CALLEJON

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Der Spass ist zurück

Wir besuchen CALLEJON in Düsseldorf ganz privat in den eigenen vier Wänden. Basti und Berni sitzen auf kuscheligen Sesseln, wir auf dem Sofa, Bastis Hund Tina ist auch mit dabei. Der Start in einen gemütlichen Abend!

Wir hatten letztes Jahr ein Interview zu eurem Album „Fandigo“, in dem du, Basti, sagtest, es sei gerade nicht die richtige Zeit für Spaßmucke. Wie kommt es jetzt zu „Hartgeld im Club“, einem zweiten KALLEJON-Coveralbum?
Basti:
Haha! Zu dem Zeitpunkt war das auch so. Da haben wir es genauso empfunden. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir mit dem Schreiben von „Fandigo“ noch mal vier Jahre vorher angefangen hatten. Das ist ein extrem langer Zeitraum für ein Album. Wir hatten aber trotzdem immer vor, ein zweites Coveralbum zu machen. Noch bevor wir wussten, was wir covern wollen, wussten wir, dass es ein weiteres KALLEJON-Album geben soll. Also haben wir überlegt, aber so normale Cover wie bei „Man spricht deutsch“ 2013 wären langweilig. Nur was ist dann noch übrig? Nena vielleicht. Doch ehe man sich’s versieht, ist man bei Helene Fischer. Wir haben aber festgestellt, dass Deutschrap verdammt angesagt ist.
Berni: Und vor einem Jahr war es wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Wir haben auf „Fandigo“ versucht, einige Dinge zu verarbeiten, mit denen wir gerade klarkommen mussten.

Ihr habt einen Teaser veröffentlicht mit einem Bild, das auch das Cover von „Hartgeld im Club“ zieren wird: Metal küsst HipHop. Könnt ihr uns mehr dazu erzählen?
Basti:
Genau, das findet sich im ganzen Artwork und auch im ersten Musikvideo wieder. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie das Artwork werden soll, und ich dachte, es soll etwas Einfaches sein, das aber die Message „Metal versus HipHop“ transportiert. Dann habe ich überlegt, was sind essentielle Elemente, die man als typisch Metal oder typisch HipHop wahrnimmt. Am Ende kam ich auf Sachen wie Gitarre und Mikrofon, und da ich das Cover ursprünglich zeichnen wollte, war das nicht ganz so interessant. Also kam ich auf die Idee mit dem Foto, dass wir einen Metaller nehmen, der mit Corpsepaint und allem so richtig nach Black Metal aussieht, und einen HipHopper, der auch genau wie ein HipHopper aussieht, ein Cloudrapper oder so. Und die attackieren sich dann gegenseitig. Der HipHopper hat eine Uzi, der Metaller ein Excalibur-Schwert. Aber das fand ich wieder zu plump. Es ist lustig, aber reißerisch brutal und dadurch auch wieder langweilig, zumal es ja auch eigentlich gerade nicht die Art von „versus“ ist. Wir versuchen ja nicht, den HipHop kaputtzumachen, sondern mit ihm zu fusionieren. Und deshalb machen die beiden Typen, die ja aus zwei extrem testosterongeladenen Musikrichtungen kommen, miteinander rum, denn so entsteht eine Art Symbiose.

Zwei sich küssende Männer sorgen auch im 21. Jahrhundert immer noch für mediales Aufsehen, wie wir vor knapp vier Jahren bei der ANTILOPEN GANG oder dieses Jahr bei den DISASTER KIDS noch gesehen haben.
Basti:
Das ist sogar noch viel kontroverser, als wenn sich die beiden Typen gegenseitig abgeschlachtet hätten. Wir haben aber von Seiten unserer Fans nur sehr wenig Hate abkriegt. Trotzdem ist so was echt krass.
Berni: Viel ätzender finde ich, dass unser Musikvideo von YouTube als Ü18 markiert wurde. Da denkt man, man habe als Typ in Europa weitreichende Freiheiten, aber gesellschaftlich ist so was dann immer noch problematisch. Das hat mich irgendwie sehr überrascht.

Stichwort Sexismus: Ihr habt auch ein Lied von SXTN gecovert, zwei Frauen, die in der stark männlich dominierten Battlerap-Szene mitmischen und offensiv über Sex rappen. Auch das ist heutzutage noch weitgehend tabuisiert. Eure Meinung?
Basti:
Ich finde es total wichtig, dass es solche Künstler wie SXTN gibt, die einfach hingehen und sagen, wir können genauso offen über Sex reden und solche Musik machen. Klar kann trotzdem jeder für sich entscheiden, ob er diese Musik mag oder nicht, aber zu sagen, dass das okay ist, wenn Männer so was machen, aber bei Frauen nicht, ist einfach nur bescheuert.
Berni: Es ist krass paradox, wie solche Leute versuchen, die Vorurteile vor sich selbst zu verteidigen, obwohl sie selber diejenigen sind, die sie eigentlich aufrechthalten.
Basti: Das gilt auch nicht nur für HipHop, das ist auch im Metal so oder überall, wo alles maskulin dominiert ist. Sogar im Schlager ist das doch so. Und es ist verdammt erfrischend, wenn auch mal Frauen daherkommen und krasse, derbe Texte haben. Es muss ja nicht mal um den Inhalt oder den Stil gehen, man muss einfach anerkennen, dass gleiches Recht für alle gilt, auf jeden Fall. Und das finden wir total cool.

Eine von zwei Eigenkompositionen auf dem Album ist „Porn from Spain 3“. Wie viele Teile kommen noch?
Berni:
Ich sage mal so: Eine Trilogie ist eigentlich immer ein guter Abschluss. Trotzdem hat George Lucas sich nicht davon abhalten lassen, immer weiterzumachen mit irgendwelchen Sequels. So schlimm wird es aber bei uns nicht.
Basti: Nee, mit Prequel am besten noch. Oder ein Feature: „Porn from Spain sein Vadder“.
Berni: Oder Sequel vom Sequel oder so, mal gucken.

Und wie habt ihr Ice-T dazu bekommen mitzumachen?
Basti:
Ja, BODY COUNT! Das ist schon ein paar Jahre her, da waren wir zusammen bei Rock am Ring. Und wir hatten alle schon total lange kein BODY COUNT mehr gehört. Und da war man auf einmal wieder 17. Ich meine, Ice-T, der ist in den Staaten ein Superstar, der war in den Neunzigern ein krasser Filmstar. Und er ist auf Century Media, dem gleichen Label wie wir ... Also dachten wir, wir fragen einfach mal. Keine Ahnung, ob es klappt, aber einfach mal versuchen. Und es hat geklappt! Ich bin mir nicht sicher, wer wen dafür bestochen hat, aber er hat ja gesagt. Damit ist auch irgendwie ein richtiger Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Nicht dass wir jetzt immer schon davon geträumt hätten, mal ein Lied mit Ice-T aufzunehmen, aber der war echt in jungen Jahren eine richtige Galionsfigur für jeden Einzelnen von uns.