektive im Mai auf Platz 22.

Kurz vor Ende des Jahres, am 25. Dezember, beteiligte sich CLASH-Gitarrero Mick Jones an dem auf Initiative von BOLLOCK BROTHERS-Chef Jock McDonald zustande gekommenen very last (so hieß es seinerzeit jedenfalls!) SEX PISTOLS-Konzert in Londons Studio 21 Night Club. Bei diesem Charity Bash prügelten sich die SEX PISTOLS Steve Jones (guitar), Johnny Rotten (vocals), oder besser Lydon, und Paul Cook (drums) unterstützt von Sid Vicious-Substitutes Billy Idol (voc) und Tony James (b) von GENERATION X, Geordie (g) und Sid Vicious-Look-Alike Youth (b) von KILLING JOKE, Jock McDonald himself und Arthur Mullard sowie eben Mick Jones an der Gitarre durch die PISTOLS-Classics "Did You No Wrong" und "Satellite" sowie durch infernalische Coverversionen von WHOs "Can´t Explain", unseren all-time Fave "Rock´n´Roll" von Gary Glitter, "Day Tripper" von den BEATLES sowie "Wiped Out", "Midnight Moses" und "Count Dracula (Where´s Ya Trousers)" aus McDonalds Feder. Dieses Punk-Rock-Elefantentreffen ist anschließend auf dem BOLLOCK BROTHERS Album "´77-´78-´79" für die Nachwelt akustisch fixiert worden.

Das Jahr 1980 startete mit der Veröffentlichung der US-only Single "Train In Vain", dem einzigen Ausfall des "London Calling"-Doppelalbums. Im Burgerland erreichte diese 7" trotz allem oder gerade deswegen Rang 27 der Charts. Nach dieser verdammt mäßigen 7" knallten uns die CLASH mit der Veröffentlichung ihres exzellenten Films "Rude Boy" einen neuerlichen Punk-Rock-Geniestreich ins Gesicht. In diesem halb dokumentarischen, halb fiktionalen Streifen über das Leben des CLASH-Roadies Ray Gange, wird der geneigte Zuschauer geradezu geblendet von einer Fülle phantastischer Live-Performances aus den Jahren 1977, 1978 und schwerpunktmäßig 1979. Unter anderem glänzen einen süperbes "Garageland" von 1977 in Rehearsal Rehearsals, ein völlig geniales "White Riot" zusammen mit SHAM 69-Häuptling Jimmy Pursey als Leadvocalist auf dem "Carnival Against The Nazis"-Bash vom April 1978 in Londons Victoria Park sowie weitere exzellente Liveperformances auf ihren 79er-Tours von "Safe Eurpean Home", "Complete Control", "I Fought The Law" und "(White Man) In Hammersmith Palais"; zudem gibt es noch hervorragende Live-Picks von "London´s Burning", "Police & Thieves", "I´m So Bored With The USA", "Stay Free", plus "Rudie Can´t Fail" und "Revolution Rock" als Backgroundmusik. "Rude Boy" wurde im gleichen Jahr übrigens als offizieller britischer Beitrag bei den Berliner Filmfestspielen vorgeführt (Oops, war Punk Rock auf einmal salonfähig?!). Mitte März flogen CLASH abermals über den großen Teich, um das Amiland erneut aus den Angeln zu heben, und gingen anschließend Ende Mai mit dem jamaikanischen Reggaemusiker und DJ Mikey Dread auf eine gemeinsamen UK-Tour das Vereinigte Königreich zu disziplinieren. Im Verlauf dieser Tour gingen CLASH und Mikey Dread, als man in Manchester Station machte, in die dortigen Pluto Studios, um unter der Regie von Dread den brillanten von Strummer, Jones und UB40-Frontmann Ali Campbell geschriebenen Reggaesong "Bankrobber", die Dread-at-the-Controls-Dub-Version "Robber Dub" sowie mit Dread an den Vocals die Version "I Went With The Clash On The UK-Tour/Bankrobber" aufzunehmen. "Bankrobber" erschien dann im August mit der soliden Flipside "Rockers Galore... UK Tour" als neue CLASH-Single und sollte leider die letzte große und voll überzeugende CLASH-Single sein. Gleichzeitig brachte Mikey Dread seine Vocals-Version auch als 7" heraus. Die Dub-Version "Robber Dub" hatten die CLASH für die geplante 12"-Single vorgesehen, dieses Vorhaben scheiterte jedoch wieder einmal an ihrer verfickten Platten-firma. "Robber Dub" erblickte dann aber letztendlich aber doch noch das Licht der Welt: auf der im Oktober allerdings nur in den USA releasten 10"-Mini-LP "Black Market Clash". Dieses Minialbum fasste bis dahin im Burgerland Unveröffentlichtes wie "Capital Radio One" und die B-Seiten "City Of The Dead" und "The Prisoner" sowie den Song "Cheat" vom ersten CLASH-Album, der auf der US-Version gestrichen worden war, zusammen; zudem gibt es noch die B-Seiten "Pressure Drop", "Armagideon Time" und die Dub-Version "Justice Tonight/Kick It Over" plus die Single "Bankrobber" sowie das bis dahin gänzlich unreleaste Instrumental "Time Is Tight", eine strammes Cover des alten BOOKER T. & THE M.G.´s-Evergreens, den die CLASH häufig bei ihren Soundchecks spielten. Der andere Favorit bei ihren oft bei Soundchecks gespielten Instrumentals war "Pop Goes The Weasel" (Sic!). Und obgleich "Black Market Clash" eine sehr gute und überaus sinnvolle Compilation darstellt, wurde diesem Output leider die zweifelhafte Ehre zuteil, die letzte wirklich begnadete CLASH-Veröffentlichung zu sein.

Hatten die CLASH mit dem "London Calling"-Doppelalbum zwar ihren puristischen Punk Rock-Stil verlassen, so gab es auf diesem Werk nichtsdestoweniger eine Unmenge Querverweise an ihre musikalische Vergangenheit und mit "Death Or Glory" und dem Cover "Brand New Cadillac" auch noch zwei lupenreine Punk-Smasher. Alles was danach, beginnend mit der im November releasten müden Single "The Call Up", veröffentlicht wurde, hatte fast gar nichts mehr mit dem aggressiven und satten Punk Rock aus ihrer großen Vergangenheit zu tun. Das im Dezember veröffentlichte, selbstproduzierte und zum Großteil in den Electric Lady-Studios in New York City aufgenommene Triple-Album "Sandinista!", auf dem die CLASH eher schlecht als recht mit allen möglichen musikalischen Stillrichtungen experimen-ierten, schockte und verärgerte einen Großteil der CLASH-Anhängerschaft. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, als ich den Opener "The Magnificent Seven" Anfang 1981 zum ersten Mal hörte und völlig geschockt und enttäuscht war. Ich fand diesen Song damals so ausgesprochen beschissen und zum Kotzen, da er mich so sehr an die von mir mit aufrichtigster Inbrunst gehasste und verabscheute und zu dieser Zeit auch noch voll angesagten, widerlichen und erbrechenerregenden Discomusik der "Saturday Night Fever"-Ära erinnerte. Ich konnte es einfach nicht begreifen, wie meine großen Helden CLASH auf einmal diese Art von Musik spielen konnten, die ich so abgrundtief verachtete und die sowieso jeder Punk Rocker zu seinem auserkorenen Feindbild Nummer 1 erklärte. Und dann schlugen meine Götter sieben Monate nach der Veröffentlichung von "The Magnificent Seven" als Single mit der im November releasten "This Is Radio Clash"-7" ein zweites Mal in diese Kerbe. Und als ich dann auch noch die "Career Opportunities"-Version mit den Kindern der auch an "Sandinista!" wieder beteiligten Gastkeyboarder Mickey Gallagher Luke und Ben an den Vocals hörte, brach für mich endgültig meine Punkwelt zusammen. Wie konnten meine Helden diesen grandiosen Punk Rock-Klassiker nur so verhunzen?! Und daß ich mit meiner Meinung nicht unbedingt ganz allein stand, zeigte sich im Frühjahr des gleichen Jahres bei einem CLASH-Gig in der Hamburger Markthalle, als zahlreiche CLASH-Fans ob der musikalischen Neuorientierung der Band randalierten und ihrem Frust und ihrer maßlosen Enttäuschung und Wut in heftigen Ausschreitungen in und vor der Konzerträumlichkeit Luft machten; dieses berühmt-berüchtigte Konzert ist einige Zeit später als Bootleg auf den Markt gekommen.

Heute, mit der Distanz von satten achtzehn Jahren, und da ich mich mittlerweile im gesetzten Alter von 54 Jahren... äh, nein, 44 Jahren... nein, auch nicht... 34 Jahren, ja, so ist´s recht, befinde, sehe ich dieser drastischen musikalischen Wende der CLASH wesentlich gelassener ins Auge. Zum ersten habe ich selbst auf dem für meinen Geschmack nach wie vor recht schwachbrüstigen "Sandinista!"-Triple-Werk, das ich irgendwann dann doch, um genau zu sein im Januar 1987, käuflich erworben habe, doch noch mindestens eine gute Handvoll überzeugender Songs eruiert. Auffällig ist dabei jedoch, dass diese wenigen wirklich guten und begnadeten Songs dieses umstrittenen Outputs allesamt Reggaesongs sind, wie das phantastische Cover "Junco Partner" und der von Gueststar Mikey Dread, der neben Gastsaxophonist Gary Barnacle von RUTS DC und einigen weiteren Gästen wie Ellen Foley auf diesem Triple-Album verewigt ist, gemixten brillante Dub-Version "Version Pardner", der grandiosen Dread/CLASH-Gemeinschaftskomposition "Living In Fame" mit Mikey Dread an den Vocals, die zusätzlich noch als "If Music Could Talk" mit Strummer Vocals glänzt, sowie die großen CLASH-written Reggaes "The Equaliser", "The Crooked Beat", "One More Time" plus die Dub-Version "One More Dub" sowie dem CLASH/Dread-written "Sandinista!"-Ausklang "Shepherds Delight". Zudem gibt es noch die beiden weiteren non-Reggae-Highlights "Police On My Back", ein süperbes Punk-Cover des von Eddie Grant geschriebenen EQUALS-Klassikers, und den sehr guten CLASH-Rock-Style-Zinger "Somebody Got Murdered". Ja, selbst die einst verhasste, inzwischen aber eher originell und witzig wirkende Kiddie-Version von "Career Opportunities" und auch das damals vor langen 18 Jahren von mir verachtete "The Magnificent Seven", das einige Kritiker als den schlechtesten CLASH-Song ever verrissen haben, lege ich hin und wieder auf meinen Plattenteller, da sich die CLASH bei diesem Song trotz allem nicht rückgratlos und devot an damals hippe Musiktrends anbiedern wollten, sondern trotz des völlig neuen Terrains bei diesem zackigen Funker, das die Band auf Initiative von Mick Jones betrat (und der die American Dance Music schon immer sehr mochte - ich wusste doch, dass Mick Jones kein echter Punk Rocker war, er hatte ja schließlich früher auch Gitarrenunterricht genommen!) immer noch eindeutig ihre Identität als CLASH-Songs wahrten. Besonders gut und stramm funkt dabei der von Pepe Unidos verbrochene Remix "The Magnificent Dance", der im April 1981 auf der UK-releasten 12" "The Magnificent Seven" herauskam, wobei das für den Remix verantwortliche Pseudonym Pepe Unidos für die Kollaboration von Paul Simonon, Joe Strummer und Bernie Rhodes (ja, genau der!), den Strummer Anfang 1981 wieder als Bandmanager zurückgeholt hatte, stand. In diesem Kontext finde ich es doch besonders amüsant oder aber auch bezeichnend, dass viele New Yorker Rhythm & Blues-Radio Stations "The Magnificent Dance" rauf und runter spielten, ohne dass diesen ignoranten Kretins natürlich bekannt war, wer die CLASH nun eigentlich sind, ehe ein Haufen CLASH-Fans anlässlich eines Konzertes der Band im Juni 1981 in Bonds International Casino auf dem davor gelegenen Times Square randalierten. Dieser NYC-Gig der CLASH fand im Rahmen einer neuerlichen US-Tour statt, in deren Verlauf die Band Mick Jones damalige peinliche Freundin Ellen Foley ("bekannt" geworden 1977 durch das grausige Duett "Paradise By The Dashboard Light" mit Meat Loaf (Kotz!! Würg!!)), bei deren Album "Spirit Of St. Louis" als Songschreiber (Strummer) und Produzenten, allen voran der bei dieser absolut indiskutablen Zusammenarbeit offensichtlich völlig schwanzgesteuerte Mick Jones, unterstützten.

Diese neuerliche US-Tour wurde wie weitere außerordentlich erfolgreiche Tours über die ganze Welt von Bernie Rhodes exzellent organisiert, frühere Manager/Band-Schwierigkeiten schienen dabei inzwischen vergessen und behoben zu sein. Rhodes führte die CLASH neben der Tour durchs Burgerland und einer ausgedehnten UK-Tour eben auch auf´s europäische Festland sowie Anfang 1982 zu einem Feldzug durch das Nipponland und durch benachbarte Schlitzaugenstaaten (Oops, das war nicht PC!). Bei diesem massiven Tourunternehmungen zeigte sich, dass THE CLASH trotz der fragwürdigen musikalischen Stilveränderung bei ihren Konzerten nach wie vor mit beiden Beinen fest im Punk Rock standen, und ihre tollwütigen und energiegeladenen Live-Shows, bei denen sie ihr Publikum weiterhin mit zahllosen Punkklassikern zu Orgasmen führten, nichts von ihrer Aggressivität und Explosivität eingebüßt hatten. Und dass CLASH immer noch Punk Rock waren, manifestiert sich deutlichst in der Tatsache, dass CLASH darauf bestanden, dass ihr Triple-Album "Sandinista!" zum Preis von einer LP verkauft wird, entgegen wie könnte es auch anders sein den Absichten ihrer degoutanten Plattenfirma, die für dieses Triple-Werk selbstredend wesentlich mehr verlangen wollte und natürlich behauptete, es wäre unmöglich "Sandinista!" zum Preis von nur einer LP zu verkaufen. CLASH haben dann auf ihre Bezahlung verzichtet, unter der Bedingung, dass das "Sandinista!"-Triple-Album zum Preis von einer LP verkauft wird. CBS Records verkauften schließlich jede Menge Alben, "Sandinista!" chartete auf Rang 19 in the UK und auf Position 24 in den USA und CLASH verdienten keinen einzigen Pfennig daran (Ich sag´s ja immer wieder: Majors gehören sofort standrechtlich erschossen!). Im November lieferten CLASH dann mit der Double-A-Side-Single "This Is Radio Clash/Radio Clash" einen weiteren zackigen Funkhacker ab (Like it or not!).

Zurück von ihrem Schlitzaugenfeldzug im Februar 1982 gaben die CLASH gut ein Dutzend UK- und Euro-Dates, bevor es dann im Mai, nachdem die Recording Sessions für das Album "Combat Rock" beendet worden waren, zum großen Knall innerhalb der Band kam, als Joe Strummer Schlagzeuger Topper Headon, der wegen seiner Heroinabhängigkeit als CLASH-Drummer nicht mehr funktionsfähig war, feuerte. Headon führte in einem anschließenden Interview "politische Differenzen" als Gründe für seinen Rausschmiss an, unterzog sich aber tatsächlich kurze Zeit später mit Erfolg einer Entziehungskur und meldete sich drei Jahre später mit seiner eigenwilligen Interpretation der alten Gene Krupa-Nummer "Drumming Man" zurück. Da jedoch im Anschluss an den Release des Albums "Combat Rock" im Mai, zwei weitere große US-Tours, eine davon als Support für THE WHO (...), die wiederum perfekt von good old Bernie Rhodes organisiert wurden, auf dem Plan standen, holten die CLASH eiligst ihren Ur-Drummer Terry Chimes, der zuletzt bei GENERATION X bis zu deren Auflösung im Januar 1981 an den Drums saß, zurück in ihre Reihen. Auch wenn CLASH bei ihren zahlreichen Live-Shows unverändert ihr Publikum von ihrer überragenden Bühnenqualität überzeugten, brachte die Band im Mai mit ihrem selbstproduzierten "Combat Rock"-Album, das zwei Wochen zuvor von der 7" "Know Your Rights" eingeläutet wurde, ihr bis dahin schwächstes Werk heraus. Bot das schon vergleichsweise sehr mäßige "Sandinista!"-Triple-Album wenigstens noch zu knapp einem Drittel überzeugende Songs, so enttäuschte das erneut unter Mithilfe von Saxofonist Gary Barnacle, der RUTS DC inzwischen verlassen hatte, sowie Ellen Foley (Jones war wohl immer noch komplett schwanzgesteuert!) entstandene "Combat Rock"-Album nahezu auf der ganzen Linie mit format- und rückgratlosem Mainstreameinheitsbrei, nur der einen Monat später als Single releaste Topper Headon-written satte Funker "Rock The Casbah" (auf der dazugehörigenen 12"-Single ist als fulminant-knackiger Remix "Mustapha Dance" zu hören) sowie der stramme Rock´n´Roller (ich wage es nicht auszusprechen) "Should I Stay Or Should I Go", der im September (im Burgerland bereits im Juli) als 7-Zöller in die Läden kam, konnten überzeugen. Es spricht wohl für sich, dass dieses mit Abstand schlechteste CLASH-Album beim hirnlosen, trendunterwürfigen Mainstreampublikum bestens ankam und zum biggest-selling CLASH-Album avancierte, "Combat Rock" stürmte bis auf Rang 2 in den UK-Charts und erreichte Platinstatus, toppte im Amiland auf Platz 7, und machte die CLASH somit auch bei bis dahin nur GENESIS und SUPERTRAMP hörenden, gehirnamputierten, tumben Jurastudenten/-innen, Bankkaufmännern/-frauen und Steuerfachgehilfen/-innen bekannt, die die CLASH als Newcomer des Jahres für sich "entdeckten". Diese Tatsache verifiziert auch einmal mehr das allgemeingültige Axiom, dass mit abnehmender Qualität der Musik die Verkaufszahlen steigen und der Intelligenzgrad der Käuferschaft reziprok dazu abnimmt.

Die hardgesottenen und eingefleischten CLASH-Fans hingegen waren verwirrt und enttäuscht von "Combat Rock" und dessen kommerziellem Erfolg und fühlten sich von ihren Helden an den Mainstream verkauft und verraten. Diese allgemeine Desillusion im Lager der CLASH-Anhänger machte sich Luft in dem fortan viel geprägten Kampf-Slogan "Every great band should be shot before they make their Combat Rock!". Joe Strummer war von diesem kommerziellen Erfolg von "Combat Rock" genauso verwirrt und irritiert, die CLASH waren jetzt Millionseller geworden und gehörten zum Big-Business, was Strummer immer vermeiden wollte. Zurückgekehrt von ihrer zweiten großen 82er US-Tour Anfang November, zog sich Strummer für einige Zeit zurück, joggte durch London und dachte unentwegt darüber nach, wie es denn mit CLASH weitergehen sollte. Er erkannte schließlich: die CLASH mussten wieder back to their roots. Ende November ging Strummer dann umgehend zur Sache und CLASH brachten eine 4-Track-EP heraus, die fast ausschließlich lupenreines Punk Rock-Material wie die frühen Hammersingles "Complete Control" und "Clash City Rockers" sowie "London Calling" zusammenfasste und von der brillanten 80er Reggae-Single "Bankrobber" abgerundet wurde.

Im Mai 1983 gab es einen erneuten Wechsel am Schlagzeug: ex-COLD FISH Pete Howard übernahm den Platz von Terry Chimes, der über ein Jahr später bei den Heavy Metal Transen HANOI ROCKS deren an den Folgen eines Verkehrsunfalles verstorbenen Drummer Razzle ersetzte. Aber es wollte immer noch keine Ruhe bei CLASH einkehren, da die schon seit geraumer Zeit eskalierenden Spannungen zwischen Joe Strummer und Mick Jones, deren musikalische Ansichten immer mehr auseinander drifteten. Strummer auf der einen Seite verstand CLASH nach wie vor als eine Punkband und wollte die Band auch zu diesen Punkroots zurückführen, im Gegensatz dazu wollte Jones offenbar nicht mehr viel mit ihrer Punkvergangenheit zu tun haben und wollte auf den ´82er Tours sogar durchsetzen, dass die CLASH live nicht mehr "White Riot" spielen sollten (Schmach und Schande über dich, Michael Jones!), und er widmete sich zunehmend seiner Leidenschaft, der American Dance Music, und spielte nach Strummers Ansicht ohnehin zu viel mit Synthies. Diese Spannungen gipfelten im September darin, dass Strummer endgültig die Schnauze von Jones und seinen Synthie-Eskapaden voll hatte und ihn kurzerhand aus der Band warf. Jones machte sich kurze Zeit später auf zu einem langen Karibikurlaub, um über ein Jahr später zusammen mit dem jamaikanischen ex-Roxy Club DJ Don Letts das insgesamt fünf-köpfige Dub-Rock-Hip-Hop-Outfit BIG AUDIO DYNAMITE, deren Sound aber nichts mehr mit Punk Rock gemein hatte, zu formieren. Seinen vakanten Platz bei CLASH übernahmen gleich zwei Gitarristen, Nick Sheppard, zwischen 1976 und 1979 bei der Punkband CORTINAS, und Vince White.

Mit dem neuen Line-Up stürzten sich CLASH ab März 1984 in zahlreiche Konzertaktivitäten und standen bis zum Frühsommer 1985 nahezu ununterbrochen auf der Bühne, und anschließend ging die Band ins Studio, um das Album "Cut The Crap" einzuspielen, das ihr akustisches Vermächtnis sein sollte. Doch trotz des durch vorangegangene massive Touren neu gewonnene Selbstvertrauen konnten auch das dann im November veröffentlichte "Cut The Crap"-Album sowie die sechs Wochen zuvor releaste Single-Auskopplung "This Is England" nicht mehr überzeugen. Im Vergleich zum Vorgänger "Combat Rock" ist auf diesem Output zwar eine leichte Steigerung zu erkennen, aber nichtsdestoweniger stoßen nur die 7" "This Is En