CADET CARTER

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Einflüsse

Auch wenn Sänger Nick sich selbst nie als „Emo“ gesehen hat, so gab es doch drei Platten, die man wohl mit diesem Label versehen kann, die den Sound seiner deutsch-britischen Band und des neuen Albums „Perceptions“ beeinflusst haben.

JIMMY EAT WORLD „Bleed American“

Bei mir war ganz klassisch der Berührungspunkt mit dieser Band VIVA Zwei. Ich war jetzt nie ein klassischer „Emo“, hatte aber damals das Gefühl in meinem Umfeld der Einzige zu sein, der diese Art der Musik kennt. Mein erster Eindruck war das Video zu „Bleed American“, das war ein Live-Video aus einem kleinen Club, und das hat mich sofort fasziniert und mich reingezogen. Dann habe ich mir den Namen auf einen Zettel geschrieben und bin damit in einen MediaMarkt oder Saturn gegangen, habe den Zettel dem Mensch an der Info hingehalten und nach der Band gefragt. Und dann habe ich mir das Album und auch noch den Vorgänger „Clarity“ mitgenommen. Wir haben unser Album schon mal ein paar Leuten vorgespielt, die nicht aus der Szene oder Bands kommen, die so in meinem Alter sind, also eher normale Musikhörer. Da kam dann relativ oft: „Das erinnert mich an die frühen 2000er.“ Es ist einfach die Musik, die man zu dieser Zeit in seinem Leben gehört hat, da ist man eben zu Hause. Man macht vielleicht mal Ausflüge in andere Richtungen, man ändert vielleicht mit dem Alter vielleicht auch den Fokus, aber das bleibt schon die musikalische Heimat. Ich bin ein großer Fan von diesen Drei-Minuten-Popsongs, „Clarity“ war da wesentlich komplexer und vielleicht nicht so zugänglich. „Bleed American“ beginnt mit dem Titeltrack und der zieht dir einfach mal die Schuhe aus und die Band gibt durchweg Gas bis zum vierten Song, und dann kommen solche, die auch auf „Clarity“ hätten sein können, „A praise chorus“ und „The middle“, der wohl bekannteste JIMMY EAT WORLD-Song. Ich traue mich fast nicht, es zu sagen, aber das geht fast in so eine Pop-Punk-Richtung. Im Vergleich zu „Clarity“ ist das ja schon sehr Mainstream. Ich frage mich, ob die Band heute so glücklich mit dem Song ist. Der Gitarrist Tom Linton spielt bei „The middle“ zum Beispiel nicht mit, der war gar nicht im Studio. Die Band fand den Song eigentlich zu simpel, Mark Trombino, der Produzent, hat sie wohl überredet, diesen Song überhaupt mal aufzunehmen.

THE GET UP KIDS „Something To Write Home About“
Auf THE GET UP KIDS bin ich durch ein Musikmagazin gekommen, da lag damals eine CD bei mit dem Song „Holiday“. Das hat mich damals sofort gecatcht und habe mir direkt das Album gekauft. Zuerst habe ich das Album aber bestimmt für ein halbes Jahr gar nicht kapiert. Ich fand es sehr hektisch und hatte wirklich Probleme mit diesem Album. „Holiday“ fand ich einen geilen Song, aber danach ist erstmal nichts hängengeblieben. Im Nachhinein fasse ich mir da an den Kopf, aber zu Beginn war ich vielleicht nicht im richtigen Mindset. Ein paar Monate später hat es dann aber klick gemacht. Ich liebe tatsächlich alles von THE GET UP KIDS, da bin ich vielleicht auch zu distanzlos, da bin ich einfach Fan und nehme erstmal alles positiv auf. Ich weiß, dass von meinen Bandkollegen zum letzten Album „Problems“ der Band ein „Hat mich nicht so begeistert“ gekommen ist. Da gehe ich durch die Decke, haha! Mich hat an „Something To Write Home About“ begeistert, wie roh dieser Sound war, wie proberaummäßig, diese schrammeligen Gitarren, das klang für mich einfach wie eine Band, die das in einem Raum eingespielt hat. Das hat mich damals sehr fasziniert. Die Dichte an gutem Songwriting ist da einfach All Killer, No Filler. Das lässt einen selbst als Songwriter so klein erscheinen. Aus diesen zwölf Songs auf „Something To Write Home About“ machen andere eine ganze Karriere. Heute sind THE GET UP KIDS für mein Verständnis eher eine Teilzeitband, der Sänger Matt Pryor macht es ja nur teilweise, die Brüder Pope haben ein Studio zusammen. Ich habe die mal im Backstage in München gesehen, man merkt, dass das ein Hobby ist, ohne das negativ zu meinen. Es ist nicht wie eine JIMMY EAT WORLD-Show. Da schlurfen eben ein paar Leute auf die Bühne und spielen geile Musik. Im Vergleich sind THE GET UP KIDS heute eher ein Club-Band und JIMMY EAT WORLD spielen dann schon in größeren Hallen.

FURTHER SEEMS FOREVER „The Moon Is Down“
Unglaublich viel, was in den folgenden Jahren das „Emo“-Genre, wenn man es denn so nennen will, ausmacht, wird hier schon vorweggenommen. FURTHER SEEMS FOREVER sind viel näher an späteren Bands wie MY CHEMICAL ROMANCE oder PANIC! AT THE DISCO, da ist viel weniger Pop. Damals war mit nicht bewusst, dass Sänger Chris Carrabba schon aus der Band raus war, als sie das Album aufgenommen haben. Da gab es wohl damals einen Streit, da ein paar Mitglieder die Band als reines Hobby betrachteten und keine Karriereambitionen hatten, was wohl der Grund war, warum Chris dann DASHBOARD ­CONFESSIONAL gemacht hat. Für mich sind FURTHER SEEMS FOREVER eine komplexere Version von DASHBOARD CONFESSIONAL, diese Melodiebögen, die typisch für Chris Carrabba sind, die hörst du auch auf diesem Album schon. Ich habe der Band immer den Erfolg gegönnt und ich fand auch die Sänger, die ihn später ersetzen sollten, immer gut. Die haben nicht versucht, ihn da nachzumachen. Aber auch das Songwriting hatte sich nach diesem Album verändert. Die Melodiebögen, die Breaks, diese Gesangslinien, die für Carrabba auch typisch sind, fehlen auf den späteren Alben.