Nachdem sie auf ihrem Debüt schon Dave Hause als Gast willkommen heißen durften, ging es für CADET CARTER eigentlich nur nach oben. Jetzt steht mit „Perceptions“ der Nachfolger an. Wie sie mit den Erwartungen an das „schwere zweite Album“ und dem selbstauferlegten Druck umgegangen sind, beschreibt Sänger und Gitarrist Nick. Und dann war da ja auch leider noch etwas mit einem Virus ...
Meint ihr, dass „Perceptions“ als euer Pandemie-Album in Erinnerung bleiben wird?
Haha, das ist eine gute Frage. Ich hoffe, es bleibt vor allem wegen der Songs in Erinnerung, die auf dem Album enthalten sind. Allerdings wurden wir in letzter Zeit auch schon darauf angesprochen, dass unser Song „A bad few weeks“ durch die Pandemie einen ganz neuen inhaltlichen Twist erhalten hat.
Mich erinnern viele Songs auf „Perceptions“ an Bands wie ANBERLIN oder JIMMY EAT WORLD. Als deutsche Band müsst ihr euch ja irgendwie immer vergleichen lassen. Wie geht ihr damit um?
Wir sehen uns zunächst mal eigentlich gar nicht als deutsche Band. Wir sind in Deutschland zu Hause, das ist richtig. Aber unsere Band hat ihre Wurzeln in Deutschland, Großbritannien, Kanada und Ungarn. Wir sind da eher eine internationale Promenadenmischung und darauf sind wir stolz. Was die Vergleiche angeht, sehen wir es natürlich erst mal als Kompliment, mit Bands, wie du sie genannt hast, verglichen zu werden. Das ändert aber nichts daran, dass wir unseren ganz eigenen Sound entwickeln wollen – und das ist uns bei „Perceptions“, denke ich, richtig gut gelungen. Unsere Einflüsse sind hörbar, aber wir klingen eigentlich nur nach uns selbst.
Ihr habt euer Debütalbum in Deutschland bei Uncle M vor zwei Jahren veröffentlicht. Was hat sich seither für euch als Band, aber auch jeden persönlich verändert?
Seitdem ist eine ganze Menge passiert. In allererster Linie ging alles superschnell: Wir waren erst einige Monate als Band zusammen, als das Album herauskam, und waren danach eigentlich durchgehend auf Tour. Dieser kleine Erfolg, den wir da hatten, hat gerade bei mir einen Druck und eine Erwartungshaltung ausgelöst, die nicht sehr gesund war. Das ging bis zu einem Punkt, an dem ich die Leidenschaft für das Musikmachen verloren hatte. Viele Texte auf „Perceptions“ befassen sich mit genau diesem Thema: Was passiert, wenn man plötzlich sich selbst, sein eigenes Tun, seinen Charakter und seine Grundüberzeugungen infrage stellt? Diese Phase hat bei mir mehrere Monate gedauert. Ich kann mich nur bei meinen Bandkollegen und meiner Familie bedanken, dass sie es geschafft haben, mich wieder zu erden. Denn erst als ich meine ganzen inneren Dämonen besiegt hatte und mich selbst wieder als guten, wertvollen Menschen gesehen habe, kam auch die Leidenschaft für die Musik zurück. So gesehen hat sich also seit dem Debüt eine ganze Menge geändert!
Wenn ihr jemanden bei einem Date mit „Perceptions“ beeindrucken wolltet, wie würdet ihr es möglichst charmant beschreiben?
„Perceptions“ ist eine ehrliche, verwundbare Platte, die direkte Einblicke in unser Seelenleben gewährt. Und dort gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern auch eine ganze Menge Grau. Die Platte ist kein Konzeptalbum, aber beschäftigt sich damit, wer man ist, wer man sein möchte und wie man dahin kommt.
Was habt ihr aufgrund der Corona-Pandemie an geplanten Events über den Haufen werfen musstet? Und wie geht ihr die Zeit nach der Pandemie an?
Die Pandemie hat unseren Plan bis zur Veröffentlichung unseres Albums eigentlich vollständig zerstört. Da geht es uns wie sehr vielen anderen Künstlern. Wir mussten knapp 15 Konzerte absagen oder in den Herbst und Winter verschieben. Wenn du ein neues Album am Start hast, ist das Touren natürlich eigentlich ein wesentlicher Teil dessen, was du in den Monaten nach der Veröffentlichung tun möchtest. Da hat es uns also schwer erwischt. Wenn die Pandemie einmal vorbei ist – hoffentlich so bald wie möglich –, werden wir genau das tun, was uns nun verwehrt ist: Wir gehen auf Tour und präsentieren „Perceptions“ endlich auch live.
Inwieweit hat Zeit bei den Aufnahmen eine Rolle für euch gespielt? Normalerweise proben Bands ja ihre neuen Songs, buchen sich dann ein Studio und müssen in einem engen Zeitplan so kreativ sein, wie es eben geht. Wie war eure Erfahrung in dem Fall?
Wir haben das große Glück, dass unser Drummer Benny die 8 Ohm Studios in der Nähe von Augsburg betreibt. Das ist nicht nur unser Proberaum, sondern sogar eher so etwas wie unser Headquarter. Hier passiert so ziemlich alles rund um CADET CARTER. Wenn du also ein Studio hast und hier keine wertvolle Studiozeit „buchen“ musst, ist der Faktor Zeit plötzlich nicht mehr so wichtig. Wir hatten so viel Zeit, wie wir brauchten, um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Und ich finde, das hört man unserem Album auch an. Unser Debüt hatten wir in sechs Tagen eingespielt. Für „Perceptions“ haben wir uns insgesamt fast drei Monate Zeit gelassen.
Welcher der zwölf neuen Songs ist deiner Meinung nach der repräsentativste für „Perceptions“ und warum?
Ich denke, „Windshields“ fasst das Album sehr gut zusammen. In diesem Song ist eigentlich alles versammelt, was unser Album ausmacht: Aufrichtige Texte, Melodien zwischen Euphorie und Verzweiflung, zwischen Kampf und Aufgabe, Beats, die komplex sind, ohne den Song zu überladen.
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